Berlin. Um 11 Uhr gaben in Berlin Mobiltelefone eine Test-Warnung aus – lautstark und mit Push-Nachrichten. Meldungen wurden auch in Radio und Fernsehen gesendet oder über digitale Stadtinformationstafeln ausgestrahlt. Auch per Nachricht auf das Handy kam die Warnung an, etwa wenn Nutzerinnen und Nutzer die Warn-Apps NINA und Katwarn installiert haben. Lesen Sie auch: Warntag: Diese absurde Verschwörungstheorie kursiert im Netz
Am Berliner Hauptbahnhof prangte die Warnung groß auf den Displays, auf denen sonst Nachrichten oder Werbung zu sehen sind. Sirenen waren nicht zu hören – das war aber auch nicht zu erwarten.
Morgenpost-Reporter Dirk Krampitz war um 11 Uhr in der U1 zwischen Warschauer Straße und Schlesisches Tor unterwegs. In der U-Bahn gaben viele Handys von Mitreisenden um 11 Uhr den Alarmton ab, das Diensthandy auch. Sein privates Handy gab allerdings genauso wenig ein Zeichen von sich wie die U-Bahn-Displays oder Lautsprecher. Auch am U-Bahnhof Krumme Lanke war auf der elektronischen Anzeigetafel keine Spur von der Warnung zu sehen.
In der U9 in Richtung Rathaus Steglitz gelang die Warnung der Bürger nur bedingt. Während auf den Bahnsteigen des U-Bahnhofs Turmstraße über die Übung informiert wurde, war in der U-Bahn selbst nur das akustische Signal zu vernehmen, als der Test um 11 Uhr begann. Auf den Anzeigen in den Zügen erschien die Warnung nicht. Der Zug fuhr gerade in den Bahnhof Hansaplatz ein, als der Blick vieler Fahrgäste aufs Handy ging, wohin die Test-Warnung als Nachricht und Warnton übertragen wurde.
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Warntag 2022: Mobilfunkanbieter hatten Kunden vorbereitet
Mobilfunkanbieter hatten in der vergangenen Woche erste Test-Warnungen an ihre Kunden verschickt. Sie wiesen damit auf das neue Warnsystem namens Cell Broadcast hin.
Der Warntag des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist der Beginn einer intensiven operativen Testphase für den neuen Warn-Kanal Cell Broadcast. Aber: "In dieser Testphase werden nicht alle Handynutzerinnen und -nutzer in Deutschland eine Warnmeldung über Cell Broadcast empfangen können“, teilte das BBK mit.
Cell Broadcast ist unabhängig vom Mobilfunkanbieter, muss aber auf dem Mobilfunkgerät aktiviert sein. „Cell Broadcast ermöglicht es, Warnungen einfach, schnell, zielgenau und datensparsam an eine große Anzahl von Menschen zu versenden und ist daher ideal für eine Alarmierung im Notfall“, heißt es beim BBK. Laut einer Ankündigung des Senats sollte das in Deutschland für 60 Prozent der Handys möglich gewesen sein. Die Warnmeldungen waren zum Teil mit lauten Tönen verbunden. Passanten auf der Straße starrten alle gleichzeitig auf ihre Telefone. Lesen Sie auch: Warntag 2022: Die lustigsten Reaktionen in sozialen Medien
Warntag in Berlin: Sirenen bleiben stumm
Mit Stand 1. November 2022 wurden zwar 28 Sirenen errichtet, geplant sind 400 solcher lautstarken Warneinrichtungen. Diese sollen nach Angaben der Senatsinnenverwaltung bis Ende 2023 errichtet sein. Für die Errichtung wird Berlin mit knapp fünf Millionen Euro vom Bund unterstützt.
Das Problem ist, dass die Sirenen über ein bundesweites Modulares Warnsystem angesteuert werden. Das soll aber erst frühestens 2024 in Betrieb gehen. „Die Sirenen können erst dann als Warnmittel im Verbund mit den sonstigen vorhandenen Kanälen eingesetzt werden, wenn der Bund die entsprechende Digitalfunk-Schnittstelle zum Modularen Warnsystem bereitgestellt hat“, sagte eine Sprecherin der Innenverwaltung. „Da dies nach derzeitigem Informationsstand erst Anfang 2024 der Fall sein soll, ist auch frühestens dann mit dem Echtbetrieb der Sirenen zu rechnen.“ Lesen Sie auch: Warum um 11 Uhr alle Handys gleichzeitig klingeln
Warntag in Brandenburg: Sirenen funktionieren teilweise
Die Feuerwehr Potsdam teilte nach einer ersten Einschätzung kurz nach dem Probealarm mit, die Sirenen hätten funktioniert. Die Warntöne seien in weiten Teilen der Landeshauptstadt zu hören gewesen.
Flächendeckend war das im Land nicht der Fall. In einigen Regionen Brandenburgs hatten die Behörden bereits zuvor angekündigt, dass Anlagen stumm bleiben, weil Sirenen noch aufgebaut und technisch modernisiert werden müssten. Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz seien 159 Sirenen vorhanden, von denen ein Großteil den Katastrophenwarnton nicht abspielen könne, hieß es aus der Kreisverwaltung. Zum Warntag wurden in dem Landkreis keine Sirenen ausgelöst.
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