Berlin. Wegen der aktuellen Tarifkonflikte haben die Gewerkschaften auch die Beschäftigten der Deutschen Bahn im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Für Berlin könnte das weitreichende Folgen haben, da viele Arbeitnehmer in der Region auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Alle aktuellen News zum Streik in Berlin heute lesen Sie in unserem Liveblog.
Deshalb haben Mitarbeiter der Deutschen Bahn, die am Montag nicht zum Streik aufgerufen wurden, auch die Möglichkeit von zuhause zu arbeiten. „Homeoffice ist seit der Pandemie gängige und geübte Praxis für Büromitarbeitende und kann auch am Streiktag, so betrieblich möglich, genutzt werden“, sagte ein DB-Sprecher auf Nachfrage. Allerdings verwies er auch darauf, dass die BVG nicht bestreikt werde und teilweise, neben Fahrrad oder PKW, als Alternative für den Arbeitsweg genutzt werden könne.
Auch BVG ist vom Streik betroffen
In den frühen Morgenstunden sind die Berliner Verkehrsbetriebe allerdings selbst vom Streik betroffen. Busse und Straßenbahnen müssten pünktlich in Gang kommen, sagt der Pressesprecher der BVG. Das hieße, es müsse gesichert sein, dass diejenigen, die frühmorgens zu den Betriebshöfen los müssten, dort rechtzeitig ankämen. Insoweit organisierte die BVG am Freitagnachmittag Fahrgelegenheiten. Abgecheckt wurde auch, ob irgendwo Führungskräfte früher als gewöhnlich eingesetzt werden müssen, damit alles reibungslos klappt.
Ansonsten gelte bei der BVG wie bei anderen großen Arbeitgebern auch, dass die Verwaltungsangestellten ins Homeoffice wechseln könnten, so der BVG-Sprecher. Nur die Fahr-Jobs könne man schlecht ins Homeoffice schicken. Doch die Fahrerinnen und könnten zumindest auf die BVG-eigene Beförderung zurückgreifen – auf U-Bahn, Bus, Straßenbahn und Fähre.
Normalbetrieb in den Schulen
Normalbetrieb soll auch in den Berliner Schulen herrschen. Da die BVG mit ihren U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen weiter im Dienst ist, gelte auch am Montag die normale Schulpflicht, hieß es aus der Bildungsverwaltung. Zumal die meisten Grundschülerinnen und Grundschüler ohnehin im Einzugsbereich ihrer Schule wohnen würden und dort dann das Motto „kurze Beine, kurze Wege“ gelte.
Zu Unterrichtsausfall könne es am Montag jedoch aus einem anderen Grund kommen: Für die weiblichen Beschäftigten der allgemeinbildenenden Schulen findet von 12 bis 15 Uhr im Friedrichstadt-Palast die erste berlinweite Frauenversammlung statt. Thema ist das sogenannte Gender Budgeting, also die geschlechtergerechte Verteilung der Gelder. Die weiblichen Lehrkräfte, die daran teilnehmen möchten, werden freigestellt.
Mitarbeiter der Stadtwerke nutzen E-Bikes
Entspannt sieht man bei den Berliner Stadtwerken dem Streik am Montag entgegen. „Innerhalb der Stadt, da, wo die BVG fährt, kommen wir klar“, sagt deren Sprecherin. Die Energieversorgung – 33.000 Kunden beziehen ihren Strom bei den Stadtwerken – sei automatisiert, man stelle im Vorfeld sicher, dass immer eine Notschicht im Werk ist.
Was die Klärwerke angeht, stiegen wohl viele Mitarbeiter am Montag auf das Auto um. Falls sie das nicht auch sonst schon nutzten, da die Klärwerke fast alle außerhalb der Stadt liegen. Nur das Klärwerk in Ruhleben könne man am Montag mit der U2 noch erreichen. Auch die Wasserbetriebe lege ein Streik nicht lahm. Bis auf das Werk in Stolpe lägen die Wasserbetriebe sämtlich auf Berliner Gebiet und liefen vorwiegend ferngesteuert. Viele der Mitarbeitenden der Berliner Stadtwerke seien Pendler. Doch sie seien bereits streikerfahren und stellten sich entsprechend ein.
Genutzt werde ein „bunter Mix“ an Fahrmöglichkeiten, sagt die Pressesprecherin der Stadtwerke. Dabei setzten die Stadtwerke-Mitarbeiter weit mehr als früher bei weiten Strecken auf E-Bikes, eine Kollegin vom Kundenservice beispielsweise pendle von Spandau nach Mitte. Auch hätten sich die Stadtwerke kürzlich eine Flotte elektrischer Lastenräder angeschafft, sodass die Mitarbeiter auch zwischen den Arbeitsstätten problemlos unterwegs sein könnten.
Studenten sind nicht vom Streik betroffen
Eine Sonderregelung wird es auch an der Humboldt-Universität nicht geben. Das teilte eine Sprecherin auf Nachfrage mit. Allerdings könnten Mitarbeiter gemäß der Dienstvereinbarung zum mobilen Arbeiten ins Home-Office wechseln. Studenten und Lehrveranstaltungen sind von dem Streik nicht betroffen, da aktuell Semesterferien sind.
Auch an Kliniken wird gestreikt
Die Beschäftigten mehrere Krankenhäuser streiken ebenfalls am Montag. Betroffen davon sind unter anderen Vivantes, einschließlich der Tochtergesellschaften sowie das Jüdische Krankenhaus und die Charité. Bereits am Donnerstag wurde dort gestreikt, Mitte März hatte das zur Konsequenz, dass planbare Operation verschoben werden mussten. Dennoch gibt es auch Beschäftigte, die weiterhin arbeiten werden.
Home-Office ist allerdings in vielen Bereichen der Krankenversorgung nicht umsetzbar, heißt es von Seiten eines Charité-Sprechers. Dennoch gelte: „Alle Beschäftigten, die nicht zwingend vor Ort sein müssen, dürfen zu Hause arbeiten, soweit dies unter Berücksichtigung dienstlicher Belange möglich ist“, sagte er.
In der Verwaltung geht man davon aus, dass alles reibungslos funktionieren wird. Grundsätzlich werde vorausgesetzt, dass sich jeder Beschäftigte und jede Beschäftigte auf die aktuelle Situation einstellt und sicherstellt, trotz des Streiks den Dienstpflichten nachzukommen, hieß es im Bezirksamt Mitte. Man könne Absprachen treffen, ob man im Homeoffice arbeitet, aber das seien eher Einzelfälle.
Flexible Arbeitsmodelle ersparen Herausforderungen
Auch den Online-Händler Zalando wird der Streik am Montag voraussichtlich nicht vor größere Herausforderungen stellen. „Bei uns gibt es ein flexibles Arbeitsmodell“, sagte eine Sprecherin auf Nachfrage. Es sehe in der Regel eine 40/60 Prozent Regelung vor, bei der Arbeitnehmer überwiegend von zuhause aus arbeiten können. Davon werden die Beschäftigten wohl auch überwiegend am Montag Gebrauch machen.