Berlin. Es war ein harter Kampf ums Amt und den Fraktionsvorsitz bei den Berliner Grünen. Und Silke Gebel hat ihn verloren. Auf Twitter klingt sie enttäuscht, als sie sich von ihrem Amt als Fraktionsvorsitzende verabschiedet.
Am Dienstagabend schreibt sie emotional beim Kurznachrichtendienst Twitter, bei dem Botschaften auf 140 Zeichen beschränkt sind: „Seit September 2016 durfte ich Fraktionsvorsitzende der Grünen Fraktion in Berlin sein. Es war mir eine Ehre und eine Freude, Berlin mitgestalten zu dürfen. Danke an alle, die mich in im besten Teamplay bei dieser Aufgabe unterstützt haben. 140 Zeichen sind zu wenig, um alle aufzuzählen.“
Bis zum Mittwochmittag bekam ihr Tweet rund 300 Likes, darunter auch von Bettina Jarasch, an die Gebel ihr Amt wohl ohne Druck aus den Reihen ihrer Partei nicht abgegeben hätte.
In einem zweiten Tweet schreibt Gebel: „Heute habe ich mich entschieden, für Bettina Jarasch als Vorsitzende einen Schritt zur Seite zu treten. Ich weiß die Fraktion bei ihr in guten Händen, sie wird gemeinsam mit Werner Graf eine starke Oppositionsführerin sein.“
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Grüne in Berlin: Harte Kämpfe hinter den Kulissen
Wie stark Bettina Jarasch in der politischen Auseinandersetzung ist, musste Gebel selbst erfahren. Denn ihrem Amtsverzicht waren harte Diskussionen vorangegangen, die die Grünen am Wochenende, Montag und Dienstag intern führten. Es ging um die Frage, welche Rolle Bettina Jarasch künftig in der Fraktion der Grünen übernimmt.
Die Spitzenkandidatin und Mobilitätssenatorin steht ohne herausgehobenes Amt da, nachdem CDU und SPD gemeinsame Koalitionsgespräche verabredet haben. Jarasch beanspruchte den Posten der Fraktionschefin, Silke Gebel wollte den Platz nicht kampflos räumen. Der Streit drohte „unwürdig“ zu enden, wie es hieß. Am Ende setzte sich Jarasch durch. Zusammen mit Werner Graf bildet sie das Führungsduo der Fraktion.
Die Besetzung der Fraktionsspitze ist neben den beiden Ämtern zum Landesvorsitz von Bedeutung, weil es die vier am meisten herausgehobenen Ämter sind, die die Partei nach sechseinhalb Jahren in der Regierung nun noch zu vergeben hat. Die Stimme der vier Vorsitzenden hat ein höheres Gewicht in der Partei – die vier Spitzenkräfte sitzen außerdem in der Pole-Position für eine mögliche Spitzenkandidatur 2026.
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