Konzert am Brandenburger Tor

Klimaschutz: Berliner fordern mehr Tempo

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Birgit Lotze
Berlin soll am Sonntag mit Ja abstimmen für eine zügige Klimaneutralität der Stadt, forderten am Sonnabend Musiker und Musikerinnen wie Igor Levit, Element of Crime oder das Orchester des Wandels (Foto).

Berlin soll am Sonntag mit Ja abstimmen für eine zügige Klimaneutralität der Stadt, forderten am Sonnabend Musiker und Musikerinnen wie Igor Levit, Element of Crime oder das Orchester des Wandels (Foto).

Foto: Sergej Glanze / FUNKE Foto Services

Am Tag vor der Abstimmung zum Volksentscheid „Berlin 2030 klimaneutral“ werben die Befürworter mit einem großen Konzert am Brandenburger Tor.

Berlin.  Mehr Tempo beim Klimaschutz forderten Tausende Berlinerinnen und Berliner bei einer Kundgebung mit vielen Musik-Acts am Brandenburger Tor. Das Jahr 2045 als Ziel für Klimaneutralität sei viel zu spät. „Wir dachten auch, wir hätten noch Zeit“, hält ein Dino den Aktivisten und Besuchern auf einem Schild entgegen. Es ist eine sehr bunte Ansammlung, die sich wünscht, dass Berlin 2030 klimaneutral wird.

Element of Crime hat zugesagt, Igor Levit, die Beatsteaks spielen und viele mehr. Der Regenguss verwandelt sich ausgerechnet da in Tröpfeln, als die Staatskapelle Berlin als Orchester des Wandels die ersten zarten Klänge hervorzaubert. Die Minen bei den Aktivisten von Klimaneustart, der Veranstalter, hellen sich erst später auf. Denn um 15 Uhr, als es losgeht, scheint es noch so, als ob mehr Medienvertreter in der Gegend stehen als Publikum. Luisa Neubauer von Friday for Future, wegen der jetzt schon einige Jugendliche da sind, wird erst um kurz vor 20 Uhr erwartet.

35.000 Menschen sind angekündigt, zumindest hat der Veranstalter das so bei der Polizei angemeldet. Bis zum Abend würden vielleicht so viele zusammenkommen, meint Bündnissprecher Stefan Zimmer. „Aber eben nicht auf einmal.“

Werbung für das Klima bis zum letzten Augenblick

Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, singt Pheline Raggan zu den Klängen des Orchesters des Wandels auf der Bühne. „Auch nicht die intelligenteste. Sondern diejenige, die am besten auf Veränderung reagiert.“

Die Stadt Berlin soll sich für das Überleben schnell fitmachen, so der Wunsch der Veranstalter der Großkundgebung, die Aktivisten von Klimaneustart. Bis zur letzten Sekunde wollen sie werben für den Volksentscheid „Berlin 2030 klimaneutral“. In den Kiez-Teams seien immer noch rund 1500 Aktivistinnen und Aktivisten unterwegs, auch während des Konzerts, berichtet Bündnissprecher Stefan Zimmer. Auch noch am Sonntag, wenn der Volksentscheid abgestimmt wird.

Unternehmer plädiert für grüne Erneuerung

Vor vier Jahren ist die Initiative 2030 entstanden, da waren es nur ein paar Menschen. Inzwischen ist es eine Bewegung, die auf breite Unterstützung zählen kann – von ganz unterschiedlichen Akteuren. Jochen Wermuth spricht auf dem Podium. Der Unternehmer und Investor sagt, Berlin könne, würde es in Sachen Klimaneutralität wirklich Tempo vorlegen, auch international Boden wettmachen. „Eine grüne Erneuerung der Stadt würde Investitionen in allen Bereichen begünstigen.“

Die Omas for Future sind da. Ina Pause ist eigentlich von den Omas gegen Rechts, doch sie arbeiten bei verschiedenen Themen zusammen, erzählt sie. Sie ist Deutschlehrerin, war schon bei der Bauplatz-Besetzung des geplanten Atomkraftwerks Wyhl dabei und hat sich viel mit Klimawandel beschäftigt.

Eigentlich hätte doch jeder auf eine drohende Klimakatastrophe gefasst sein müssen, findet sie. Schon in den Achtzigerjahren hätten Schulbücher Grafiken und Statistiken enthalten, die vor möglichen katastrophalen Klimafolgen gewarnt haben. Sie sei seit 37 Jahren Vegetarierin und habe sich auch sonst darauf eingestellt, sich möglichst umweltgerecht zu verhalten.

Viel Unterstützung aus dem Kulturbereich

Viele Künstler sind da, vor allem Musiker. Martin Oetting vom Ensemble Vollehalle berichtet von einer großen Unterstützung aus allen Teilen der Berliner Kunst- und Kulturlandschaft für eine baldige Klimaneutralität.

Auch kirchliche Organisationen trifft man. Die Klimakrise sei auch eine soziale und humanitäre Krise, begründet Sozialdiakon Micha Heinisch-Kirch seine Anwesenheit auf der Klimaneustart-Kundgebung. Sein Schwerpunkt liege auf der Jugendarbeit – und es seien ja die Jungen, die den Mangel an Nachhaltigkeit ausbaden müssten. „Die Spielräume werden mit jedem Jahr kleiner. Wir müssen jetzt ins Handeln kommen.“