Berlin. Die Silvester-Krawalle in Berlin sorgen auch Mitte Januar weiterhin für Nachbeben. Politiker und Experten diskutieren über die Ursachen der Ausschreitungen und mögliche Lösungen. Braucht es mehr Geld für Jugendarbeit? Ein Böllerverbot? Eine effizientere Justiz und härtere Strafen? Auch die Integrationsdebatte wurde durch die Eskalationen neu angestoßen, weil viele Ausschreitungen Jugendlichen mit Migrationshintergrund zugeordnet wurden.
Vor allem die gezielten Angriffe auf Einsatzkräfte sorgen anhaltend für Empörung und Aufklärungsbedarf. Nun hat die Polizei Berlin eine offizielle Statistik veröffentlicht, die sich explizit auf die Attacken auf Polizisten und Feuerwehrleute konzentriert. Sie soll Aufschluss über die Zahl und die Art der Attacken auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht geben und über die Verursacher informieren.
Nach Angaben der Polizei gibt es nach aktuellem Ermittlungsstand:
- 126 Strafanzeigen, davon 77 von der Polizei Berlin und 49 von der Feuerwehr Berlin
- 81 Strafanzeigen wegen Einsatz von Pyrotechnik, 15 Strafanzeigen wegen Einsatz von Waffen, 30 Strafanzeigen wegen Beschädigung und Zerstörung
- 44 tatverdächtige Personen
- Von diesen Personen haben 16 Personen die deutsche Staatsangehörigkeit, zehn eine doppelte Staatsangehörigkeit, 18 sind keine deutschen Staatbürger
Die große Mehrheit der Tatverdächtigen (43) ist männlich und unter 25 Jahren. 19 Personen sind noch minderjährig, 13 Personen zwischen 18 und 25 Jahren.
- Jahreswechsel: Silvester: Neue Regeln für Schreckschusswaffen
- Randale: Silvester in Berlin: Randalierer zerstören Döner-Imbiss
- Krawalle: Warum es in der Gropiusstadt besonders eskalierte
- Gewalt gegen Einsatzkräfte: Schuss auf Berliner Polizei: Video zeigt Silvester-Attacken
- Silvester live: Die heftigsten Silvester-Tweets der Berliner Polizei
Silvester-Krawalle: Polizei bittet weiterhin um Beweismaterial
Zuletzt hatte die Polizei von 56 Angriffen auf Polizisten und 69 auf Feuerwehrleute gesprochen. Nach dem Ermittlungsstand vom 11. Januar wurden 47 Polizisten und 15 Feuerwehrleute verletzt sowie 26 Polizeiautos und 11 Feuerwehrwagen bei den Ausschreitungen beschädigt. 145 Verdächtige seien festgenommen worden. Dabei waren 45 Deutsche und 17 weitere Nationalitäten erfasst worden, darunter 27 Afghanen und 21 Syrer. Nur ein Teil der festgenommenen Verdächtigen stand allerdings unter dem Verdacht, an gezielten Attacken auf Einsatzkräfte beteiligt gewesen zu sein. Dazu kamen viele andere Delikte.
Die aktuelle Statistik vom 17. Januar wird weiter aktualisiert, so dass sich die Anzahl der Strafanzeigen und Tatverdächtigen noch ändern könne, so die Polizei Berlin. "Die aufgeführten Zahlen sind weiterhin als vorläufig zu betrachten, sie werden sich aufgrund von Datenbereinigungen, Änderungen des deliktischen Erfassungsgrundes, Nacherfassungen sowie mit fortschreitendem Ermittlungstand weiter verändern", heißt es.
Silvester in Berlin - Großer Teil der Täter immer noch unbekannt
Ein großer Teil der Täter bei den Krawallen in der Silvesternacht in Berlin ist bislang unbekannt. Von Polizei und Staatsanwaltschaft werde in großem Ausmaß gegen unbekannt ermittelt, sagte Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) in der vergangenen Woche im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses.
Die Polizei Berlin bittet die Bevölkerung weiterhin um Unterstützung bei der Aufklärung. "Zur Verfolgung der Straftaten - insbesondere von Angriffen auf Einsatz- und Rettungskräfte - in der Silvesternacht bitten wir um Ihre Mithilfe. Bitte übersenden Sie uns vorrangig Ihre eigenproduzierten Bild- und Videodaten mit einem Hinweis auf Aufnahmeort und -zeit", heißt es bei der Polizei Berlin. Dafür hat sie ein eigenes Hinweisportal der Polizei Berlin eingerichtet.
Silvester-Krawalle in Berlin - Lesen Sie auch:
- Jugendgewalt: Giffey fordert eine „konzertierte Aktion“
- Silvester-Randale: Wenn Berlin wegschaut
- Silvester: Migranten reden Randalierern ins Gewissen
- Satire: Willkommen in Neukölln! Giffey zeigt Söder ihr Reich