Berlin. Seit Tagen ist die Überfahrt von der Stadtautobahn A100 zur A115 gesperrt. BSR und Autobahn GmbH nennen unterschiedliche Gründe.
Seit Tagen kommt es auf der Stadtautobahn A100 in Fahrtrichtung Neukölln immer wieder zu langen Staus. Grund sind in diesem Fall allerdings nicht Klima-Aktivisten, die die Fahrbahn blockieren, sondern die Sperrung einer Brücke am Autobahndreieck Funkturm zur dortigen Überfahrt auf die A115 (Avus).
Erst an diesem Dienstagmorgen musste in Folge des langen Rückstaus, der sich bis zur A111 zog, sogar der Tunnel Flughafen Tegel stadteinwärts gesperrt werden. Die Begründung für die seit Freitag geltende Brückensperrung lässt verheißen, dass es dazu in diesem Winter noch häufiger kommen könnte. Und sie mutet - wieder einmal in Berlin - kurios an.
Wie bekannt, ist das Autobahndreieck Funkturm insgesamt in schlechtem Zustand. Auf der Überfahrt zur A115 bestehen bereits seit 2017 Schäden, weshalb die Brücke behördlich nur noch für Lkw mit einem Gewicht bis 2,8 Tonnen zugelassen ist. Diese Gewichtsgrenze wird von den Berliner Streufahrzeugen allerdings überschritten, weshalb die Brücke „ab sofort bei Glättegefahr gesperrt“ werde, schrieb die Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ) am Dienstagmorgen auf Twitter.
Zuständig für das Streuen im Stadtgebiet, und damit auch der Autobahnüberfahrt, ist eigentlich die Berliner Stadtreinigung (BSR). Von einem Gewicht von 2,8 Tonnen sind deren Fahrzeuge aber weit entfernt. „Unsere Autobahn-Winterdienstfahrzeuge haben ein zulässiges Gesamtgewicht von mindestens 18 Tonnen und dürfen die Brücke deshalb nicht befahren“, erklärt ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage.
A115 - Sperrung hätte laut Autobahn GmbH in jedem Fall stattgefunden
Dennoch hat die BSR in den vergangenen Jahren den Winterdienst übernommen, doch nun gibt es eine entscheidende Neuerung: „Eine Ausnahmeregelung für unsere Winterdienstfahrzeuge, die wir in den vergangenen Jahren regelmäßig erhalten haben, wurde uns in diesem Jahr nicht mehr gewährt“, schildert der Sprecher weiter. „Da uns keine leichteren Autobahn-Winterdienstfahrzeuge zur Verfügung stehen, können wir derzeit keine winterdienstlichen Maßnahmen auf der Brücke durchführen.“ Auf das Problem habe die BSR im Vorfeld hingewiesen, so der Sprecher.
Zur Situation auf der Autobahnüberfahrt meldete sich am Dienstagnachmittag dann auch die Autobahn GmbH des Bundes als Betreiberin der A100 und A115 zu Wort – und begründete die Sperrung der vergangenen Tage etwas anders als die VIZ. So hätten in den vergangenen Tagen kleine Bauarbeiten und eine zeitgleich stattfindende Bauwerksprüfung stattgefunden, die das Sperren der Strecke erforderlich gemacht hätten. Von einer Aufhebung ist „in den nächsten Tagen“ die Rede. Auf Nachfrage heißt es, die aktuelle Sperrung hätte auch unabhängig vom Wetter stattfinden müssen.
Autobahn GmbH will Sperrungen wegen Wetters verhindern
Die Herausforderung des Winterdienstes besteht dennoch. Denn tatsächlich sind keine Ausnahmen mehr für Fahrzeuge mit 18 Tonnen vorgesehen, sondern nur noch für „Alleinfahrten von Fahrzeugen bis zu zwölf Tonnen mit einem Begleitfahrzeug und einem Abstand zum sonstigen Verkehr von mindestens 30 Metern“. Diese Änderung erklärte ein Sprecher damit, dass Statiker bei einer erneuten Prüfung des Bauwerks zu dem Ergebnis gekommen seien, dass das neue Limit für Ausnahmeregelungen geringer angesetzt werden muss.
Streufahrzeuge, die lediglich zwölf Tonnen wiegen, gibt es bei der BSR jedoch nicht, das ist auch bei der Autobahn GmbH bekannt. Das Bundesunternehmen besitze jedoch selbst solche Spezialfahrzeuge, deren Gewicht unterhalb der neuen Grenze liegt. Allerdings sind diese auch bei anderen Autobahnmeistereien im Einsatz und im Winterdienst eingetaktet. Deshalb sei man nun im Gespräch mit anderen Unternehmen, die das Streuen der Brücke übernehmen können. Der Sprecher der Autobahn GmbH zeigte sich zuversichtlich, dass eine Beauftragung zeitnah stattfinden kann; Sperrungen aufgrund von Glättegefahr werde man zu verhindern wissen, hieß es.
Bauvorbereitungen für Umbau des Autobahndreiecks Funkturm ab 2023
Dass es am Autobahndreieck Funkturm Schäden gibt, ist seit Längerem bekannt. Es soll daher in den kommenden Jahren um- und neugebaut werden. Sanierungsfähig ist das Autobahndreieck laut der zuständigen Projektgesellschaft Deges nicht mehr. Denn die Verkehrsbelastung ist heute auch deutlich stärker als das, was beim Bau des Autobahnknotens ursprünglich angenommen wurde. Erste Bauvorbereitungen sollen planmäßig im kommenden Jahr starten, die gesamte Bauzeit ist mit acht Jahren kalkuliert.