Kleingärten in Mitte

Garten-Initiative geht das Wasser aus

| Lesedauer: 3 Minuten
Birgit Lotze
Ein Idyll mit Wiesen und Beeten hat die Garten-Initiative Jugendpark an der Leipziger Straße geschaffen, dieses Klimabeet wurde mit dem Botanischen Garten angelegt. Doch jetzt droht alles zu vertrocknen.

Ein Idyll mit Wiesen und Beeten hat die Garten-Initiative Jugendpark an der Leipziger Straße geschaffen, dieses Klimabeet wurde mit dem Botanischen Garten angelegt. Doch jetzt droht alles zu vertrocknen.

Foto: Birgit Lotze / BM

Die Bewohner zweier WBM-Plattenbauten fürchten, dass die Mieter die Rechnung für das Gießwasser zahlen müssen. „Die Anwohner werden uns lynchen.“

Berlin.  Der Garten-Initiative Jugendpark geht das Wasser aus. Seit drei Jahren arbeiten Mieterinnen und Mieter der Siedlung der Wohnbaugemeinschaft Berlin-Mitte (WBM) an der Leipziger Straße 40 und 41 daran, den Hof zu begrünen und schön zu machen. Auch die WBK unterstützt. Doch es zeichnet sich ab: Die WBK will die dafür notwendigen Wasserausgaben auf die Betriebskosten umlegen.

Die Gießgruppen hätten im vergangenen Jahr zu viel Wasser verbraucht, erklärt Annette Bönisch, Mieterin und Organisatorin der Wassergruppe der Garten-Initiative. Darauf habe die Wohnbaugemeinschaft reagiert. „Jetzt ist ein schwieriger Grad erreicht.“

„Facharbeiterin Gurke und Tomate“

Annette Bönisch ist zu DDR-Zeiten, vor ihrer Ausbildung zur Bibliothekarin, zur „Facharbeiterin Gurke und Tomate“ ausgebildet worden. Das nütze ihr heute bei der Gartenarbeit, sagt sie. Die Gartler erhielten für ihre Arbeit auch großen Zuspruch von den Mietern. Doch bei den Wasserkosten höre die Zustimmung auf. „Die Anlieger werden uns lynchen.“

Doch auch die WBM will offensichtlich nicht dafür aufkommen. Eigentlich hatte die Wohnbaugemeinschaft die Mieter hier und dort unterstützt. Sie schaffte Erde ran, auf ihre Kosten. Die WBM habe auch Wasserhähne angebracht, erzählt eine andere Mieterin bei einem Treffen mit Stadträten aus Mitte auf der Anlage. „Und jetzt das? Das geht nicht!“

Die Zeit drängt. Die Pflanzen drohen einzugehen. Annette Bönisch sagt, offiziell werde nicht mehr gegossen, seitdem die Pläne zur Umlage auf die Mieter bekannt wurden. Die ganze Arbeit, drei Jahre, sei umsonst gewesen, falle nicht bald eine Entscheidung. Sie erinnert daran, dass auch die Pflanzen bezahlt worden seien, die Stadtteilkasse und der Bezirk Mitte habe die Garten-Initiative unterstützt.

Zwei Springbrunnen und die Plansche ohne Wasser

Der Jugendpark wurde in den Siebzigerjahren als Sport- und Erholungsfläche für Anwohner der zwei riesigen Plattenbauten errichtet. Nach der Wende wurde er von der WBM übernommen. Die Rampen des Skateparks werden heute kaum genutzt. „Ungepflegt und zu gefährlich“, heißt es. Bei den Wasserausgaben ist die WBM seit Jahren zurückhaltend: Zwei große Springbrunnen gibt es auf dem Areal, dort läuft kein Wasser. Auch die sogenannte Plansche, die bei Kindern so beliebt war, ist ausgetrocknet. Passanten kommen hier selten hin, obwohl das große Areal durchaus mit DDR-Charme aufwartet. Nein, mehr noch sei der etwas versteckte Ort bei Taxifahrern bekannt, hieß es bei dem Treffen. „Sie halten hier an und gehen zum Pullern.“

Blühinseln, Hochbeet mit Farn, ein Klimabeet

Vor drei Jahren hatten sich einige Mieterinnen und Mieter zunächst zum Gießen verabredet. Sie wollten nicht auch noch die Pflanzen verkommen lassen, wollten beim Heraustreten aus den Hochhäusern einen „schönen Blick“. Aus dem Gieß-Projekt wurde mehr: Inzwischen sind Blühinseln angelegt, um die sich Kinder als Paten kümmern. Es gibt Hochbeete, auch mit Farn, Schilder weisen auf „Mietergärten“ hin. In Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten wurde ein „Klimabeet“ angelegt, auch die Berliner Universitäten sind eingebunden. Erforscht wird, wie Pflanzen sich unter den bestehenden Umständen entwickeln.

Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD), der bei der Besprechung im Garten anwesend war, versprach, das Gespräch mit der WBM zu suchen. Die Garten-Initiative selbst hat erst in einigen Wochen einen Termin mit der WBM, da könnte es zu spät sein für die Pflanzen. Bei dem Termin soll mit der WBM ein Gestaltungskonzept für den Garten, den die Initiative vorlegen musste, diskutiert werden.

Mehr aus Berlin-Mitte lesen Sie hier.