Berlin. Der Berliner Senat schätzt die Zahl der Berlinerinnen und Berliner, deren Angehörige in der Türkei und Syrien direkt oder indirekt von den Folgen des Erdbebens betroffen sind, auf rund 300.000. Diese Zahl nannte Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) am Dienstag nach der Sitzung des Senats. Berlin werde sich weiterhin darum bemühen, überlebenden Opfern des Erdbebens in der Türkei und Syrien die Einreise zu Verwandten zu ermöglichen, kündigte die Senatorin an.
„Das Land Berlin nutzt alle Möglichkeiten, die das Bundesaufenthaltsrecht uns gibt“, sagte Kipping weiter. So sei zusätzliches Personal für das Landesamt für Einwanderung abgestellt worden, eine weitere Aufstockung sei geplant. Dort müssen Menschen, die enge Angehörige aus dem Erdbebengebiet zu sich nach Berlin holen wollen, Visa-Anträge stellen und eine Verpflichtung einreichen, wonach sie für den Unterhalt ihrer Gäste sorgen.
Alle Visa-Termine nach 47 Minuten vergeben
In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Betroffene berichtet, dass es so gut wie unmöglich sei, einen Termin beim zuständigen Landesamt zu buchen. Zuletzt, so Kipping, seien im Internet freigeschaltete Termine innerhalb von 47 Minuten vergeben gewesen. Die Regelung zur beschleunigten Visa-Vergabe für einen zeitlich begrenzten Aufenthalt betrifft nahe Angehörige wie Kinder sowie Ehepartner und -partnerinnen. Sie ist befristet bis zum 31. Juli 2023.
Erdbebenopfern soll mit dem Drei-Monats-Visa ermöglicht werden, übergangsweise bei nahen Angehörigen in Deutschland unterzukommen. Kritik am Verfahren war laut geworden, weil trotz des Versprechens einer unbürokratischen Hilfe für die Visaerteilung etwa ein gültiger Pass und ein biometrisches Foto benötigt werden. Kritiker monieren, diese seien angesichts der Zerstörung oft nicht zu beschaffen.
Zahl der Opfer auf 48.000 gestiegen
Unterdessen ist die Zahl der Todesopfer mehr als zwei Wochen nach der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei auf 42.310 gestiegen. Das teilte die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad am Dienstag mit. In Syrien sind bisher rund 5900 Tote im Zusammenhang mit den verheerenden Beben am 6. Februar gezählt worden. Die Zahlen werden nur noch unregelmäßig aktualisiert. Insgesamt sind damit in beiden Ländern infolge der Erdbeben mehr als 48.000 Menschen ums Leben gekommen. Afad zufolge wurden mehr als 7000 Nachbeben aufgezeichnet.