Berlin. Bei Fahrraddemonstrationen unter dem Namen Kidical Mass haben Familien am Wochenende in Berlin für sichere Rad- und Schulwege demonstriert. An beiden Tagen waren laut Polizei jeweils rund 800 Teilnehmer unterwegs, darunter auch viele Kinder. Am Sonntag vereinigten sich die Korsos aus der ganzen Stadt, ehe die Kundgebung auf dem Tempelhofer Feld ihren Abschluss fand. Dort gastierte am Wochenende die Fahrradmesse VeloBerlin 2023.
Organisiert wurde Veranstaltung vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Berlin (ADFC), der Initiative Changing Cities und dem Verkehrsclub Deutschland Nordost. „Wir fordern vom neuen Berliner Senat das gleiche wie vom alten: Mehr sichere Radwege, auch abgetrennt vom Autoverkehr, und mehr Fahrradabstellplätze“, betonte ADFC-Sprecher Karl Grünberg. Manche hätten Angst im dichten Berliner Straßenverkehr. Ziel müsse es sein, dass die Kinder ohne Hilfe ihrer Eltern sicher und verlässlich mit dem Rad zur Schule gelangen können.
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„Kidical Mass“: Fahrraddemo soll Verkehrssicherheit speziell für Kinder verbessern
Das ist auch einer der Hauptgründe für viele Eltern, mit ihren Kindern an der Demo teilzunehmen. „Die Kinder sollen möglichst eigenständig unterwegs sein können“, sagt Jule Ahrend. Sohn Janosch (2) sitzt währenddessen vorn im Lastenrad, Bruder Hannes (5) fährt bereits auf seinem eigenen Kinder-Mountainbike mit. Vater Frederick unterstützt das. „Das Fahrrad ist in der Stadt einfach ein sinnvolles Verkehrsmittel, selbst unabhängig von ökologischen Erwägungen.“ Das Auto nutze die Familie im Alltag nur, wenn es sein müsse.
Mehr Aufmerksamkeit für den Radverkehr wünscht sich auch Vater Niko. Er ist mit seiner fünfjährigen Tochter Theresa zum ersten Mal dabei, hat jedoch schon an der Raddemo „Critical Mass“ teilgenommen. Er freut sich, dass es jetzt eine Aktion speziell für Kinder gibt. „Ich möchte mehr Aufmerksamkeit für Fahrradfahrende“, sagt er. Entsprechend wichtig sei die Teilnahme an der Veranstaltung.
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Simona sieht das ähnlich. „Wir wollen auf friedliche Weise zeigen, dass vor allem für Kinder mehr Raum im Straßenverkehr benötigt wird“, sagt die junge Mutter. Auf die Teilnehmer der Fahrraddemo trifft das definitiv zu: Als sich die Demostränge am Sonntag vor der Jugendverkehrsschule am Sachsendamm treffen, malen Kinder unter Absicherung der Polizei auf der Straße, aus Boxen auf Lastenrädern ertönen Kinderlieder, während der dreijährige Asa vom Kindersitz aus Seifenblasen pustet.
Neben den Organisatoren treten auch gleich zwei Jungs ans Mikro: „Es sollte in Berlin mehr Radwege geben“, sagt ein Junge. „Ich wünsche mir weniger Privatautos“, ergänzt ein anderer. Für Stadträtin Eva Majewski (CDU), die im Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg die Stadtentwicklung verantwortet, ist das eine Mahnung: „Ihr zeigt uns, dass wir Alt und Jung immer mitdenken müssen“, so die Verwaltungsleiterin.
Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg: Seit Einführung des Berliner Mobilitätsgesetzes im Jahr 2018 habe sich für Radfahrer zwar einiges zum Positiven gebessert, „aber noch zu wenig“, befindet ADFC-Mann Karl Grünberg. Die Initiative Kidical Mass rief am Wochenende bundesweit zu mehr als 400 Kinderdemos auf, unter anderem in Hamburg, München und Köln.