Politiker-Dinner

Macron und Scholz in Potsdam: Sterneessen und Selfies

| Lesedauer: 5 Minuten
Jana Treffler
Bei Schweinebauch und Eigelb an Morcheln berieten Scholz und Macron sich am Dienstagabend in Potsdams einzigem Sternerestaurant. Die preußische Küche scheint dem Präsident des Landes der Haute Cuisine Freude bereitet zu haben.

Bei Schweinebauch und Eigelb an Morcheln berieten Scholz und Macron sich am Dienstagabend in Potsdams einzigem Sternerestaurant. Die preußische Küche scheint dem Präsident des Landes der Haute Cuisine Freude bereitet zu haben.

Foto: Michael Kappeler / AFP

Kanzler Scholz suchte fürs Dinner mit Präsident Macron neue preußische Küche aus. Davor machten sie einen Fan glücklich.

Potsdam.  Beim Essen macht den Franzosen so schnell niemand etwas vor. Wie also den hohen Besuch aus dem Land der Haute Cuisine beeindrucken? Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lud den französischen Präsidenten in ein Sternerestaurant in Potsdam ein. Im „Kochzimmer“ wurde den beiden inklusive Delegation neue preußische Küche serviert.

Scholz hatte Macron in seinem Wohnort Potsdam zum Abendessen getroffen. Es war das erste Mal in seiner Regierungszeit, dass er einen Staats- oder Regierungschef dort empfing. Das Treffen sollte eine gute Atmosphäre schaffen - in den deutsch-französischen Beziehungen hatte es im vergangenen Jahr geknirscht. Vom 2. bis 4. Juli kommt Frankreichs Staatschef auf Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Staatsbesuch nach Deutschland.

„Die Franzosen waren begeistert“, erzählt der Geschäftsführer des „Kochzimmers“ – oder gestern: „patron“ – Jörg Frankenhäuser am Morgen nach dem Dinner. Scholz und Macron hatten beide das sechsgängige klassische Menü von Sternekoch David Schubert verspeist, ohnehin werde im „Kochzimmer“ nach guter preußischer Manier „gegessen, was auf den Tisch kommt“. Los ging es mit Beelitzer Spargel aus den Steegwiesen, darauf folgte Eigelb mit Morcheln und Bärlauch.

Unter vier Augen: Scholz empfängt Macron in Potsdam

Die nächsten zwei Hauptgänge bestanden aus geröstetem Schweinebauch mit Salat gefolgt von Rehrücken aus dem Fläming an Pfifferlingen, roten Rübchen und Stachelbeere. Als Käse gab es den Comté Reserve einer Käserei aus dem Elsass. „Den kannte Macron natürlich schon“, sagt Frankenhäuser.

Macron und Scholz in Potsdam: Kein Brot, aber die Franzosen akzeptierten es

Zum ganzen Menü wurde kein Brot gereicht, ganz im Gegensatz zu französischen Gewohnheiten, wo zu jedem Essen Baguette serviert wird. Doch das habe Macron akzeptiert. Nur ein Mitglied der französischen Delegation habe zwischendurch einmal nach Brot gefragt. „Und das ist ja vollkommen ok.“

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Die Stimmung sei sehr gut, der „französische Charme“ des Präsidenten und der Delegation sehr präsent gewesen, so Frankenhäuser. Die neue preußische Küche des „Kochzimmers“ interpretiert die Rezepte aus der wilhelminischen Zeit neu. Dass sie sich dennoch dem französische Küchenhandwerk verpflichtet sieht, habe Präsident Macron besonders gefallen.

„Macron fand das toll“

„Die Franzosen sind die Basis“, so der Geschäftsführer von Potsdams einzigem Sternerestaurant, „darüber haben wir gestern auch gesprochen. Macron fand das toll, dass unser Herz für die französische Küche schlägt.“ Der französische Staatschef sei sehr interessiert gewesen.

Auch die Weinauswahl – schon wieder ein Spezialgebiet der französischen Gäste – kam gut an. Der Riesling „Felsenberg“, Jahrgang 2016 des Weinguts Dönhoff aus Oberhausen, wurde als Weißwein serviert, außerdem ein Spätburgunder „Kräuterberg“ von 2017 des Weinguts Meyer-Näkel aus dem Ahrtal.“

Zum Nachtisch gab es dann noch ein Rhabarbersorbet, Ingwermousse im weißen Schokoladenmantel und dazu ein Kaiserkeks aus Mürbeteig. „Ein gutes Essen ist wie eine sichere Bank“, sagt Frankenhäuser, der hohen Besuch in seinem Restaurant gewöhnt ist. Schmeckt es, gelingt auch der Rest des Abends einfacher.

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Macron machte Französischlehrerin mit Selfie glücklich

Zuvor machte Macron eine pensionierte Französischlehrerin noch mit einem Selfie glücklich. Evelyn Haupt war eigens aus Hannover angereist, um Macron zu sehen, wie sie erzählte. Die beiden Regierungschefs posierten für ein Selfie mit ihr. Sie sei ein echter Fan von Macron und habe ihn am Dienstagabend angesprochen, als er mit Kanzler Scholz (SPD) über den Neuen Markt in der Innenstadt zu dem Restaurant ging. „Es war supergut“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Sie sei aufgeregt gewesen: „Ich habe alles vergessen, was ich ihm eigentlich sagen wollte.“

So entstand das Selfie mit dem Präsident: „Ich habe ihn gebeten, es zu machen, weil er es besser kann“, sagte Haupt. „Das sehe ich häufig bei seinen Auftritten im Fernsehen und auf Versammlungen.“ Aber auch der Kanzler nahm das Handy in die Hand, um ihr eine bleibende Erinnerung zu bescheren. So zeigt ein weiteres Selfie Macron, Scholz und sie. Der Kanzler zeigte in einem Kurzvideo auf Instagram, wie es zu dem Selfie kam - und Macron teilte den Beitrag.

Wird Haupt das Selfie mit Macron als Bild rahmen? „Na klar“, sagte sie. Kleine Pins von einem Besuch in Aachen, als Macron dort den Karlspreis bekam, trägt sie bereits an einer roten Jacke und an einem T-Shirt in den französischen Farben blau-weiß-rot.