Berlin. Die Empörung war groß Ende des vergangenen Jahres: Bei Instagram hatten Mitglieder des Neuköllner Remmo-Clans mit einem Tigerbaby posiert. Die Bilder lösten den Einsatz eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Berliner Polizei aus.
Nun hat sich der Manager des "Circus Berolina" aus Schönefeld (Dahme-Spreewald) ausführlich gegen die heftige Kritik gewehrt. Der Zirkus hatte dem Remmo-Clan das Tigerbaby ausgeliehen. Dem RBB sagte Zirkusmanager Marcello Spindler nun, man habe sich vor der Leih-Aktion bei der Familie über die Bedingungen für das Tier informiert.
"Das heißt, wie sind die Räumlichkeiten, wie viele Personen sind vor Ort, wie wird der ganze Raum sichergestellt", so Spindler zum RBB. Die Familienmitglieder des Remmo-Clans hätten sich an alle Absprachen gehalten. Dem Zirkus sei vorab offenbar aber nicht bewusst gewesen, an wen der Tiger vermietet werden sollte. "Der Nachnahme und die berufliche Tätigkeiten stehen eher weniger im Vordergrund", so Spindler.
- Mohamed Chahrour: „Clan, das bedeutet für mich Familie“
- Großrazzia mit Clan-Bezug: Hunderte Beamte im Einsatz
- Polizei Berlin: 40 Autovermieter nur für Clan-Milieu tätig
- Linke verhindert Clan-Razzien in Berlin: Scharfe Kritik von CDU
Tigerbaby bei Berliner Clan: Zirkus verlieh Tiere schon an 'Joko und Klaas', Wowereit und Günter Jauch
Der "Circus Berolina" habe schon öfter Tiere ausgeliehen, ein 20-minütiges Fotoshooting koste ein paar hundert Euro. "Wir haben schon Referenzen vorzuweisen, wie einen Elefanten bei 'Joko und Klaas', oder ein Braunbär beim ehemaligen Bürgermeister Wowereit. Wir hatten Zebras bei Günter Jauch", so der Zirkus-Manager.
Künftig will der Zirkus allerdings auf vergleichbare Leih-Aktionen verzichten. "Wir haben jetzt für uns entschieden, dass wir private Audienzen überhaupt nicht mehr machen", sagte Spindler.
SEK-Einsatz wegen Tigerbaby: Hochzeitsfeier in Clan-Villa
In der Villa, in der Clanchef Issa Remmo mit seiner Familie lebt, war am 29. Dezember eine Hochzeit gefeiert worden. Als die Polizei mit einem SEK anrückte, soll der Tiger bereits verschwunden gewesen sein.
Eine Sprecherin des Bezirks Neukölln hatte den Einsatz damit gerechtfertigt, dass sichergestellt werden musste, ob Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vorgelegen hätten. Nach der Berliner Verordnung zur Haltung von „gefährlichen Tieren wildlebender Arten“ dürfe ein Tiger privat nicht gehalten werden.
Es habe Gefahr für die öffentliche Sicherheit bestanden, weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass das Tier vom Grundstück entkommt, hieß es vom Bezirk. Zudem habe die Gefahr illegalen Tierhandels bestanden. Das Amtsgericht Tiergarten habe wegen der Dringlichkeit einen Beschluss für die Durchsuchung und Sicherstellung des Tigers erlassen.
Remmo-Clan räumt Villa trotz Klage nicht
Um die Villa, in der der Einsatz stattfand, gibt es einen langem Streit. Gebäude und Grundstück gehören zu den 77 Immobilien, die die Berliner Staatsanwaltschaft 2018 beschlagnahmt hatte. Diese wurden nach Überzeugung der Behörde nicht mit legalem Geld gekauft.
Inzwischen ist rechtskräftig entschieden, dass das Land Berlin Eigentümer der Villa ist. Der Bezirk Neukölln hatte der Familie gekündigt und 2021 eine Frist zum Auszug gesetzt. Da der Clan die Villa nicht räumte, zog der Bezirk vor Gericht.