Gericht

Prozess um rassistischen Angriff auf Dilan S. geplatzt

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Dilan S. (hinten) sitzt zwischen ihren Anwälten den Angeklagten gegenüber.

Dilan S. (hinten) sitzt zwischen ihren Anwälten den Angeklagten gegenüber.

Foto: Jörg Carstensen / dpa

Sechs Angeklagte sollten sich ab Montag vor dem Amtsgericht Tiergarten wegen des rassistischen Angriffs auf Dilan S. verantworten.

Berlin.  Mit Sonnenbrillen und teilweise tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen drängten sich die Angeklagten durch die Menschenmenge im Gerichtssaal. Immer wieder wurde es dabei laut, „Buh“- und „Nazi“-Rufe schallten den Beschuldigten entgegen. Die Stimmung war aufgeheizt am Montagmorgen vor Saal 501 des Moabiter Kriminalgerichts. Zahlreiche Freunde, Bekannte und Unterstützer der Schülerin Dilan S. waren gekommen, die vor knapp einem Jahr S-Bahnhof Greifswalder Straße Opfer eines mutmaßlich rassistischen Angriffs wurde und nun vor dem Amtsgericht Tiergarten die mutmaßlichen Täter wiedertreffen sollte.

Dort müssen sich sechs Personen, drei Frauen und drei Männer im Alter von 24 bis 55 Jahren, wegen Beleidigung, Bedrohung, gefährlicher Körperverletzung sowie Beihilfe verantworten. Am Abend des 5. Februar 2022 sollen sie die damals 17-jährige Dilan aufgrund ihrer Herkunft zunächst beleidigt und dann krankenhausreif geprügelt haben. Der Prozess endete allerdings kaum, dass er begonnen hatte, da einer der Angeklagten unter der Angabe, er sei an Covid-19 erkrankt, nicht erschienen war.

Diese Angabe wolle man nun prüfen, sagte die Vorsitzende Richterin. Da die Tat laut Anklage gemeinschaftlich begangen worden sei, müssten allerdings auch alle Angeklagten anwesend sein. Ein neuer Termin wurde für den 3. April angesetzt. Für die Angeklagten stand nach gerade einmal 30 Minuten der zweite Spießrutenlauf bevor, als sie den Saal verließen.

Polizei stellte Dilan zunächst als Maskenverweigerin dar

Der Fall sorgte damals für einigen Aufsehen. Zum einen warf er ein Schlaglicht auf die rechte Szene, die in einem kleinen Teil Prenzlauer Bergs fest verwurzelt zu sein scheint. Auch die Berliner Polizei machte damals eine recht unrühmliche Figur.

Am Tag nach der Tat veröffentlichte die Behörde einer Pressemitteilung, wonach die junge Frau attackiert wurde, da sie in der Tram zuvor keinen Mund-Nasen-Schutz trug. Erst nachdem sie sich wenige Tage später aus dem Krankenhaus mit einem Instagram-Video meldete, korrigierte die Polizei ihre Angaben. Darin erklärte die Schülerin, die bei der Attacke zum Teil schwere Kopf- und Rumpfverletzungen erlitt, dass sie keine Maskenverweigerin, sondern Opfer rassistischer Gewalt sei.

„Für Dilan geht es vor allem um die Bewältigung der Sache“, sagte ihr Anwalt C. Bülent Bilâloğlu. „Sie leidet immer noch an den Folgen der Tat.“ Am liebsten würde sie gar nicht kommen, müsse es als Zeugin allerdings. „Wir hoffen nun, dass alle Angeklagten beim neuen Termin da sein werden“, so Bilâloğlu weiter. „Wünschenswert wäre auch, wenn sich einer der Angeklagten oder alle oder die Polizei entschuldigen würden.“

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