Berlin. Berlin bleibt Deutschlands Start-up-Hauptstadt. Im vergangenen Jahr flossen 4,9 Milliarden Euro in die Finanzierung von Unternehmensgründungen nach Berlin, genau so viel wie in alle anderen deutschen Städte zusammen. „Berlin gehört damit zusammen mit Paris und London zu den Top-3 Start-up-Städten in Europa und zu den Top-10 weltweit“, sagte der Vorstandschef der Investitionsbank Berlin, Hinrich Holm am Freitag.
Die IBB hilft jungen Unternehmen seit 26 Jahren, am Markt zu bestehen und zu wachsen. Insgesamt finanzierte die IBB bislang 260 Unternehmensgründungen mit. Dafür zahlte die Bank den jungen Unternehmen bislang 270 Millionen Euro, die darüber hinaus mit 1,8 Milliarden Euro von privaten Geldgebern unterstützt wurden. Lesen Sie auch: Start-ups in Berlin: Massenhafte Kündigungen - Neuer Fokus sorgt für Kahlschlag
2021 erhielten zwölf Berliner Start-ups Finanzierungszusagen der IBB
Im vergangenen Jahr gab die IBB Finanzierungszusagen in Höhe von 17 Millionen Euro, die mit 105 Millionen Euro von Privaten co-finanziert wurden. „Damit brachte ein Euro aus öffentlichem Wagniskapital fünf weitere Euro von privaten Investoren in die Berliner Start-ups“, sagte Holm.
Zwölf neue Start-ups erhielten Geld von der IBB, insgesamt betreut die landeseigene Investitionsbank derzeit 92 junge Unternehmen, die 3865 Mitarbeiter beschäftigen und Umsätze in Höhe von 683 Millionen Euro generierten.
Zu den erfolgreichsten Berliner Start-ups, an der die IBB noch beteiligt ist, gehört die Sprach-Lernplattform „Babbel“, die aktuell einen Umsatz in Höhe von 200 Millionen Euro verzeichnet und 900 Mitarbeiter beschäftigt.
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Viele Unternehmensgründungen in der Gesundheitsbranche
Vor allem im Gesundheitsbereich verzeichnet Berlin eine große Zahl an Unternehmensgründungen. Nach Angaben Holms sind in Berlin die Voraussetzungen dafür hervorragend. Die Stadt verfügt über eine deutschlandweit einmalige Wissenschafts- und Forschungslandschaft. Zu den jüngsten Unternehmen, die die IBB mitfinanziert gehört das Berliner Start-up „Recovery Cat“. Dabei handelt es sich um eine Ausgründung aus dem Berliner Gesundheitsinstitut BIH von Charité und Max-Delbrück-Centrum.
Das Unternehmen will die Behandlung von schweren psychiatrischen Erkrankungen verbessern. Dazu hat es eine digitale Plattform entwickelt, die ambulant betreuten Patienten helfen soll, die Erkrankung zwischen den Arztbesuchen besser bewerkstelligen und überwachen zu können. Das Unternehmen ist bereits in Verhandlungen mit Kliniken und Krankenkassen, derzeit läuft eine Studie mit Patienten, die die Wirksamkeit der Anwendung untersucht.
Start-up will Fachkräftemangel in der Pflege abbauen
Ein weiteres Unternehmen aus der Gesundheitsbranche, das die IBB mitfinanziert, ist „Careloop“, das die Suche nach ausländischen Fachkräften für die Pflege strukturiert und beschleunigen will. Aktuell fehlen in Deutschland 200.000 Pflegekräfte, bis 2030 werden es nach der Einschätzung von Experten 500.000 sein.
Careloop ist bereits in 15 Ländern aktiv und hat 50 Auftraggeber mit 120 Standorten in Deutschland. Nach eigenen Angaben sucht das Unternehmen nur in Ländern nach Pflegekräften, die selbst über keinen Fachkräftemangel in der Branche klagen oder in denen eine hohe Jugendarbeitslosigkeit herrscht.
80 Unternehmen wurden erfolgreich verkauft, 80 gingen pleite
Insgesamt läuft das Geschäft mit dem Risikokapital für die IBB gut. Von den 260 betreuten Unternehmen, an denen die Bank zwischenzeitlich beteiligt war, sind 80 erfolgreich mit zum Teil deutlichem Gewinn verkauft worden. In 80 Fällen ging das Risikogeschäft schief und die Unternehmen konnten sich nicht am Markt halten. Im Saldo ist das Ergebnis allerdings positiv, so IBB-Chef Holm, sodass das aus dem Verkauf gewonnene Geld wieder in neue Start-ups investiert werden konnte.
Zu den erfolgreich veräußerten Unternehmensbeteiligungen gehört der Energiedienstleister „Ubitricity“. Das Unternehmen installiert E-Ladesäulen an Straßenlaternen Straßenland und wurde von Shell übernommen. Ein anderes Berliner Start-up aus der Energiebranche, Qinous, gehört nun zu Rolls Royce. Auch das Start-up „Smart Steel Technologies“, das auf Basis von künstlicher Intelligenz die Herstellung von Stahl verbessert und umweltfreundlicher gestaltet, wurde an einen Investor veräußert.
Das Risikokapital stammt von der EU und der IBB
Für das Geschäft mit den Unternehmensgründungen hat die IBB eine eigene Gesellschaft gegründet, die IBBVentures. Das Geld für die Risikoinvestitionen stammt zu 40 Prozent aus dem Efre-Programm der EU zur Unterstützung der regionalen Wirtschaft, 60 Prozent stammen von der IBB. Insgesamt stehen so in der aktuellen Förderperiode (2023 bis 2029) 120 Millionen Euro zur Verfügung. In diesem Jahr hat IBBVentures bereits ein neues Unternehmen mitfinanziert, elf Millionen Euro flossen in dieses und bestehende Unternehmen.