Berlin. Aktuell werden in Berlin vermehrt tote Fische an der Wasseroberfläche der Spree registriert. Wer in den letzten Wochen etwa am Landwehrkanal spazieren ging, hat wahrscheinlich zahlreiche Fischleichen bemerkt. Treptow-Köpenick bittet nun darum, dass solche Funde beim Fischereiamt gemeldet werden.
Erst Mitte Juni wurden 2,5 Kubikmeter tote Fische aus dem Neuköllner Schifffahrtskanal, dem Teltowkanal und dem Landwehrkanal geholt. Betroffen waren vor allem Barsche, Plötze und Bleie. „Jeder tote Fisch ist einer zu viel“, sagte Stadtnaturexperte Derk Ehlert. Nach anderen Starkregenfällen sind sogar schon bis zu fünf Kubikmeter tote Fische aus dem Wasser geholt worden.
Berlin: Erstes Fischsterben im Jahr 2023 im Landwehrkanal
Der Deutsche Angelfischerverband hatte vom ersten großen Fischsterben in diesem Jahr berichtet und auch Fische am Reichstag gezeigt. Diese seien aber vermutlich aus den Kanälen in die Spree gespült worden, sagte Ehlert.
Fälle wie diese sorgen derzeit für gesteigerte Aufmerksamkeit, weil es im vergangenen Jahr ein großes Fischsterben in der Oder in Polen gegeben hat. Experten gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund für die Umweltkatastrophe war, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart.
Starkregenfälle verunreinigen Berliner Spree seit Jahren
In Berlin ist die Ursache jedoch eine andere. Das Fischsterben hängt laut Experten mit den Starkregenereignissen zusammen. Der Grund: Wenn zu viel Regen in zu kurzer Zeit fällt, können die Abwasserleitungen die großen Mengen nicht so schnell aufnehmen. Deshalb fließt sehr viel Regenwasser in die Flüsse, Seen und Kanäle. Hinzu kommt: Wenn die Schadstoffe im Wasser von Bakterien zersetzt werden, wird viel Sauerstoff verbraucht, der manchen Fischen dann fehlt.
Solche Fälle von plötzlichem Fischsterben hat es in den vergangenen Jahren immer wieder nach Starkregen gegeben. Etwa im Jahr 2017 wurden tonnenweise tote Fische aus dem Landwehrkanal geborgen. Auch damals hieß es, dass massive Regenfälle zu viele Schadstoffe von den Straßen mitgeführt hätten und auf diese Weise das stark verunreinigte Wasser in den Kanal gelang.
Das Problem tritt seit Jahren immer wieder auf. Deshalb erweitern die Berliner Wasserbetriebe das Netz an unterirdischen Rückhaltebecken. Ab 2030 soll so möglichst viel von dem Wasser, das überirdisch anfällt, erst einmal aufgefangen, zwischengespeichert und gereinigt werden. Auf diese Weise soll es nicht ungefiltert in die Flüsse oder Kanäle gelangen.