Berlin. Jubiläum bei der Berliner Hafen- und Lagerhaus GmbH: Wie die Hauptstadt über ihre Binnenhäfen versorgt wird.

Vor 100 Jahren gründete sich die Berliner Hafen- und Lagerhaus GmbH (Behala). Zu dem heute zu 100 Prozent landeseigenen Unternehmen gehören neben Südhafen und Hafen Neukölln auch der größte unter den Binnenhäfen, der Westhafen. Doch die 100-jährige Geschichte der Behala enthält noch weit mehr interessante Fakten. Die Berliner Morgenpost hat sieben Dinge aufgelistet, die Sie womöglich noch nicht wussten:

1. Die Gründung

Im sich zur Industriestadt entwickelnden Berlin des 19. Jahrhunderts wurde ein zentral gelegener Binnenhafen immer wichtiger. Die beiden vorhandenen Häfen am Landwehrkanal und am Spandauer Schifffahrtskanal allein konnten die steigenden Warentransporte bald nicht mehr stemmen. So entstand 1913 zunächst der Osthafen in Stralau, zehn Jahre später, am 3. September 1923, eröffnete der Westhafen in Moabit.

Einige Monate zuvor, am 26. Februar 1923, war die Behala als Betreiberin der Berliner Binnenhäfen gegründet worden. Heute werden Neuköllner sowie Süd- und Westhafen durch sie betreut.

2. Der Größte

Der Westhafen in Berlin-Mitte ist heute der größte der Berliner Innenstadthäfen, und einer der größten Deutschland. Auf einer Fläche von 410.000 Quadratmetern kommen Silos, zwei Hafenbecken, Kran- und Gleisanlagen sowie Hallen für die Logistikdienstleistungen zusammen. Das Containerterminal hat eine Tragkraft von 500 Tonnen. Kernstück sind die großen dunklen Backsteingebäude, in denen sich auch die Behala-Verwaltung befindet. Der Westhafen ist über den Westhafenkanal und den Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal (in Richtung Westen Hohenzollernkanal genannt) mit Spree und Havel verbunden.

Für den Weitertransport der Güter ist der Westhafen über Schienen mit dem Hamburger und Lehrter Güterbahnhof verbunden. Er ist zudem an die Berliner Ringbahn angeschlossen. Über die A100 können Waren per Lkw ab- und antransportiert werden.

Der Westhafen in Moabit aus der Luft, mit Blick in Richtung Osten und die Berliner Innenstadt: Besonders markant sind die imposanten dunklen Backsteinbauten sowie die Silos.
Der Westhafen in Moabit aus der Luft, mit Blick in Richtung Osten und die Berliner Innenstadt: Besonders markant sind die imposanten dunklen Backsteinbauten sowie die Silos. © Behala mbH | Ole Heinrich

Großes Hafenfest im September

Älter als der Westhafen sind jedoch die beiden anderen zu Behala gehörenden Häfen: Der Spandauer Südhafen wurde 1911 fertiggestellt, der inzwischen stillgelegte Osthafen 1913, den Hafen Neukölln gibt es seit 1922.

Im September 2023 feiert der Westhafen sein 100-jähriges Bestehen. Das will die Behala mit einem großen Hafenfest begehen. Am Programm wird derzeit noch gearbeitet.

3. Die Fakten

Die drei Häfen sind trimodal, das heißt, sie lassen sich per Schiff, Zug und Lkw anfahren. „Die Mengen verteilen sich folgendermaßen: 15 Prozent per Schiff, 25 Prozent per Bahn und 60 Prozent per Lkw“, teilt eine Behala-Sprecherin mit. „Jährlich werden bei uns knapp 1000 Schiffe und 1800 Züge be- oder entladen.“

Im Jahr werden so 4,5 Millionen Tonnen über die drei Behala-Häfen transportiert. Das entspricht etwa 12.500 Tonnen am Tag. Behala ist dabei lediglich für die Logistik in den Häfen verantwortlich. Den Transport auf dem Wasser übernehmen Reedereien der Güterschifffahrt.

4. Die Güter

„Vor 100 Jahren wurden sehr viele Baustoffe über unsere Häfen angeliefert, passend zu dem Motto ,Berlin ist aus dem Kahn gebaut’“, erklärt die Behala-Sprecherin. Heute lautet das Ziel vor allem, den Straßenverkehr zu entlasten, indem mehr Transporte per Schiff erfolgen. Jedes Jahr werden mehrere Millionen Tonnen mit Waren jeglicher Art über die Häfen umgeschlagen. Dabei stellen die drei Häfen das Bindeglied auf den Schifffahrtswegen Spree, Havel, Elbe und Oder zwischen Ost- und Westeuropa dar. Um diese Entwicklung zu fördern, hat der Berliner Senat den Ausbau des Südhafens beschlossen.

Ein anderer Wirtschaftszweig ist die Wiederaufbereitung von Bauschutt und kontaminierten Böden.

5. Die Mitarbeiter

130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten sind derzeit an den drei Stadthäfen beschäftigt. Der Ausbildungsberuf, in dem die Bedienung der Umschlaggeräte erlernt wird, nennt sich „Fachkraft für Hafenlogistik“. Zur Berufsschule fahren die Azubis zum Blockunterricht nach Hamburg.

6. Das Nachhaltige

Seit Anfang des vergangenen Jahres ist auf den Binnengewässern der Stadt das nachhaltig betriebene Schiff „Elektra“ unterwegs. Dabei handelt es sich um das weltweit erste Schubboot, bei dem ein batterieelektrischer Antrieb mit Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik kombiniert wird. Damit ist die Behala „an der Realisierung des weltweit ersten emissionsfreien Schubbootes beteiligt“, so die Sprecherin. Im Mai 2022 wurde sie im Westhafen getauft.

Das Wasserstoffschiff „Elektra“ bei seiner Taufe im Mai 2022 im Berliner Westhafen.
Das Wasserstoffschiff „Elektra“ bei seiner Taufe im Mai 2022 im Berliner Westhafen. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Zur Erprobung kam die Elektra im vergangenen Jahr zunächst in der Hauptstadtregion zum Einsatz. Ab diesem Jahr wird sie auch vermehrt im Fernverkehr Richtung Hamburg eingesetzt.

Seit dem vergangenen Herbst benutzt die Deutsche Post DHL ein solarbetriebenes Transportboot, um Pakete von Spandau in den Westhafen zu verschiffen. Ohne Emissionen zu verursachen, gelangen so täglich hunderte Sendungen auf dem Wasserweg in Richtung Innenstadt.

7. Das Besondere

Auf der Fläche des Westhafens stand zuvor das Evangelische Johannesstift, das wegen des Baus nach Spandau umzog. Die Urne von Friedrich Krause (gestorben 1925) – Erbauer des West- und des Osthafens – wurde im Treppenhaus des Verwaltungsgebäudes im Westhafen beigesetzt. Von 1926 bis 1931 wurden von der Ford Motor Company 37.000 Autos in der Lagerhalle 2 im Westhafen montiert.

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