Berlin. Berlins neue Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch ist auch KMK-Präsidentin. Sie muss gleich vermitteln.

Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) ist für die kommenden acht Monate zusätzlich Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK). In einem ersten Pressegespräch kündigte sie an, am Schwerpunktthema Qualität im Ganztag ihrer Amtsvorgängerin Astrid-Sabine Busse (SPD) festhalten zu wollen. „Das Thema wird beibehalten“, sagte Günther-Wünsch. Ein gutes Ganztagsangebot sei wichtig. Ebenfalls ganz oben auf der Agenda stehe für sie die Bekämpfung des Lehrkräftemangels. Hier wolle Günther-Wünsch wenn nötig in Absprache mit den anderen Bundesländern auch neue und unkonventionelle Wege gehen.

Sie plädiert dafür, zum Beispiel auch Lehrkräfte zuzulassen, die nur ein Fach unterrichten. Man könne es sich aktuell zumindest bei den Mangelfächern nicht leisten, auf diese Ressourcen zu verzichten. Ein Diplom-Chemiker, Mathematiker oder IT-ler müsse nach Ansicht der KMK-Präsidentin nicht unbedingt noch mehrere Jahre ein anderes Fach nachstudieren und ein Referendariat absolvieren. Stattdessen sollte er das nötige methodisch-didaktische Handwerkszeug bekommen und dann nach anderthalb, zwei Jahren auch mit einem Fach unterrichten können, so Günther-Wünsch. Dass eine Lehrkraft einen akademischen Abschluss braucht, daran will Günther-Wünsch allerdings festhalten.

Ausländische Abschlüsse schneller anerkennen

Mehr Tempo wünscht sich die Bildungssenatorin bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Das ganze Verfahren müsse beschleunigt und die Sprachbarriere gesenkt werden. „Momentan brauchen ausländische Lehrkräfte, die im Berliner Schuldienst eingestellt werden wollen, zwingend das C2-Sprachniveau“, so Günther-Wünsch. Sie könne sich vorstellen, auch Lehrkräfte einzusetzen, die ein niedrigeres Sprachniveau haben. „Man könnte zum Beispiel damit beginnen, sie zusätzlich zu anderen Lehrkräften in Doppelsteckungen zu beschäftigen und ihnen die Möglichkeit geben, ihr Sprachniveau zu verbessern“, erklärte Günther-Wünsch.

Dringenden Bedarf sieht die KMK-Präsidentin auch bei der Reform des Lehramtsstudiums. Es gebe zu wenige Bewerber und gleichzeitig eine hohe Abbruchquote vor allem im Bereich der Grundschullehrkräfte. „Wir müssen hier schauen, wie wir dieses Studium attraktiver gestalten und trotzdem die Qualität beibehalten und die zukünftigen Lehramtsanwärter auf die horrenden Herausforderungen im Schulsystem vorbereiten“, so Günther Wünsch.

Verschnupfte Stimmung zwischen Bund und Ländern

Ausgeschlossen hat Günther-Wünsch den Vorschlag der Ständigen wissenschaftlichen Kommission (SWK), die Teilzeitregelung der Lehrkräfte einzuschränken. „Wir werden die Lehrkräfte nicht zwanghaft in Vollbeschäftigung führen“, so Günther-Wünsch. Das sorge keinesfalls für ein motiviertes Kollegium. Sie setze lieber darauf, Anreize für die Lehrkräfte zu schaffen.

Die KMK-Präsidentin betonte, dass ihr eine gute Zusammenarbeit mit dem Bund sehr wichtig ist. „Hier gibt es jedoch die ein oder andere Schieflage“, sagte Günther-Wünsch. Vor allem in Bezug auf das Startchancen-Programm sei die Stimmung zwischen Bund und Ländern verschnupft. Mit dem milliardenschweren Startchancen-Programm sollen über zehn Jahre lang bundesweit 4000 Brennpunktschulen gefördert werden. Die Länder hätten sich im Vorfeld bereits auf Eckpunkte verständigt, doch nun sei der Bund mit einem eigenen Eckpunkte-Papier vorgeprescht, ohne sich mit den Ländern abzustimmen.

„Das sind momentan schon sehr robuste Verhandlungen“, so Torsten Kühne, Vorsitzender der Amtschefskonferenz und Staatssekretär für Schulbau und Schuldigitalisierung. Günther-Wünsch ist aber zuversichtlich, dass sie in der Situation vermitteln kann. „Wir brauchen das Startchancen-Programm, und wir müssen einen gemeinsamen Weg finden, damit es schnell umgesetzt wird“, so Günther-Wünsch. Sie rechne damit, dass sie schon demnächst zu einem Gespräch darüber mit Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) zusammenkommen werde. Man müsse hier zu einem konstruktiveren Austausch finden, so die KMK-Präsidentin.

Anschlussfinanzierung noch offen

Diskussionsbedarf gebe es auch bei der Fortsetzung des Digitalpakts. „Hier brauchen wir eine Finanzierungssicherheit“, sagte Günther-Wünsch. Noch sei nicht klar, wann und in welchem Maße der Bund hier Gelder zur Verfügung stellen werde. Das sei aber wichtig zu wissen, um begonnene Projekte fortzuführen. So gebe es in Berlin zum Beispiel mittlerweile 160 IT-Administratoren, die an jeder Schule einmal pro Woche zur Verfügung stehen. Das sei noch nicht optimal, so Kühne, aber immerhin eine Verbesserung zu vorher. Denn da waren es Lehrkräfte, die sich ehrenamtlich um die IT der Schulen gekümmert haben. „Wir würden das gern weiter ausbauen, damit die IT-Administratoren in den Schulen noch mehr vor Ort sein können“,so Kühne.