Berlin. Jeden Morgen rollt eine Autolawine auf Berlin zu. Am Montag wird sie wohl ins Stocken kommen und schließlich stehen bleiben. Von rund 391.120 Einpendlern nach Berlin fahren rund 160.000 mit dem Auto. Das sind 23,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in Berlin. Wenn am Montag (27.3.) Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft zum Streik aufrufen, ist zu erwarten, dass durch die Arbeitsniederlegungen Bahnen gar nicht oder nur massiv eingeschränkt fahren. Aber auch wer aus der Stadt herausfährt, ist nicht besser dran. Denn was oft nicht beachtet wird: 212.719 Menschen oder 14,4 Prozent pendeln aus Berlin zur Arbeit in einen anderen Kreis. Alle aktuellen News zum Streik in Berlin heute lesen Sie in unserem Liveblog.
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Und so werden viele Bahnfahrer für den Weg zur Arbeit aufs Auto umsteigen müssen. „Dann wird es proppevoll vor den Toren Berlins. Denn besonders das Flächenland Brandenburg wird vom Streik mit voller Breitseite getroffen“, sagt ADAC-Sprecher Leon Strohmaier. Innerhalb Berlins könne man immerhin noch auf das Angebot der BVG ausweichen, denn die BVG-Beschäftigten dürfen wegen einer Friedenspflicht bis zum Ende dieses Jahres nicht streiken.
Streik in Berlin am 27.3.: ADAC rechnet mit massiven Staus
Am stärksten ist laut Pendleratlas der Agentur für Arbeit der Norden Brandenburgs betroffen, wo aus den Regionen Barnim und Oberhavel zusammen fast 67.000 Menschen nach Berlin hinein pendeln. Rechnet man Märkisch-Oderland noch dazu, kommen von dort mit 100.000 Menschen mehr als ein Viertel der Einpendler.
Aber auch wenn aus dem Süden rechnerisch etwas weniger Pendler kommen, drücken die Verkehrsflüsse doch recht regelmäßig von allen Seiten auf Berlin. Und so kommt der ADAC zu einer niederschmetternden Erkenntnis: „Ich kann mir keine große Ausfallstraße vorstellen, auf der es am Montag nicht zum Stau kommt“, so Sprecher Leon Strohmaier. Gerade aus sehr nahen und gut per Bahn angebundenen Gebieten wie etwa Potsdam, wo viele mit der S-Bahn pendeln, rechnet der ADAC mit einer starken Zunahme des Autoverkehrs.
Streik am 27. März in Berlin - die Übersicht
Bereich | Auswirkung |
S-Bahn Berlin | Streik, kein Zugverkehr |
BVG (U-Bahn, Tram, Bus) | kein Streik, regulärer Verkehr |
Flughafen BER | kein Streik, aber Ausfälle möglich |
Regional- und Fernverkehr der Deutschen Bahn |
Streik, kein Zugverkehr |
Regionalverkehr der ODEG |
kein Streik, dennoch kein Zugverkehr |
Autobahnen | Sperrungen möglich, Staus erwartet |
„Wir können allen Menschen nur in ihrem eigenen Interesse raten, alle nicht dringend notwendigen Fahrten zu unterlassen.“ Über Freizeitfahren solle man am besten gar nicht nachdenken und bei der Arbeit klären, ob man nicht im Homeoffice bleiben kann. „Und wenn man wirklich fahren muss, sollte man einige Stunden vorher losfahren. Es wird zu heftigen Stausituationen kommen, einen bundesweiten Streik von dieser Tragweite hat es in Deutschland sehr lange nicht gegeben, wenn es ihn überhaupt schon einmal gab.“
Auch rät der ADAC vom pfiffig klingenden Plan ab, sein Auto auf einem Park & Ride Parkplatz abstellen zu wollen und sich dann irgendwie, eventuell per Klapprad, in die Innenstadt vorwärts zu bewegen. „Die Kapazitäten liegen bei 25.000 Stellplätzen und das ist normalerweise auch schon nicht besonders großzügig bemessen.“