Berlin. 800.000 Päckchen werden täglich in Berlin und Brandenburg befördert. Bei Streiks könnten massive Probleme auftreten.
Leere Briefkästen und verspätete Pakete – dieses Szenario war für die kommenden Tage und für die nächsten Wochen zu befürchten. Nachdem die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Post und der Gewerkschaft Verdi gescheitert waren, rief Verdi zu unbefristeten Streiks auf. Damit diese stattfinden können, mussten sie zu einer Urabstimmung bitten. Das Ergebnis wurde am Donnerstagnachmittag bekanntgegeben und war eindeutig: Knapp 86 Prozent stimmten für unbefristete Streiks. Lediglich 75 Prozent waren dafür nötig.
Welche Auswirkungen ein solcher Streik für Berlin und Brandenburg haben könnte, zeigt eine Zahl deutlich: Durchschnittlich 800.000 Päckchen und Pakete werden in dieser Region täglich befördert. Sollte es also zu unbefristeten Streiks kommen, wäre mit immensen Auswirkungen auf den Postverkehr zu rechnen. Nur ein Teil der Briefe könnte in Berlin im Falle eines Streikes durch das private Postunternehmen PIN AG übernommen werden. „Wir bieten genau die gleichen Dienstleistungen wie die Deutsche Post an und haben schon oft beweisen, dass wir auch mit einem erhöhten Aufwand, den es im Fall eines Streikes geben würde, gut umgehen können. Zumindest kurzfristig“, sagte Pressesprecher Peter Kaiser am Donnerstag.
Regionale Briefdienstleister können Alternative sein
Wenn ein Brief spontan verschickt werden muss, empfiehlt Florian Jungmeier, Geschäftsführer der „P2 Die Zweite Post“, dennoch regionale Briefdienstleister, mit denen Sie den Brief alternativ verschicken können.
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Alternative Paketdienstleister sind unabhängig von der Deutschen Post und von einem möglichen Streik nicht betroffen. Sie gewährleisten meist eine Zustellung innerhalb von Deutschland binnen 24 Stunden. Auch bei einem höheren Sendungsaufkommen durch die kommende Osterzeit sollte die Versendung eines Pakets nicht mehr als zwei bis drei Tage dauern, so der Bundesverband Paket & Expresslogistik e.V.
Streiks bei der Deutschen Post zunächst abgewendet
Doch die Streiks bei der Post wurden zunächst abgewendet. Die Deutsche Post hatte Verdi zur kurzfristigen Fortsetzungen der Verhandlungen aufgefordert, um „zu einer Einigung zu gelangen“, wie Anke Blenn, Pressesprecherin der Deutschen Post in Berlin, erklärte. Streiks seien weder im Interesse der Kunden noch im Interesse der Beschäftigten, sagte sie weiter. Dieser Forderung komme Verdi nach, verkündete die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Die Tarifverhandlungen werden daher am Freitag, 10. März, fortgesetzt. Kocsis sagte diesbezüglich aber: „Die Deutsche Post AG steht jetzt in der Verantwortung, durch eine deutliche materielle Verbesserung des abgelehnten Angebots einen unbefristeten Streik abzuwenden“.
160.000 Beschäftigte bei der Deutschen Post betroffen
Mitte Februar waren die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Post und der Gewerkschaft Verdi in der dritten Runde gescheitert. Betroffen davon sind 160.000 Beschäftigte. Das Angebot sah vor, Tarifbeschäftigten und Auszubildenden rückwirkend ab dem 1. Januar 2023 über zwei Jahre die volle steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro zu zahlen. Außerdem enthielt das Angebot eine Erhöhung aller tariflichen Entgelte und Ausbildungsvergütungen um insgesamt 340 Euro pro Monat in zwei Stufen ab Anfang 2024.
Wenige Stunden vor Bekanntgabe des Urabstimmungsergebnisses hatte der Post-Vorstand am Donnerstagmorgen in seiner Jahrespressekonferenz Zahlen für 2022 vorgelegt, die insgesamt positiv ausfielen. Der operative Gewinn (Ebit) kletterte um 5,7 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro – es war der vierte Jahreshöchstwert in Folge. Der Konzernumsatz legte um 15,5 Prozent auf 94,4 Milliarden Euro zu. Der Blick nach vorn ist allerdings etwas eingetrübt. Wegen der allgemeinen Konjunkturlage rechnet die Post mit sinkenden Gewinnen.
mit dpa