Berlin. Berlin liegt nicht am Meer, aber den Berlinern liegt sehr viel an der See, vor allem der Ostsee. Nicht umsonst nennt man das atlantische Binnen-Meer, das überwiegend aus Brackwasser besteht, die Badewanne Berlins. Wann immer der Hauptstädter Zeit und Muße hat, zieht es ihn an die Ostsee. So wird auch in drei Wochen ab Gründonnerstag wieder eine Wanderbewegung in Richtung Norden ziehen.
In den vergangenen Corona-Jahren herrschte Ausnahmezustand bei den Unterkünften an der Ostsee. Abstandsgebote, geschlossene Hotels und schwierige Reisebedingungen ins Ausland haben in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass die Zimmer an der Ostsee rar waren, oder dass man gar nicht hin durfte.
Entwarnung von Usedom
Doch für die Ostertage in diesem Jahr gibt Annekathrin Wolter von der Usedom Tourismus GmbH Entwarnung: „Die Lage ist noch ziemlich entspannt, dadurch dass dass Ostern diesmal so früh liegt und das Wetter noch nicht so gut ist, gibt es zwar Buchungen, also keinen Grund zur Sorge bei uns, aber es gibt noch genug Angebote an Ferienwohnungen und auch Hotelzimmern in sämtlichen Kategorien.“ Außerdem würde sich in den vergangenen Jahren abzeichnen, dass die Urlauber immer später buchen.
Die bis zu 60 Meter breiten und kilometerlangen Bilderbuch-Strände locken viele Hauptstädter auf die Insel. Auf zwölf Kilometern verbindet die Strandpromenade die alten Kaiserbäder im Südosten Usedoms untereinander und führt weiter bis ins polnische Swinemünde.
Mit dem Rad in 13 Stunden an die Küste
Egal, ob polnische oder deutsche Ostsee: Von Berlin aus ist man je nach Fahrweise in rund drei Stunden dort. Mit mit dem Zug dauert es nur wenig länger. Auch mit dem Rad kommt auf dem Ostseeradweg in 13 Stunden von Kreuzberg bis an die Küste.
Zum Beispiel nach Warnemünde. Dort lockt das Hotel „Neptun“ manche auch mit dem Agenten-Grusel der Vergangenheit. In der DDR war es eine Luxus-Herbergen mit vielen West-Gästen, darum eng mit dem Geheimdienst der DDR verbunden. Wie brisant das empfunden wurde, zeigte sich als der ehemalige Empfangschef des Neptun als Direktor ans Berliner Adlon wechselte. Nach Stasi-Vorwürfen („IM Benjamin“) musste er 2006 seinen Posten aufgeben. Heute ist das Neptun ein ganz normales 5-Sterne-Hotel, mit dem besten Blick über die Ostsee weit und breit. Dieser zieht offenbar Touristen an: Denn hier wird es schwierig für Pärchen. Für die Ostertage gibt es nur noch Einzelzimmer im Erdgeschoss (gut 900 Euro pro Zimmer für vier Tage).
In Rügen gibt es Ferienwohnungen ab 50 Euro pro Nacht
Wer es rustikaler und günstiger mag, wird auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst fündig. Simone Marks vom dortigen Tourismusverband: „Bei uns gibt es ja mehr Ferienwohnungen als Hotels und da finden sie derzeit noch genug Auswahl in beiden Bereichen.“ Und für Naturliebhaber gilt: „Auch die Campingplätze haben schon geöffnet.“
Auf dem Darß gibt es Ferienwohnungen zu Ostern ab 300 Euro für vier Nächte, im Strandhotel Zingst zahlen zwei Erwachsene für vier Tage 950 Euro. Einen Besuch wert vor Ort ist das architektonisch interessante Kunstmuseum Ahrenshoop, das in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert. Sehenswert das Kunstmuseum Ahrenshoop. Am 1. April eröffnen die Schauen „Juwelen der modernen Kunst auf dem Fischland und Darß“ (unter anderem mit Werken von Jawlensky und Werefkin; bis 30. Juli) sowie „Staab Architekten – 10 Jahre, 5 Orte, 5 Museen“ (bis 15. Oktober). Weitere Ausstellungen und Infos: www.kunstmuseum-ahrenshoop.de.
Auf Rügen gibt es das größte Angebot an Ferienwohnungen, auf der Boddenseite findet man welche für 50 Euro pro Nacht. In Binz kostet ein Hotel am Strand rund 900 Euro. Auch Holger Szymanski vom Tourismusverband Rügen gibt Entwarnung: „Es gibt noch genug Zimmer. Vor allem Ferienwohnungen. Hotels sind etwas besser gebucht, aber auch da herrscht noch kein Alarm.“ Wer will, kann sich also die 1818 von Caspar David Friedrich 1818 gemalten Kreidefelsen im Orignal ansehen und auch die Verwandlung des ehemalige KdF-Seebades der Nationalsozialisten in Prora in eine moderne Appartementanlage mit Ausstellung zur Geschichte des Ortes ansehen.
Der Geheimtipp mit Blick auf die Vogelinsel
Fast ein Geheimtipp unter Berliner Berlinern ist die Insel Poel in der Wismarer Bucht. Sie ist nicht autofrei, wie oft angenommen wird. In gut drei Stunden ist man von Berlin aus dort. Sie ist etwas verwunschener als die anderen Orte. Tipp für alle Vogelfreunde: Vom Strand Gollwitz hat man eine gute Aussicht auf die Vogelinsel Langenwerder.
Wer es mondän mag, für den gibt es nur ein Ziel: Das älteste Seebad Deutschland und sogar Kontinentaleuropas: Heiligendamm wurde 1793 gegründet. Der Ort wird wegen der von der See aus sichtbaren weißen Häuserreihe in Strandnähe auch die „Weiße Stadt am Meer“ genannt. Heute gehören die Villen zum Grand Hotel Heiligendamm. Der ganze Ort hat hat etwa 300 Einwohner, das Hotel allein hingegen schon hat 199 Zimmer, davon 101 Suiten. „Sie können die vier Tage zu Ostern buchen, inklusive Osterfeier, aber sie können auch nur drei Tage bleiben- wir sind da flexibel“, sagt die zuvorkommende Frau an der Hotline. Vor der Buchung aber unbedingt einen Blick auf sein Konto werfen. Denn wo zu DDR-Zeiten viele FKK-Liebhaber am Strand lagen, dominieren nun feiner Zwirn im Strandkorb: Vier Übernachtungen mit Essen, Unterhaltungsprogramm mit Osterkonzert, Osterfeuer, Eiersuche und sowie dem Bemalen eines Riesen-Ostereis kosten für zwei Personen zwischen 2.274,16 und 4.727,60 Euro.
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