Personalmangel

„A.C.A.B“: So ungewöhnlich rekrutiert die Bundespolizei

| Lesedauer: 4 Minuten
Alexander Rothe
„All Cops Are Beautiful“: Mit einer augenzwinkernden Kampagne sucht die Bundespolizei Nachwuchskräfte. Das sorgt für Verwirrung.

„All Cops Are Beautiful“: Mit einer augenzwinkernden Kampagne sucht die Bundespolizei Nachwuchskräfte. Das sorgt für Verwirrung.

Foto: Alexander Rothe

Die Bundespolizei wirbt mit „A.C.A.B“ um Auszubildende. Die Abkürzung wird sonst üblicherweise gegen die Polizei verwendet.

Berlin. In voller Einsatzmontur posieren die Beamtinnen und Beamten der Bundespolizei vor blauem Hintergrund. Körpersprache und Mimik der Personen erinnern an Werbebanner von großen Modeunternehmen. In der linken unteren Ecke steht „All Cops Are Beautiful“ – eine Anspielung auf die in polizeifeindlichen Kreisen verwendeten Parole „All Cops Are Bastards“, was sich mit „Alle Polizisten sind Mistkerle“ ins Deutsche übersetzen lässt.

Seit dem 16. Januar 2023 wirbt die Bundespolizei am Alexanderplatz mit dieser augenzwinkernden Kampagne um neue Mitarbeitende. Der Recruiting-Versuch erinnert stark an sogenanntes Adbusting, bei dem neben anderen die Bundeswehr und die Polizei mit gefälschten Plakaten kritisiert wird. Das ungewöhnliche Plakat in Berlins Mitte sorgt sowohl für Verwunderung als auch Hohn auf Social Media.

Bundespolizei: „Es geht auch um eine kritische Auseinandersetzung mit der Berufswahl“

„Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, aber die Bundespolizei ist mit Sicherheit ‘beautiful’, weil sie ein moderner Arbeitgeber mit einem attraktiven Aufgabenspektrum ist“, begründet die Bundespolizei die ungewöhnliche Kampagne. „Wir möchten durch diesen ‘Hingucker’ neue Zielgruppen erreichen und dafür werben, dass der Polizeiberuf eine schöne und sinnstiftende Tätigkeit ist.“

Gleichzeitig gehe es um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Beruf. Der Bundespolizei sei es wichtig, „im Rahmen eines erwachsenen Dialoges untereinander und miteinander durchaus kontrovers, aber stetes auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt positive wie negative Aspekte des Polizeiberufes zu diskutieren“, wie es auf Anfrage der Berliner Morgenpost heißt. Dabei werde auch kein Augenzwinkern gescheut.

Das Tragen von „A.C.A.B.“ gilt als Provokation, ist aber in der Regel nicht strafbar

Was genau hat es mit „A.C.A.B.“ auf sich? Das Akronym steht für die englische Parole „All Cops Are Bastards“. Es findet sich laut „Kriminalpolizei“ – der Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei – auf T-Shirts, Wänden oder Bannern, beispielsweise bei Fußballspielen, und dient der Provokation. Besonders in der linksextremen Szene wird die Parole häufig im Kontext von Demonstrationen verwendet, ebenso wie häufig dort skandiert wird: "Ganz Berlin hasst die Polizei" - ein Slogan, den die CDU jetzt für den Wahlkampf in Berlin in abgewandelter Form auf Plakaten nutzt. Dort heißt es: "Ganz Berlin braucht die Polizei".

Bei den Protesten in Lützerath waren die vier Buchstaben A.C.A.B. an vielen Wänden wiederzufinden, wie in Medienberichten berichtet wird. Die Demonstranten wehrten sich in dem rheinischen Ort gegen die Zerstörung des Dorfes, das den Baggern des Konzerns RWE weichen soll. Das Unternehmen will die unter dem Ort befindliche Braunkohle abbauen. Bei den Protesten kam es zu teils heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Demonstranten.

Rechtlich sei das Tragen der Abkürzung auf einem Kleidungsstück nicht strafbar, da es sich lediglich um die Beleidigung eines Kollektivs handele, das nicht ausreichend definierbar sei, wie die Gewerkschaft der Polizei erklärt. So entschied das Amtsgericht Tiergarten in Berlin im Jahr 2000. Strafbar sei es hingegen, wenn sich die Beleidigung spezifisch und individuell auf einen Beamten oder eine Beamtin bezieht.

Kampagne trifft online auf Verwunderung und Ablehnung

Im Internet wird auf das Plakat der Bundespolizei unterschiedlich reagiert. „Die Bundespolizei wirbt jetzt mit ACAB-Plakaten, und... jetzt weiß ich auch nicht mehr“, äußert sich ein Nutzer auf Twitter verwirrt. „What a time to be alive“, schreibt ein anderer.

Doch die Kampagne wird auch mit Hohn auf Twitter kommentiert. So schlägt die Gruppe „Fridays for Future Leipzig #LützerahtBleibt“ vor dem Hintergrund von Polizeigewalt vor, das „B“ durch „behelmt“, „berufsunfähig“ oder „bei Gewalt immer vorn mit dabei“ zu ersetzen.