Partydrogen

„Drug Checking“ in Berlin: So funktioniert’s

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Jana Treffler
Berlin liegt nicht nur beim Kokain-Konsum bundesweit an der Spitze, auch MDMA wird hier am häufigsten konsumiert. Ein Testangebot soll die Begleitrisiken des Konsums mindern.

Berlin liegt nicht nur beim Kokain-Konsum bundesweit an der Spitze, auch MDMA wird hier am häufigsten konsumiert. Ein Testangebot soll die Begleitrisiken des Konsums mindern.

Foto: KatarzynaBialasiewicz / Getty Images/iStockphoto

In Berlin kann man ab sofort die Drogen testen lassen – kostenlos und anonym. Was man dabei beachten sollte.

Berlin.  Das lang erwartete „Drug Checking“-Projekt des Berliner Senats geht nun an den Start. Drogenkonsumierende können von nun an ihre Substanzen kostenlos an drei Standorten in Berlin testen lassen. Damit schließt sich Berlin vielen anderen europäischen Städten an, die bereits ähnliche Angebote eingerichtet haben. Alle Fragen und Antworten zum neuen Drogen-Test.

Wie und wo können Konsumenten ihre Drogen testen?

Von jetzt an können Drogenkonsumenten ihre Substanzen an drei Beratungsstellen abgeben: Bei Fixpunkt an der Lahnstraße 84 (Neukölln), Vista an der Muskauer Straße 24 (Kreuzberg) sowie der Schwulenberatung an der Niebuhrstraße 59/60 (Charlottenburg). Dort erhalten sie ein Konsumberatungsgespräch. Ein Kurier fährt die Proben anschließend nach Moabit, wo sie im Labor des Landesinstituts für gerichtliche und soziale Medizin (GerMed) getestet werden. Drei Tage später ist das Ergebnis da und kann mit einem Code abgerufen werden. Damit die Konsumierenden pünktlich zum Wochenende wissen, was sie sich zuführen, sollen die Beratungen immer dienstags stattfinden.

An wen richtet sich das Angebot?

Das Angebot richtet sich vornehmlich an Konsumierende von Partydrogen. Diese haben Zeit, ihre Drogen vor dem Feiern testen zu lassen. Zwar sollen auch Kokain und Heroin für den intravenösen Konsum getestet werden, jedoch ist für Abhängige, die auf diese Art konsumieren, der Suchtdruck oft zu hoch. Sie können nach dem Erwerb der Substanz nicht drei Tage auf ein Ergebnis warten.

Welche Drogen können getestet werden?

Alle Arten von chemischen Drogen können beim Drug Checking abgegeben werden. Da auch Cannabis immer häufiger mit künstlichen Cannabinoiden gestreckt ist, soll es möglich sein, auch davon in Verdachtsfällen Proben einzureichen. In diesen Fällen sollen sich Konsumierende allerdings vorher telefonisch melden.

Sind die Besucher der Beratungsstellen vor strafrechtlicher Verfolgung geschützt?

Die Beratung und das Abgeben der Proben erfolgt anonym. Außerdem bestehen Absprachen mit der Justiz, dass im Umfeld der Beratungsstellen nicht kontrolliert wird.

Was passiert über die Drogentests hinaus?

Neben den Beratungsgesprächen, die zum Nachdenken über den eigenen Konsum anregen sollen, werden die Teststellen Warnungen über gefährliche Substanzen herausgeben. Werden etwa bei einer Ecstasy-Pille Streckmittel oder ein besonders hoher und dadurch gefährlicher Wirkstoffgehalt festgestellt, fotografieren die Mitarbeitenden der „Drug Checking“-Stellen die durch ihre Aufdrucke leicht zu erkennenden Tabletten und veröffentlichen sie mit einer Warnung im Netz. Bei Speed oder Kokain ist dies nicht möglich, da die weißen Pulver optisch kaum zu unterscheiden sind.

Warum hat es so lange gedauert, bis das Projekt an den Start ging?

Bereits 2016 hatte sich die damalige rot-rot-grüne Koalition in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, die Risiken des Drogenkonsums zu reduzieren, unter anderem mit einem „Drug Checking“-Angebot. Nach Jahren der Planung und vielen Ankündigungen standen dann die Träger fest, es fehlten nur noch Mitarbeiter bei GerMed. Erst nachdem diese gefunden waren, konnten die Teststellen ihre Arbeit aufnehmen. Jährlich sieht der Senat 200.000 Euro für das Projekt vor.