Neues Hilfsprojekt

Junge Flüchtlinge ohne Eltern brauchen Winterkleidung

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Sibylle Haberstumpf
Warme Kleidung für junge Geflüchtete: Nina Kirch von der SozDia-Stiftung, Peter Dennebaum, Projektleiter des Hilfsprojektes „UMGeben“, und Staatssekretär Aziz Bozkurt nehmen in der SozDia-Jugend- und Begegnungsstätte „Alte Schmiede“ in Lichtenberg die ersten Sachspenden für das neue Hilfsprojekt entgegen. 

Warme Kleidung für junge Geflüchtete: Nina Kirch von der SozDia-Stiftung, Peter Dennebaum, Projektleiter des Hilfsprojektes „UMGeben“, und Staatssekretär Aziz Bozkurt nehmen in der SozDia-Jugend- und Begegnungsstätte „Alte Schmiede“ in Lichtenberg die ersten Sachspenden für das neue Hilfsprojekt entgegen. 

Foto: Sibylle Haberstumpf / Berliner Morgenpost

Für junge Geflüchtete gibt es neue Hilfen in Berlin. Aktuell werden Sachspenden, vor allem warme Kleidung, und Ehrenamtliche gesucht.

Berlin.  Warme Jacken, Mützen, Handschuhe, Schals, Schuhe, Pullover, lange Hosen, Handtücher, Unterwäsche – all das wird jetzt benötigt. In gutem Zustand oder neuwertig, aktuell vor allem in den Größen S und M oder den Kindergrößen 164 und 172. Wer diese und andere warme, witterungsbeständige Kleidung spenden oder sich als Ehrenamtlicher einbringen möchte, kann dies bei der SozDia-Stiftung tun. Im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie versorgt die sozialdiakonische Stiftung jugendliche Flüchtlinge mit Kleidung und mit Freizeitangeboten – ein gesellschaftliches Teilhabeprojekt. Eine neue Koordinierungsstelle wurde dafür nun unter dem Namen „UMGeben – Hilfe für unbegleitete minderjährige Geflüchtete (UMG)“ geschaffen. Das Projekt beginne auch deswegen zur Adventszeit, um die traditionell hohe Spendenbereitschaft und Hilfsbereitschaft in Berlin zu bündeln, sagte Projektleiter und Pfarrer Peter Dennebaum zum Auftakt.

Zum Hintergrund: In diesem Jahr sind so viele minderjährige Flüchtlinge nach Berlin gekommen wie seit der Flüchtlingswelle 2015 nicht mehr. Das Land Berlin hat die Platzreserven für unter 18-Jährige, die ohne Eltern aus einem unsicheren Herkunftsland in die deutsche Hauptstadt kommen, in den vergangenen Monaten daher erheblich ausgebaut. „Wir schaffen trotz größter Herausforderungen wöchentlich rund 80 Plätze für minderjährige unbegleitete Geflüchtete und haben seit dem Frühjahr die Plätze für die Erstaufnahme verzehnfacht“, teilte Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) mit. Fast 1000 Plätze stehen bereit.

Die neuen Plätze werden benötigt, weil unter anderem durch den Krieg in der Ukraine ein starker Zuzug entstanden ist. Dabei sei der hohe Anteil ukrainischer Minderjähriger, den es zwischen März und Juni 2022 gab, inzwischen laut Bildungssenatsverwaltung deutlich zurückgegangen. Stark gewachsen sei stattdessen der Anteil aus den Herkunftsländern Afghanistan, Syrien, Türkei, Libanon und mehrerer afrikanischer Staaten. Durch die Entwicklung der Zugangszahlen und bei Betrachtung der Situation in den aktuellen Herkunftsländern sei derzeit davon auszugehen, dass sich die Situation in Berlin nicht kurzfristig entspannen werde.

Unbegleitete minderjährige Geflüchtete sind „Königsdisziplin der Flüchtlingsarbeit“

Die Aufnahme schutzbedürftiger Minderjähriger ohne Eltern bezeichnete Berlins Staatssekretär für Jugend, Familie und Digitalisierung, Aziz Bozkurt, als „Königsdisziplin in der Flüchtlingsarbeit“. Die jungen Geflüchteten werden in Berlin in Erstaufnahmeunterkünften versorgt und nach dem sogenannten Clearingverfahren vom Berliner Jugendhilfesystem mit zusätzlichen Leistungen versorgt. Beim Clearing geht es um die Klärung etwa des Hilfebedarfs, des Gesundheitszustands, der rechtlichen Vertretung und der Unterbringung.

Damit die gesellschaftliche Integration der jungen Menschen langfristig gelingen kann, müsse viel Kraft investiert werden, sagte Nina Kirch von der SozDia-Geschäftsleitung. Der Vorstandsvorsitzende der SozDia-Stiftung, Michael Heinisch-Kirch, appelliert an die Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung: „Die Jugendlichen sind mit dem gekommen, was sie am Körper tragen. Sie brauchen jetzt besonders angesichts des einsetzenden Winters vor allem schnell warme, witterungsbeständige Kleidung und Kontakt mit den Berlinerinnen und Berlinern.“

Bislang gibt es sieben Annahmestellen in Mitte, Neukölln, Charlottenburg, Spandau, Britz und Lichtenberg für die Abgabe von Kleiderspenden. Der konkrete Spendenbedarf, die Abgabeorte und die Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren, sind über die Webseite www.umgeben.sozdia.de zu finden. Gesucht werden auch Menschen, die bei der Annahme, Sortierung und Weitervergabe der Kleiderspenden oder bei der Umsetzung von Freizeitangeboten helfen möchten. Interessierte können sich unter der Mail-Adresse umgeben@sozdia.de melden.