Verkehrssicherheit

Unfall mit E-Scooter: Helmpflicht in der Diskussion

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Friedrichshain: Ein E-Scooter liegt nach einem Unfall mit einem Pkw auf der Fahrbahn.

Friedrichshain: Ein E-Scooter liegt nach einem Unfall mit einem Pkw auf der Fahrbahn.

Foto: Morris Pudwell

Eine E-Scooter-Fahrerin hat in Berlin schwere Kopfverletzungen erlitten. Experten diskutieren eine Helmpflicht und Promille-Grenzen.

Berlin. Wieder einmal ist es in Berlin zu einem Verkehrsunfall mit einem E-Scooter gekommen. Eine junge Frau wurde dabei schwer am Kopf und an der Hüfte verletzt. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert eine Helmpflicht für Fahrer von E-Rollern. Außerdem diskutieren Experten über eine Anpassung der Promillegrenze für E-Scooter-Fahrer.

Der Unfall geschah am Dienstagabend gegen 21.30 Uhr an der Kreuzung Karl-Marx-Allee / Andreasstraße in Friedrichshain. Nach Angaben der Polizei war die 18 Jahre alte Frau mit ihrem Elektrofahrzeug an einer Kreuzung links abgebogen und mit einem entgegenkommenden Auto kollidiert. Vermutlich sei die Rollerfahrerin bei Rot über die Ampel gefahren. Die E-Scooter-Fahrerin kam mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus.

Zuletzt war im November 2022 ein E-Scooter-Fahrer an einer Parkplatzausfahrt in Adlershof von einem Auto angefahren und schwer verletzt worden. Der E-Scooter-Fahrer war gestürzt und hatte sich schwere Kopf- und Rumpfverletzungen zugezogen.

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E-Scooter in Berlin: Alkoholkonsum sorgt für viele Unfälle

Können Sicherheitsmaßnahmen wie eine Helmpflicht E-Scooter-Fahrer besser schützen? Auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar beriet Ende Januar ein Expertengremium über den weiteren Umgang mit E-Scootern. Der Kongress zählt zu den wichtigsten Treffen von Fachleuten für Verkehrssicherheit und Verkehrsrecht in Deutschland. Zu diesem Anlass forderte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Michael Mertens, eine Helmpflicht für die Benutzung von E-Scootern intensiv zu prüfen.

E-Scooter-Fahrerinnen und -Fahrern müssten mehr Augenmerk auf die eigene Sicherheit legen, so Mertens. Aus Zahlen der Unfallstatistik werde deutlich, dass Unfälle häufig durch die Nutzenden selbst verursacht werden. Alkoholkonsum und zum Beispiel das Fahren auf Gehwegen spielten dabei eine übergeordnete Rolle. Bei 37 Prozent der Unfallereignisse handele es sich um Alleinunfälle, auch bei den drei von insgesamt fünf verstorbenen Unfallopfern.

Besonders problematisch ist Mertens zufolge der oft hohe Alkoholpegel bei der Fahrt mit dem E-Scooter. Viele der Nutzenden schienen nicht zu wissen, dass für den E-Scooter die gleichen Alkoholgrenzwerte gälten wie beim Autofahren.

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E-Scooter: Diese Regeln gelten für Verkehrsteilnehmer

E-Scooter gelten derzeit als Kraftfahrzeuge und werden wie Autos behandelt. Das bedeutet: Nutzer von E-Scootern müssen sich in Deutschland an die 0,5-Promille-Grenze halten. Ein striktes Alkoholverbot gilt für Fahranfänger, die sich noch in der Probezeit befinden, sowie für Fahrer unter 21 Jahren.

Einige Fachleute und Verbände fordern indes eine Anpassung der Promillegrenze für E-Scooter-Fahrer an den weniger strengen Grenzwert für Fahrräder. Das Fahren eines Fahrrads oder E-Bikes unter Alkoholeinfluss ist bis 1,6 Promille derzeit straffrei, solange der Fahrer seine Fahrweise noch kontrollieren kann.

E-Scooter würden höchstens 20 Kilometer pro Stunde schnell fahren. Damit seien sie dem Fahrrad näher als einem Auto, argumentiert der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC). „Aus Sicht des ADAC sollte die Teilnahme am Straßenverkehr und der Alkoholkonsum immer strikt getrennt werden“, betonte der Automobilclub. Es müsse aber berücksichtigt werden, wenn Menschen nach dem Alkoholkonsum auf das Auto verzichten und stattdessen den „weit weniger gefährlichen E-Scooter“ nutzen.

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Unfälle mit E-Scootern: Anzahl in Berlin mehr als verdoppelt

Fest steht: Mit der steigenden Beliebtheit von E-Scootern ist auch die Zahl der Unfälle stark gestiegen, sowohl in Berlin als auch bundesweit. So wurden in den ersten elf Monaten 2021 insgesamt 775 Unfälle in Berlin registriert gegenüber 325 Unfällen im Vorjahr. Die Zahl hat sich also mehr als verdoppelt. Und auch die Zahl an Personen, die bei Unfällen mit E-Scootern verletzt wurden, hat sich erheblich erhöht. Von 235 im Jahr 2020 stieg sie in Berlin auf 572 in den ersten elf Monaten 2021.

Bundesweit ist die Zahl der E-Scooter-Unfälle mit Verletzten in 2021 gegenüber dem Vorjahr um 156,8 Prozent gestiegen, wie aus Zahlen hervorgeht, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) veröffentlicht hat. Von 325.961 Verunglückten waren demnach 1,7 Prozent in 2021 E-Scooter-Fahrer. In knapp 90 Prozent der Unfälle, in denen eine Fahruntüchtigkeit bei dem E-Rollerfahrer festgestellt wurde, war er alkoholisiert.

E-Scooter und andere sogenannte Elektrokleinstfahrzeuge dürfen seit Juni 2019 auf deutschen Straßen fahren. In Berlin sind rund 47.000 E-Scooter gemeldet.

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( mit dpa )