Nackte Tatsachen

Entblößte Klimaaktivisten frieren am Alten Museum

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Aktivisten der Klimaschutzorganisation Extinction Rebellion stehen mit entblößten Oberkörpern auf den Treppen des Alten Museums. Im Anschluss gibt es eine wärmende Belohnung.

Aktivisten der Klimaschutzorganisation Extinction Rebellion stehen mit entblößten Oberkörpern auf den Treppen des Alten Museums. Im Anschluss gibt es eine wärmende Belohnung.

Foto: Maurizio Gambarini / FUNKE Foto Services

„Keine Kunst auf einem toten Planeten“: 19 Aktivisten der „Extinction Rebellion“ protestieren halb nackt – und mit Wärmflaschen.

Berlin.  Nach Farbattacken auf die FDP-Zentrale, der Stürmung des Hotel Adlon und einer Fahrradtour auf der Autobahn nun das: Klimaaktivisten der „Extinction Rebellion“ (XR) haben sich am Sonntag auf der Treppe des Alten Museums entblößt. „Keine Kunst auf einem toten Planeten“, rief der Chor den verdutzten Besuchern auf dem Vorplatz entgegen. „Wir wollen nicht, dass das Leben auf der Erde Geschichte ist“, lautete der Schlachtruf im Zeichen der Klimakrise.

Anders als Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ verzichten die Anhänger der „Extinction Rebellion“ darauf, in Museen einzudringen und Kunstwerke absichtlich zu beschädigen. Mit freiem Oberkörper und auf die Haut gemalten Parolen erinnert die Präsentation eher an Zwischenfälle mit den Russland-Rebellinnen von „Pussy Riot“.

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Laut Sprecherin Hedwig genügt es der „Extinction Rebellion“ beim barbusigen Protest, „dass wir ein Bild entfalten, das auf dem Platz von vielen Menschen gesehen wird“. Trotz der defensiven Aufführung von nackten Tatsachen am Alten Museum jagte ein Mitarbeiter des Hauses die Gruppe mit einem wütenden Ruf davon: „Runter hier, sonst rufen wir die Polizei“, lautete die Drohung.

„Extinction Rebellion“ darf legal in Berlin-Mitte campieren

Mit Polizei-Einsatzkräften hatten es die Protestteilnehmer in den vergangenen Tagen immer wieder zu tun. Von einem Camp am Invalidenpark in Mitte aus, das noch bis Dienstag genehmigt ist, rücken die Rebellen täglich zu Aktionen aus. Bis zu 500 Personen weilen dort tagsüber – im Einklang mit dem Versammlungsfreiheitsgesetz von Berlin, wie Behörden meinen. Das Camp unterliege laut Aussage der Polizei der „Erlaubnisfreiheit“ auf öffentlichen Flächen und zeigt eine „neuere, zunehmend Verbreitung findende Form des kollektiven Protests“. Eine solche Art der Versammlungsfreiheit zu verbieten, unterliege hohen rechtlichen Hürden, heißt es. Und so bleiben die Rebellen in ihrem Lager unbehelligt. Selbst wenn sie dort womöglich Straftaten planen sollten.

Hauptanliegen der Aktionen von Campteilnehmern ist es, sich mit einer „Zwillingskrise“ auseinandersetzen, wie Sprecherin Hedwig bei der neuesten Kundgebung auf der Museumsinsel noch einmal erklärte. Zum Klimawandel hinzu käme die Krise der Biodiversität, die zu einem verhängnisvollen Artensterben führt.

Klimaaktivisten nennen Autobahnen „ein tödliches System“

Befeuert werde dieses Sterben in ganz Deutschland durch rücksichtslose Bauprojekte, wie etwa den Bau der Autobahn A26 Ost in Hamburg. Eine solche Autobahn sei „ein tödliches System“, warnte einer der Protestteilnehmer am Alten Museum. Und was hat das mit dem Berliner Museum zu tun, das eine Sammlung von bedeutenden Kunstwerken der Antike zeigt? „Das Leben ist wichtiger als die Kunst“, lautet die Erklärung der Rebellen. Wenn das Leben verschwände, sei die Kunst bedeutungslos.

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In dieser Behauptung nähert sich die XR unverkennbar der „Letzten Generation“. Allerdings ohne die Konsequenz, Kunst im Namen des Protests mutwillig zu beschädigen. Schon das Ausziehen von Kleidung genügt – und ist laut Sprecherin Hedwig ein „sehr wirkungsvolles Mittel“, um Kritik an fehlendem Krisenbewusstsein zum Ausdruck zu bringen.

Rebellen werden für das Frieren mit Wärmflaschen belohnt

Die auffälligste Reaktion auf der Museumsinsel war dann allerdings das Kläffen eines Hundes, der in die Sprechchöre der Rebellen einstimmte. Nach zehn Minuten stellten die Klimaaktivisten ihre Darbietung freiwillig ein. Und erhielten zum Dank von ihren Mitstreitern Wärmflaschen. Wenn es um den Kampf gegen Artensterben und Klimakrise geht, soll sich offenbar niemand erkälten.