Berlin. Die Unternehmen in Berlin haben den Krisen bisher getrotzt. Im alten Jahr lag das Wachstum deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
Die Wirtschaft in Berlin ist besser durch die vielen Krisen des abgelaufenen Jahres 2022 gekommen als befürchtet. Das Wachstum betrug nach Angaben von Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD) „voraussichtlich“ 2,5 Prozent und lag damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1,7 Prozent. Genaue Zahlen für 2022 haben die Statistiker aber so kurz nach Neujahr noch nicht bekannt gegeben.
Allerdings hat sich auch in Berlin die Konjunktur im Jahresverlauf deutlich eingetrübt. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 hatte Berlin ein Wachstum von 3,7 Prozent vermeldet, für die letzten sechs Monate dürfte das Plus also unter ein Prozent gelegen haben. Zuletzt hatte das Statistische Bundesamt Ende November für das gesamte Land im dritten Quartal ein Plus des Bruttoinlandsproduktes von 0,4 Prozent gemeldet.
Nur in Berlin sank die Arbeitslosigkeit auch im Dezember gegenüber dem Vormonat
Berlins Wirtschaftssenator Schwarz sagte, die Wirtschaft der Hauptstadt zeige sich weiterhin „krisenfest“ und bringe immer mehr Menschen in Arbeit. Die aktuellen Arbeitsmarktdaten vom Dezember, die einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen um mehr als 4000 zum Vorjahresmonat und als einziges Bundesland auch ein leichtes Minus im Vergleich zum November ausweisen, bestätigten den positiven Berliner Trend. „Das ist angesichts der andauernden weltweiten Krisenlage ein wichtiger Lichtblick“, sagte der Senator: „Unser Wirtschaftsstandort hat sich auch unter schwierigen Gesamtbedingungen als sehr robust erwiesen.“ Die Arbeitslosenquote war wie berichtet auf 8,6 Prozent gesunken.
Unternehmen, Organisationen und die Verwaltung in der Stadt stellen immer mehr Menschen an. Im Oktober 2022 waren in Berlin insgesamt 1,673 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 58.000 mehr als im Oktober 2021. „Mit diesem Plus von 3,6 Prozent verzeichnet Berlin erneut das höchste Jobwachstum im Vergleich der Bundesländer“, betonte Schwarz.
Tourismus und Handel haben Berlin zum Jahresende einen Schub gegeben
Der Berliner Tourismus und Handel hätten der Entwicklung noch mal zusätzlichen Schub gegeben. Über die Feiertage habe die Stadt wieder viele Menschen aus der ganzen Welt angezogen. Berlin habe das Jahr mit einer Hotelauslastung von über 80 Prozent abgeschlossen.
Schwarz unterstrich die Bedeutung der staatlichen Hilfen für die Unternehmen und sagte weitere Unterstützung zu: „Die Gesamtentwicklung des Krisenjahres 2022 unterstreicht, wie wichtig es war, dass Berlin einen schnellen und umfassenden Schutzschirm von rund 750 Millionen Euro für seine Wirtschaft aufgespannt hat“, sagte Schwarz. Dazu gehörten 330 Millionen für Neustart von Wirtschaft und Kultur, 100 Millionen Euro an Liquiditätshilfen und zuletzt 343 Millionen Euro im Nachtragshaushalt für umfangreiche Energiehilfen und Zuschüsse für energieintensive Unternehmen. Diese sollten in Kürze startbereit sein, um eine gute Entwicklung der Berliner Wirtschaft auch im neuen Jahr 2023 zu unterstützen.
Die Klage, Berlin sei als Hauptstadt ärmer als der Rest des landes, gilt nicht mehr
Berlin befindet sich schon seit mehreren Jahren in einem wirtschaftlichen Aufholprozess. Schon 2020 hatte Berlin in der Wirtschaftsleistung pro Kopf den Durchschnitt der Bundesländer übertroffen. Die alte Klage, dass es nirgendwo eine Hauptstadt gebe, die ärmer sei als der Rest des Landes, taugt seither nicht mehr.
2021 betrug das Bruttoinlandsprodukt in Berlin pro Kopf 44.472 Euro. Damit rangiert Berlin auf Rang sieben in der Liste der Bundesländer hinter dem überaus reichen Hamburg (68.483 Euro) und dem zweiten Stadtstaat Bremen (50.673) sowie den Südländern Bayern (50.289), Baden-Württemberg (48.247) und Hessen (48.164), aber vor Nordrhein-Westfalen (40.951) Der bundesweite Durchschnittswert lag bei 42.953 Euro, also rund 1500 Euro unter der Berliner Wirtschaftsleistung pro Einwohner.
Die Corona-Krise hat Berlin besser bewältigt als die meisten anderen Bundesländer. 2020 hatte es bundesweit einen Einbruch von 4,6 Prozent gegeben, in Berlin fiel das Minus mit 3,8 Prozent deutlich niedriger aus, nachdem es 2019 noch ein deutlich höheres Wachstum als die bundesweit ermittelten 1,1 Prozent gegeben hatte. 2021 verlief die Erholung mit plus 3,3 Prozent in Berlin schneller als im übrigen Bundesgebiet mit 2,9 Prozent.