Berlin. In den meisten Bezirken in Berlin fahren weniger Autos als im Vorjahr. Doch ein Bezirk macht eine Ausnahme. Das sind die Zahlen.
Mit dem im Sommer 2018 beschlossenen Berliner Mobilitätsgesetz hat sich der Senat einen Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik entschieden. „Nicht mehr der frei fließende motorisierte Verkehr steht in ihrem Mittelpunkt, sondern diejenigen, die besonderer Rücksichtnahme und mehr Schutz bedürfen“, beschreibt die Senatsverkehrsverwaltung den Kern ihres Gesetzes. Als Maßnahme soll vor allem der Autoverkehr verringert werden. Die Bemühungen zeigen erste, wenn auch nur zarte, Erfolge. Das belegen Zahlen, die das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg zu Personenkraftwagen (Pkw) nun veröffentlicht hat. Überraschend ist allerdings auch die Zunahme von Pkw in einigen Bereichen.
Laut Amt ist der Bestand an Pkw in Berlin ist im Jahr 2022 um 1283 Autos weiterhin angestiegen: Das ist ein Mehr von 0,1 Prozent. Insgesamt gibt es in Berlin 1,23 Millionen Pkw. Die Anzahl hat auch seit Einführung des Mobilitätsgesetzes stets zugenommen, büßt aber an Dynamik ein. Zum Vergleich: 2019 gab es nur 1,21 Millionen Pkw in Berlin. In 2022 ist der Motorisierungsgrad von 325,5 auf 319,4 Pkw je 1000 Einwohnerinnen und Einwohner gesunken, so das Amt für Statistik.
„Berlin hat die besten Voraussetzungen für eine Verkehrswende, die den Menschen den Verzicht aufs private Auto ermöglicht. Wenn der ohnehin niedrige Motorisierungsgrad nun noch weiter sinkt, ist das ein ermutigendes Zeichen - denn Städte mit weniger Autoverkehr sind lebenswerte Städte“, kommentierte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne). Mit Hinsicht auf die künftige Berliner Regierung setzte sie nach: „Allerdings braucht es dafür eine klaren politischen Kurs, Überzeugungskraft und Geduld - es wäre bitter für Berlin, wenn ein neuer Senat hier den Rückwärtsgang einlegt.“
Überraschung bei Unternehmen und Verwaltung in Berlin
Dabei lohnt ein Blick in die Details, wo sich einige überraschende Ergebnisse zeigen: Pkw blieben mit einem Anteil von 82,2 Prozent an allen Kraftfahrzeugen die am häufigsten vertretene Fahrzeugklasse. 2021 war ihre Zahl um 0,6 Prozent gestiegen. Doch während sich der Bestand an privaten Pkw um 1,1 Prozent auf 1,09 Millionen verringerte, stieg er im Unternehmens- und Behördensektor um 10,7 Prozent auf 138.444 Pkw an. Es liegt die Vermutung nahe, dass viele Autofahrer auf eine zweirädrige Alternative umgestiegen sind: Am stärksten stieg die Anzahl der Krafträder mit einem Plus von 6875 Fahrzeugen bzw. 6 Prozent. Ihr Anteil am Kraftfahrzeugbestand betrug 8,1 Prozent.
Auf 1000 Einwohnerinnen und Einwohner in Berlin kamen im vergangenen Jahr 319,4 Pkw, darunter 282,3 auf private Halterinnen und Halter. 2021 hatte der Motorisierungsgrad noch bei 325,5 Pkw (291 privat) je 1000 Einwohner gelegen. In allen Bezirken außer Charlottenburg-Wilmersdorf (+9,2 Pkw/1000 Einwohner) ging der Motorisierungsgrad 2022 zurück. Mit einem Minus von 11,5 Pkw/1 000 Einwohnern verzeichnete Lichtenberg den stärksten Rückgang: Auf 1 000 Einwohner kamen 277,4 Pkw, im Vorjahr waren es 288,9.
Am meisten Pkw in Steglitz-Zehlendorf – Verbrenner werden weniger
Den höchsten Motorisierungsgrad hatte Steglitz-Zehlendorf mit 394,4 Pkw/1000 Einwohner (2021: 402,9). In Friedrichshain-Kreuzberg war er mit 209,5 Pkw/1000 Einwohnern am niedrigsten, etwa halb so hoch wie in Steglitz-Zehlendorf.
Zwar sind in Berlin 1,12 Millionen der zugelassenen Pkw mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet (Benzin, Benzin/Gas-Gemisch, Diesel) und stellen somit den größte Teil. Dem stehen inzwischen 108.741 Pkw mit alternativen Antriebsarten (Elektro, Plug-in-Hybrid, Hybrid) gegenüber. Während es insgesamt 30.717 Pkw mit Verbrennungsmotor bzw. 2,7 Prozent weniger waren, nahm die Zahl der Pkw mit alternativen Antriebsarten gegenüber dem Vorjahr um 32.026 bzw. 41,7 Prozent zu. Besonders stark sank die Anzahl von Pkw mit Benzinmotor im Privatbereich (-23.243) und Pkw mit Dieselmotor (–3048) bei Behörden und Unternehmen.
Der Bestand der Bestand der Pkw mit Verbrennungsmotoren sank in allen Bezirken, am stärksten jedoch in Mitte mit einem Minus von 3758 Pkw. In Mitte fuhren 86,4 Prozent aller Pkw mit einem Verbrennungsmotor. In absoluten Zahlen am meisten Elektro-, Hybrid- und Plug-Hybrid-Pkw (+6904) waren in Charlottenburg-Wilmersdorf zugelassen. Das entspricht 13,9 Prozent aller Pkw im Bezirk.