Berlin. Im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick sollen in den kommenden Jahren 17.400 überwiegend landeseigene neue Wohnungen entstehen, 300 davon an der Müggellandstraße. Eine wichtige Hürde bei deren Bau habe die Senatskommission Wohnungsbau nun beseitigt, teilte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen am Dienstag mit. Das Gremium habe eine Lösung gefunden, wie das stockende Bauvorhaben einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft umgesetzt werden könne. Auch bei anderen Projekten gehe es trotz der schwierigen Rahmenbedingungen voran.
Berlin: Pankow hat die meisten Bauvorhaben
Der Bezirk Treptow-Köpenick wird mit seinen vielen Bauvorhaben nur von einem anderen Bezirk übertroffen: Die größte Zahl an Neubauvorhaben gibt es mit 26.000 Wohneinheiten in Pankow. Auf Platz drei hinter Treptow-Köpenick folgt Lichtenberg mit 16.600 Wohneinheiten. An vierter Stelle landet mit 14.000 Wohnungen Spandau.
Höhere Baudichte mit dem Bezirk ausgehandelt
Das Vorhaben in Müggelheim gehört zu den prioritären Wohnungsbauprojekten im Bezirk Treptow-Köpenick. Hier plant die Degewo ein neues Quartier mit 50 Prozent mietpreisgebundenen Wohnungen. Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit für den dazu notwendigen Bebauungsplan fand bereits vor fünf Jahren statt. Doch dann geriet das Projekt ins Stocken.
Mit dem Ziel, bestehende Potenziale für den Wohnungsbau effektiver zu nutzen, den Bodeneingriff zu minimieren und gleichzeitig den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu begegnen, wurde die städtebauliche Dichte des Projektes erneut überprüft. „Mit dem Bezirk Treptow-Köpenick konnte eine Verständigung gefunden werden, das Bebauungsplanverfahren mit einer höheren Dichte weiterzuführen“, teilt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nun mit. Eine Änderung des Flächennutzungsplans sei dazu nicht erforderlich. Diese Entscheidung mache es möglich, dass statt 230 nun 300 dringend benötigte Wohnungen errichtet werden können.
44 Projekte mit 21.000 Wohnungen befinden sich in der Umsetzung
Wie aus dem Bericht der Bauverwaltung an die Senatskommission Wohnungsbau weiter hervorgeht, stehen im gesamten Stadtgebiet derzeit 44 sogenannte Fokusprojekte mit rund 21.000 Wohneinheiten im Bau oder unmittelbar vor davor. Als Fokusprojekte gelten alle größeren laufenden Wohnungsbauprojekte in den neuen Stadtquartieren, im kooperativen Baulandmodell, bei den städtischen Wohnungsbaugesellschaften sowie bei privaten Bauherren mit einer Größe ab 200 Wohneinheiten.
Die Senatskommission für Wohnungsbau hatte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) Anfang 2022 eingesetzt. Aufgabe der Kommission ist es, Blockaden für den dringend benötigten Wohnungsbau auf Behördenebene, etwa bei Konflikten zwischen den Bezirken und dem Senat, aus dem Weg zu schaffen. Über die erzielten Fortschritte soll die dabei die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung regelmäßig berichten.
Gerade fertig gestellt wurden nach Angaben des jetzt vorgelegten Berichts Projekte mit rund 4500 Wohnungen wie zum Beispiel das von der Howoge errichtete Wohnhochhaus mit 394 Wohnungen an der Frankfurter Allee oder auch der Gewobag an der Rhinstraße 143 mit 317 Wohnungen, beides im Bezirk Lichtenberg.
Dazu kommen Projekte in Marzahn-Hellersdorf an der Karl-Holtz-Straße durch die Degewo mit insgesamt 438 Wohnungen oder auch die Daumstraße 75 mit 364 Mietwohnungen als Teilprojekt der Waterkant an der Havel in Spandau. Unter dem Namen Waterkant errichten die beiden landeseigenen Wohnungsbauunternehmen WBM und Gewobag in mehreren Bauabschnitten insgesamt rund 2500 Wohnungen, dazu Nahversorgungseinrichtungen und Freizeitflächen.
Bei weiteren 20 Projekten mit circa 7400 Wohnungen ist das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen, es besteht Planungsrecht. Weitere 75 Projekte mit etwa 50.500 Wohnungen befinden sich im laufenden Bebauungsplanverfahren. Und 36 Projekte mit rund 34.000 sind erst im vorbereitenden Stadium, das heißt, für sie wurden noch keine formellen Planungs- und Genehmigungsschritte eingeleitet.
85 Prozent der Projekte liegen im Zeitplan
Wie aus dem vorgelegten Bericht weiter hervorgeht, sollen somit insgesamt rund 115.000 Wohnungen bis 2037 auf den Weg gebracht werden. 164 der insgesamt 194 Fokusprojekte – das sind 85 Prozent – liegen demnach im Zeitplan. Für 14 Projekte (sieben Prozent) rechnet die Verwaltung mit Verzögerungen unter einem Jahr – für 16 (acht Prozent) dagegen wird es nach Einschätzung der Behörde länger als ein Jahr dauern, bis die Blockaden beseitigt sind,
„Der Statusbericht zeigt: Das Baugeschehen geht auch in schwierigen Zeiten weiter“, so Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD). Die großen Projekte ab 200 Wohnungen seien wichtig, um den dringenden Bedarf an neuen und bezahlbaren Wohnungen zu decken. „Berlin ist auf dem richtigen Weg, darf aber nicht nachlassen, auch weiterhin mit den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften und anderen privaten Bauherren, Projekte in der gesamten Stadt zu realisieren“, so Geisel weiter.
Die mit dem Projektbericht erfassten Wohnungsbauvorhaben bilden einen zentralen Baustein, um das im geltenden Koalitionsvertrag der noch amtierenden rot-grün-roten Landesregierung vereinbarte Ziel von jährlich 20.000 bezahlbaren Neubauwohnungen zu erreichen. „Mit geplanten 90.000 Wohnungen bis 2030 kann voraussichtlich fast die Hälfte der Zielmarke von 200.000 Wohnungen erreicht werden, ein großer Teil davon durch die landeseigenen Wohnungsbauunternehmen“, heißt es dazu abschließend.
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