Fall in Schöneberg

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Tod in Paternoster

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Berliner Feuerwehr war in Schöneberg mit mehr als 30 Kräften im Einsatz.

Die Berliner Feuerwehr war in Schöneberg mit mehr als 30 Kräften im Einsatz.

Foto: Paul Zinken / dpa

Im Fall des 56-Jährigen, der vor Kurzem in einem Schöneberger Paternoster ums Leben kam, ermittelt die Staatsanwaltschaft die Ursache.

Berlin.  Im Fall des Mannes, der vor knapp zwei Wochen in einem Paternoster in Schöneberg ums Leben kam, führt die Berliner Staatsanwaltschaft nun ein Todesermittlungsverfahren durch. Das sagte Sprecher Sebastian Büchner der Berliner Morgenpost. Inhaltlich sei allerdings noch nicht viel bekannt, „denn die Akte selbst befindet sich noch bei der Rechtsmedizin und wird erst nach den dortigen Maßnahmen dem Dezernenten übersandt“.

Erst dann entscheide sich, ob und – falls ja – wegen welchen Delikts in ein Ermittlungsverfahren übergeleitet werde, so Büchner weiter. Dies würde geschehen, wenn sich Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden ergeben.

Der 56 Jahre alte Mann war am Mittag des 25. Mai in dem Aufzug in einem Geschäftsgebäude an der Kleiststraße ums Leben gekommen. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers vom Tag des Unglücks selbst war der Mann zwischen dem Erdgeschoss und der ersten Etage des Gebäudes zwischen die herauf- und herabfahrenden Kabinen geraten.

Notarzt konnte nach Bergung nur noch den Tod des 56-Jährigen feststellen

Mithilfe des Technischen Hilfsdienstes und der Mitarbeitern der Aufzugsfirma wurde der Man aus dem Paternoster befreit. Ein Notarzt konnte jedoch nur noch den Tod feststellen. Der Paternoster im Gebäude an der Kleiststraße läuft über sieben Stockwerke. In dem Komplex befinden sich unter anderem eine Augenklinik sowie ein Zentrum für Physiotherapie und Chiropraktik.

Paternoster gelten als altmodisch, aber auch praktisch. Der Personen-Umlaufaufzug – so die technisch korrekte Bezeichnung – ist ständig in Betrieb, verfügbar und stellt die Geduld, anders als manch ein Lift, nicht durch lange Wartezeiten auf die Probe.

Wer den Aufzug benutzen will, muss schnell sein. Denn die Kabine, die in der Regel Platz für zwei Personen bieten, halten nicht an. Ein zügiger Schritt hinein und an der gewünschten Etage wieder hinaus fordert den Nutzerinnen und Nutzern mitunter ein etwas höheres Maß an Konzentration ab.

Höchster Paternoster Europas läuft in Kreuzberg

Die ersten Paternoster fuhren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England – damals noch vor allem als Lastenaufzüge und mit Dampfbetrieb. Dieser wurde später durch Elektronik ersetzt. Der erste Paternoster in Deutschland ging Ende der 1880er-Jahre in Hamburg in Betrieb.

Heute gibt es die altmodischen Aufzüge noch an knapp zwei Dutzend Standorten in Berlin – öffentlich zugänglich etwa an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Auch der höchste Paternoster Europas ist in der Bundeshauptstadt zu finden, nämlich im Axel-Springer-Hochhaus in Kreuzberg. Er läuft über 19 Stockwerke, kann allerdings nur von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Verlags benutzt werden.

Heute werden keine Paternoster mehr eingebaut, da sie nicht mit modernen Brandschutzvorschriften vereinbar sind. Durch die offene Bauweise können sich Flammen deutlich leichter über mehrere Stockwerke ausbreiten. In der Bundesrepublik erging das Verbot bereits in den 1970er-Jahren, die DDR zog in den 80ern nach. Bestehende Anlagen dürfen allerdings bis heute weiterbetrieben werden. Bundesweit waren zuletzt etwas mehr als 200 im Einsatz.

„Pater noster“ ist Latein und bedeutet „Vater unser“

Angeblich fühlten sich Katholiken im späten 19. Jahrhundert an einen Rosenkranz erinnert, an dem man mit der Hand die Zahl der gesprochen Gebete abzählt. Daher soll sich auch der Name ableiten: „pater noster“ ist Latein für „Vater unser“.

Lesen Sie auch:

Hier gibt es noch Paternoster in Berlin

Silvesterkrawalle in Berlin: Wer kennt diese Männer?

Fünfjährige Anissa getötet: Anklage gegen Babysitter erhoben