Berlin. Die Mietpreisspirale dreht sich nach einer Phase der Stagnation wieder deutlich schneller. Die gestiegene Nachfrage nach Wohnraum hat die Nachwirkungen des Berliner Mietendeckels und auch die Corona-Schonfrist eingeholt. Mitglieder des größten Wohnungsverbandes in der Region Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) melden für 2022 eine Preissteigerung von 2,4 Prozent (2021: 0,7 Prozent). Am Stichtag 30. Juni 2022 lag die durchschnittliche Nettokaltmiete bei 6,52 Euro je Quadratmeter und Monat – 15 Cent mehr als noch im Jahr zuvor.
„Das Berliner Mietenniveau ist weiterhin deutlich günstiger als in anderen deutschen Metropolen“, sagte Kern bei der Vorstellung des BBU-Marktreports 2022. Mit 6,52 Euro sei Berlin damit erst jetzt auf dem Niveau, das Hamburg bereits 2009 hatte. Zudem blieben die Mieten bei den BBU-Mitgliedsunternehmen auch weiterhin unter den durchschnittlichen Mietpreisen in der Stadt, „und zwar um 27 Cent unter dem im Mietspiegel ausgewiesenen Durchschnittswert“, wie Maren Kern betonte. Mit ihren sozialverträglichen Mieten dämpfen die BBU-Mitgliedsunternehmen damit die Mietenentwicklung in Berlin.
Neumieter zahlen 22 Prozent mehr
Im BBU sind sowohl die sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften als auch Genossenschaften und private Wohnungskonzerne wie Vonovia organisiert. Zusammen vermieten sie 745.000 Wohnungen in der Hauptstadt – gut 45 Prozent des gesamten Berliner Mietwohnungsbestands.
Die Bestandsmieter müssen allerdings deutlich mehr bezahlen als die Neumieter. Die vom 1. Juli 2021 bis zum 30. Juni 2022 erfassten Neuvertragsmieten für neu abgeschlossene Mietverträge sind bei den BBU-Mitgliedsunternehmen in Berlin im gesamtstädtischen Durchschnitt um 3,8 Prozent angestiegen. Mit durchschnittlich 7,95 Euro je Quadratmeter liegen sie 1,43 Euro über den Bestandsmieten. Die Abweichung der Neuvertragsmieten zu den Bestandsmieten beträgt damit rund 22 Prozent.
Marzahn-Hellersdorf am günstigsten, Steglitz-Zehlendorf am teuersten
Auf Bezirksebene wiesen die durchschnittlichen Bestandsmieten bei den Mitgliedsunternehmen des BBU erneut eine große Spanne auf. Marzahn-Hellersdorf hatte zum Stichtag 30. Juni 2022 mit durchschnittlich 5,94 Euro je Quadratmeter und Monat das mit Abstand günstigste Mietenniveau.
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Die höchste durchschnittliche Nettokaltmiete von 7,23 Euro wurde erneut für Steglitz-Zehlendorf festgestellt, gefolgt von Charlottenburg-Wilmersdorf (6,99 Euro). Neben Marzahn-Hellersdorf wurden für zwei weitere Bezirke Nettokaltmieten leicht unterhalb des gesamtstädtischen Niveaus von 6,52 Euro ermittelt. Dazu zählen Lichtenberg (6,36 Euro) und Reinickendorf (6,37 Euro).
Auch bei den Neuvertragsmieten bietet Marzahn-Hellersdorf mit 7,21 Euro weiterhin die günstigsten Mieten. Mit einigem Abstand folgten Lichtenberg (7,41 Euro) und Reinickendorf (7,66 Euro). Die übrigen neun Bezirke hatten überdurchschnittliche Nettokaltmieten aus der Neuvermietung. In der Rangfolge an erster Stelle stand Steglitz-Zehlendorf (9,04 Euro), gefolgt von Tempelhof-Schöneberg (8,70 Euro). In Tempelhof-Schöneberg hat der Studie zufolge die starke Zunahme von teuren Erstvermietungen im Neubau um rund zwölf Prozent gegenüber der Vorjahreserhebung die durchschnittliche Neuvertragsmiete in diesem Bezirk deutlich nach oben gehoben.
Keine Erstvermietungen von Neubauwohnungen in Friedrichshain-Kreuzberg
Einen gegenteiligen Effekt hatte der komplette Wegfall von Erstvermietungen im aktuellen Erhebungszeitraum in Friedrichshain-Kreuzberg. Der Bezirk ist in der Rangfolge mit der zweithöchsten Neuvertragsmiete im Vorjahr mit einer durchschnittlichen Neuvertragsmiete von zuletzt 8,13 Euro auf das Mittelfeld gefallen. Für die übrigen Berliner Bezirke wurde für den Zeitraum 1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022 durchschnittliche Neuvertragsmieten von 8,02 Euro in Neukölln bis zu 8,35 Euro in Mitte ermittelt.
Brandenburg: Einen Euro günstiger als in Berlin
Im Land Brandenburg wohnt es sich nach wie vor günstiger als in der Bundeshauptstadt. Die durchschnittliche Nettokaltmiete lag im Juni 2022 bei den dort ansässigen BBU-Mitgliedsunternehmen bei 5,54 Euro je Quadratmeter und Monat. Das waren 13 Cent beziehungsweise 2,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit ist das Mieten in Brandenburg nach wie vor fast einen Euro pro Quadratmeter und Monat günstiger – auf das Jahr für eine Durchschnittswohnung mit 60 Quadratmetern gerechnet ist das eine Entlastung von rund 700 Euro. Die regionalen Unterschiede bei der Miete verstetigten sich jedoch weiter. Während die durchschnittliche Nettokaltmiete bei den BBU-Mitgliedsunternehmen in den Städten des Berliner Umlands bei 6,12 Euro lag (+2,3 Prozent), waren es im weiteren Metropolenraum nur 5,15 Euro (+2,0 Prozent). In der Landeshauptstadt Potsdam lag die Bestandsmiete 2022 bei 6,53 Euro je Monat und Quadratmeter.
Bei den Neuvermietungsmieten verlangten die BBU-Mitgliedsunternehmen in Brandenburg durchschnittlich 6,26 Euro je Quadratmeter und Monat, wobei es je nach Lage deutliche Unterschiede gibt. So wurden 2022 im Berliner Umland durchschnittlich 7,26 Euro nettokalt pro Quadratmeter Wohnfläche und Monat fällig. Das waren 26 Cent beziehungsweise 3,7 Prozent mehr als 2021. Im weiteren Metropolenraum wurden durchschnittlich 5,77 Euro gefordert. In der Landeshauptstadt Potsdam liegt die Neuvertragsmiete bei acht Euro.
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