Elstal. Das große Glück im Unglück. Genau das wurde am Mittwoch in Karls Erlebnisdorf im havelländischen Elstal immer wieder betont. „Wir sind wirklich mit einem blauen Auge davon gekommen und danken allen Rettungskräften und Helfern für ihren engagierten Einsatz“, sagte Ulrike Dahl, Gesamtleiterin Personal von Karls Erdbeerhof und Schwester des Unternehmensgründers Robert Dahl einen Tag nach dem Brand, der am Dienstag Teile des besonders bei Berliner Familien beliebten Freizeitparks in Brandenburg zerstört hatte: „Wir haben uns sehr über die Welle der Solidarität gefreut, die uns entgegen gebracht wurde.“
So wären schon kurz nach dem Löschen des Feuers am Dienstagnachmittag zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorbeigekommen, um bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen – selbst solche, die eigentlich frei gehabt hätten. „Wir Karlsianer sind wie eine große Familie“, sagte Dahl dazu fröhlich. „Wir gehen zusammen durch dick und dünn.“ Und wie soll es nun weiter gehen? Nun, zunächst einmal, so Dahl, soll alles so bleiben wie gehabt.
Karls Erlebnisdorf: Zerstörte Gebäude werden teils neu errichtet
Denn bereits am Mittwochmorgen hätten das Erdbeerdorf, der Manufakturen-Markt und die Erlebnisgastronomien wieder pünktlich um acht Uhr ihre Pforten für eine Warteschlange glücklicher Familien und Stammgäste geöffnet. Tatsächlich deutete am Tag nach dem Feuer nicht viel auf die Zerstörungswut der Flammen hin, die zuvor auf knapp 400 Quadratmeter gewütet hatten.
Wären da nicht das Einsatzfahrzeug der Kriminalpolizei, der leicht beißende Geruch nach Verbranntem, der von den verkohlten Ruinen aufstieg, und die fleißigen Parkangestellten gewesen, die überall Ruß abwuschen und die Schäden begutachteten. Zerstört wurden bei dem Brand dabei nur drei Gebäude direkt am Eingang: Ein Wurstimbiss, ein Streichelzoo mit Schafen, Ziegen und Schweinen und eine Attraktion namens Karls Kartoffelsackrutsche.
Alle drei Bauwerke sollen nun wieder errichtet werden, wie Gründer Robert Dahl bestätigte. „Wenn die Polizei in ein bis zwei Tagen mit ihrer Ermittlungsarbeit fertig ist, dürfen wir die Gerippe der abgebrannten Häuser abreißen und mit der Planung beginnen“, so Dahl. Während man die Kartoffelsackrutsche in ihrer bekannten Form wiederherstellen wolle, werde überlegt, den Imbiss und den Streichelzoo in neuem, moderneren Design zu bauen. „Ihre Vorgänger waren ja auch schon neun Jahre alt“, erklärte der Firmengründer.
Polizei ermittelt wegen Brandstiftung
Besonders froh sei er derweil, dass alle Tiere des Streichelzoos das Inferno überlebt hätten. „Unsere vier Kamerunschafe finden während der Wiederaufbauarbeiten nun zunächst einmal Unterschlupf im Berliner Zoo“, sagte Dahl. Der Rest würde in anderen Stallungen auf Karls Erdbeerhöfen untergebracht und wieder aufgepäppelt.
Entwarnung gab es am Mittwoch auch für den Feuerwehrmann, der bei der Brandbekämpfung Kreislaufprobleme erlitten hatte. Laut dem Havelländer Kreisbrandmeister Lothar Schneider ist er mittlerweile wieder aus der Klinik entlassen worden und befindet sich auf dem Weg der Besserung.
Nach wie vor unklar ist allerdings die Ursache für das Feuer, das am Dienstag in einem Werkstattgebäude ausgebrochen war. „Die Kriminalpolizei der Polizeiinspektion Havelland ermittelt nach dem Brand auf dem Gelände des Erlebnishofs wegen des Verdachts eines Brandstiftungsdelikts“, heißt es auf Anfrage von einer Polizeisprecherin. Dies sei jedoch ein Routinevorgang, der von Amts wegen eingeleitet werde, ohne dass zwingend Hinweise auf die Brandursache vorliegen müssten.
Am Mittwochvormittag hätten Brandursachenermittler mit der Untersuchung des Brandortes begonnen, um nach Hinweisen zu einer möglichen Brandursache zu suchen. „Im Rahmen der ersten Ermittlungen sind bereits am gestrigen Tag erste Zeugen befragt worden“, so die Sprecherin. Auch ein technischer Defekt kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Robert Dahl: Sicherheitskonzept hat gut funktioniert
Was auch immer der Grund für den Brand war, am Sicherheitskonzept für Park und Besucher will Dahl vorerst nichts ändern. „Natürlich werden wir uns das noch einmal ansehen“, sagte er. Aber im Großen und Ganzen hätten die Evakuierung, das Löschen, die Bereitstellung des Wassers, die Abläufe und die zu gehenden Wege am Dienstag sehr gut funktioniert.
„Es hat sich gelohnt, dass wir den Ernstfall mit den ansässigen Feuerwehren und den Mitarbeitern immer wieder trainiert haben“, so Dahl. Auch ein Grund, warum die Schäden im Park in ihrer Gesamtheit so gering seien, glaubt er.
Am Mittwoch jedenfalls war das Karls Erlebnisdorf rasch wieder mit Familien und Besuchern gefüllt, die bei bestem Wetter die Fahrgeschäfte, Achterbahnen, Attraktionen und die Kinderspielplätze genossen. „Ich bin wirklich froh, dass es nicht so schlimm ist wie befürchtet“, sagte eine Mutter, die mit ihrem dreijährigen Sohn aus Berlin angereist war. „Mein Kleiner und ich sind absolute Erdbeerhof-Fans.“