Berlin. Vor fast drei Monaten gewann der Berliner Fotograf Boris Eldagsen den beachteten Sony World Photography Award (SWPA) mit einem mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) generierten Bild. Er lehnte den Preis später ab, aber erzielte er den von ihm gewünschten Effekt: Die ganze Welt diskutierte anschließend über das Verhältnis von KI und Fotografie, auch über Foto-Fachkreise hinaus.
Nun steht die Ausschreibung für die nächste Runde des SWPA an, und die Veranstalter haben ganz in Eldagsens Sinne ihr Regelwerk angepasst. Sie präzisieren, dass alle Einreichungen ursprünglich von einer digitalen oder analogen Kamera stammen müssen, nachträgliche Bearbeitungen sollen kenntlich gemacht werden.
Das taten sie allerdings im Stillen und ohne je den Dialog mit Eldagsen zu suchen. „Ich habe, seit ich bei der Preisverleihung von der Bühne gegangen bin, nie wieder etwas von ihnen gehört“, so der Fotograf. Am nächsten Morgen war sein Bild aus der Ausstellung und von der Webseite verschwunden. Die Debatte, die der Fotograf losgetreten hatte, war dennoch nicht mehr aufzuhalten.
Eldagsen: Warnung for Desinformation durch KI-generierte Bilder
Eldagsen, der durch seine Aktion wider Willens zum Aktivisten wurde, will fortan vor allem vor dem Potenzial zur Desinformation warnen, dass KI-generierte Bilder besitzen. „Die Komplexität des Themas und die Folgen für die Presse und die Demokratie sind noch nicht vollkommen durchgedrungen“, so der Fotograf.
Mit dem deutschen Fotorat, in dem künstlerische Fotografen, aber auch Bildjournalisten organisiert sind, erarbeitete Eldagsen ein Positionspapier zum Thema KI und Fotografie, das auf der Webseite des Fotorats einsehbar ist. Darin fordern sie unter anderem eine Begriffsklärung – ein KI-Bild soll man nicht Foto nennen –, die Verwendung ethischen KI-Trainingsmaterials sowie einen Faktencheck für Pressefotos. Damit würden sie demnächst auf die Digitalbeauftragten der Bundesländer zugehen, so Eldagsen.
Boris Eldagsen im interview:„Die Büchse der Pandora ist geöffnet“