Berlin. Nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Berliner Feuerwehr sind zunehmend gefordert. Auch die Fahrzeuge legen offensichtlich zunehmend weitere Strecken zurück. So stieg die mittlere Kilometerleistung der Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeuge (LHF) – der Wagen, die bei Brandeinsätzen rausgeschickt werden – zuletzt deutlich an.
Das geht aus einer bislang unveröffentlichten Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des innenpolitischen Sprechers der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus Björn Jotzo hervor. Demnach legen die ab 2020 angeschafften LHF im Schnitt pro Jahr 6700 Kilometer zurück.
Damals waren es etwas mehr als 3000, wie aus einer älteren Anfrage der Liberalen hervorging. Einige der vor zwei Jahren angeschafften Löschfahrzeuge haben während dieser Zeit bereits mehr als 20.000 Kilometer zurückgelegt – also über 10.000 im Jahr.
Höhere Kilometerleistung durch Einsätze im Rettungsdienst
In Berlin gibt es 35 Berufsfeuerwachen, die einigermaßen gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt sind. Wegen der stetig steigenden Zahl an Einsätzen vor allem im Rettungsdienst – im Jahr 2021 mehr als 424.000 – hat die nächstgelegene Wache oft keine Kapazitäten. So gibt es immer wieder Berichte von Rettungswagen (RTW), die von Kreuzberg nach Pankow oder LHF, die von Hellersdorf nach Köpenick zum Einsatz fahren.
Die deutlich gestiegene Kilometerleistung bei den LHF ist laut Jotzo auch auf deren vermehrten Einsatz im Rettungsdienst zurückzuführen. Löschfahrzeuge würden parallel zu RTW alarmiert, um deren lange Anfahrtszeiten auszugleichen und am Notfallort Erste Hilfe zu leisten.
„In der Folge ist nicht zu erwarten, dass diese Fahrzeuge das bisher vom Senat gewohnte Alter von 15 Jahren und mehr erreichen werden“, sagt Jotzo. Auch die derzeit geplante Beschaffung von sieben neuen LHF dürfte kaum ausreichen. „Die Berliner Feuerwehr versucht indes mit einem umfangreichen Instandsetzungsprogramm Zeit zu gewinnen. Das kann aber ein vorausschauendes Fuhrparkmanagement nicht ersetzen.“
Löschfahrzeuge fallen im Schnitt 68 Tage pro Jahr aus
Inwieweit sich das Programm auf die Ausfallzeiten der Fahrzeuge auswirkt, geht aus der Antwort nicht hervor. So oder so scheint die bei den LHF jedoch beträchtlich. Unter anderem wegen planmäßiger Wartung, Sicherheitsüberprüfungen, nach Unfällen oder sonstigen Reparaturen fiel jedes der 190 Fahrzeuge im Jahr 2022 für 68 Tage aus.
Der Fuhrpark der Berliner Feuerwehr umfasst mehr als 1000 Fahrzeuge. Das älteste davon, ein zweiachsiges Wechselladefahrzeug der Marke MAN, wurde zum 1. Juni 1990 angeschafft. Wie dieses werden die meisten mit Diesel betrieben. Elektrofahrzeuge finden sich bislang kaum. Elf befinden sich im Bestand und vier weiter in der Anschaffung, wie aus der Antwort hervorgeht.
„Der Berliner Senat bleibt auch bei der Fahrzeugflotte der Berliner Feuerwehr weit hinter den eigenen Erwartungen zurück“, sagt Jotzo. Eine Quote von weniger als einem Prozent, deren Erhöhung nicht in Sicht sei, sei „für eine Landesregierung, die sich den Klimaschutz auf die Fahnen schreibt, ein Armutszeugnis“. Auch beim Ausbau einer resilienten Ladeinfrastruktur auf den landeseigenen Liegenschaften gebe es kaum Fortschritte.
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