Berlin. So recht wussten die Demonstrierenden von „Fridays for Future“ (FFF) und der „Bürger*innenInitiative A100“ auch nicht, welche Parolen nun passend sind. „Habt ihr gute Demo-Sprüche?“, fragte ein Sprecher der jungen Klimabewegung seine Mitstreitenden, die trotz Regens und Winds am Freitagmittag mit rund 20 Personen auf die Hatun-Sürücü-Brücke in Neukölln gekommen sind. Unter der Brücke verläuft der 16. Bauabschnitt der A 100, gegen deren Ausbau sich der Protest beider Initiativen richtete.
Bundesweite Aktion für Autobahn-Moratorium
„Wir kämpfen gegen die Planung des 17. Bauabschnitts der A 100 in Friedrichshain aber auch gegen die Eröffnung des 16. Bauabschnitts hier in Neukölln als Autobahn“, erklärte Briti Beneke von der A 100-Protestgruppe. „Uns wäre es lieber, wenn dieser Abschnitt hier maximal eine Stadtstraße wird und auch anderweitig genutzt werden kann.“ Nach den Vorstellungen der Demonstrierenden sollte der 16. Bauabschnitt auch für andere Verkehrsteilnehmende zugänglich sein, wie beispielsweise für Radfahrerinnen und Radfahrer.
Die „Bürger*innenInitiative A100“ kämpft grundsätzlich gegen den Neubau von Autobahnen in Deutschland. Konkret: Gegen Projekte, die im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen sind. Die Protestierenden fordern ein Autobahnmoratorium und sind in Berlin nicht allein: Parallel zu der Aktion in Neukölln fanden am Freitag in ganz Deutschland Demonstrationen gegen Autobahnprojekte statt. Das Besondere in Berlin war der Zusammenschluss zwischen der Autobahn-Protestgruppe und der Klimabewegung „Fridays for Future“.
Luisa Neubauer: „Mehr Straßen führen zu mehr Verkehr“
„Es gibt keinen Sektor in Deutschland, der seine Klimaziele so krass verfehlt wie der Verkehrssektor“, begründet Luisa Neubauer von FFF die Beteiligung der Bewegung, die sie maßgeblich mitgeprägt hat. „Wenn wir sagen, wir wollen die globalen Klimaversprechen einhalten, dann muss der Verkehrssektor richtig loslegen. Und das geht nicht, wenn man mit Ideen aus dem 20. Jahrhundert das Land zu asphaltiert.“
Dem Argument, dass sich aufgrund der derzeitigen Situation auf Berlins Straßen die Autos stauen und daher mehr Abgase in die Luft gelingen würden, weist Neubauer zurück und teilt gegen die FDP aus: „Christian Lindner zieht gerade durchs Land und verbreitet das Märchen, dass mehr Straßen zu weniger Stau führen würden. Das ist einfach falsch.“ Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass mehr Straßen zu mehr Verkehr führen. „Wir brauchen in Deutschland einen öffentlichen Nahverkehr, der die Menschen erreicht, egal wo sie wohnen“, schlägt sie als Alternative vor.
Das Thema Verkehr spielt kurz vor der Wiederholungswahl eine große Rolle im Berliner Wahlkampf. Die Bauabschnitte der A 100 werden dabei ganz besonders zum Austragungsort politischer Streitigkeiten. Während die CDU und FDP den Ausbau aus verkehrs- und wirtschaftspolitischen Gründen befürworten, lehnen SPD, Grüne und Linke das Projekt, unter anderem wegen Klimaschutz, ab.
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