Energiekrise

Berlin bildet stadtweites Wärmebündnis

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Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD, links am Plakat), und Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke, rechts am Plakat) mit den Unterzeichnern der Charta der Wärme. Am Freitag kamen die Unterstützer für die berlinweite Vereinbarung im Roten Rathaus zusammen.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD, links am Plakat), und Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke, rechts am Plakat) mit den Unterzeichnern der Charta der Wärme. Am Freitag kamen die Unterstützer für die berlinweite Vereinbarung im Roten Rathaus zusammen.

Foto: Britta Pedersen / dpa

Als Teil des Berliner Entlastungspakets nimmt nun das Netzwerk der Wärme seine Arbeit auf. Dafür stehen knapp elf Millionen Euro bereit.

Berlin.  Berlin rückt näher zusammen. Am Freitag haben 20 Personen aus Politik, Kultur, Religion, Sozialwesen, Wirtschaft und Handwerk im Wappensaal des Roten Rathauses eine Charta der Wärme unterzeichnet. Damit nimmt das vom Berliner Senat entwickelte Netzwerk der Wärme, das den Menschen in Zeiten der Energiekrise und steigender Lebenserhaltungskosten Unterstützung geben möchte, offiziell seine Arbeit auf. Indem öffentliche Einrichtungen explizit als Orte des Zusammenseins aufgezeigt und ihr Angebot für Besucher und Besucherinnen ausgeweitet wird, soll ein Zeichen des Zusammenhalts gesetzt werden.

Das Netzwerk ist Bestandteil des 1,6 Milliarden Euro umfassenden Berliner Entlastungspakets, zu dem unter anderem auch das 29-Euro-Ticket für den ÖPNV und der Härtefallfonds gehören. Es enthält Maßnahmen, um die Berliner und Berlinerinnen angesichts steigender Kosten besser durch den Winter zu bringen, darunter neben Begegnungsorten auch Beratungsangebote oder warmes Essen.

„Unser Netzwerk der Wärme knüpft ein soziales Band der Solidarität und des Miteinanders in unserer Stadt. Unser Netzwerk bietet ganz konkrete Hilfe an, will Türen öffnen und Orte des Austauschs und der Begegnung stärken“, sagte Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) am Freitag.

Netzwerk der Wärme: 61 Bibliotheksstandorte beteiligen sich

Am Netzwerk der Wärme beteiligen sich auch 61 Standorte der öffentlichen Bibliotheken Berlins. Als Vertreter des Verbunds der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) haben am Freitag Jens Gehring, Leiter der Stadtbibliothek Steglitz-Zehlendorf, und Volker Heller, Generaldirektor der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), die Charta der Wärme unterzeichnet.

Bibliotheken gelten nach eigenem Verständnis eh als Treffpunkte und Orte der Begegnung. „Für uns ist es daher selbstverständlich, Teil dieses Netzwerks zu sein“, erklärte Volker Heller.

Netzwerk der Wärme: Kirchen öffnen sich als Orte der Versammlung

Im Rahmen der Netzwerkarbeit haben nun elf Standorte ihre Öffnungszeiten an den Wochenenden erweitert und unterbreiten zusätzlich Veranstaltungsangebote. Im Zeitraum vom 20. November bis 18. Dezember sind die teilnehmenden Bibliotheken auch an Sonntagen geöffnet. „Wir bieten Medien und Menschen, die mit Informationen helfen können“, so Heller weiter. In Tempelhof-Schöneberg öffnen drei Bibliotheken bereits am 6. November.

Als Orte der Wärme werden ab sofort auch verstärkt Stadtteilzentren, Clubs, Sozialeinrichtungen, Nachbarschaftshäuser oder Kirchengemeinden fungieren – auch wenn diese zum Teil selbst Sparmaßnahmen ergreifen. Heiner Koch, Erzbischof im Erzbistum Berlin, bekräftigte am Freitag die Unterstützung der Kirchen. „Auch wenn wir beim Heizen unserer Kirchen sparen, werden wir Orte der Versammlung und der Wärme öffnen und den Menschen vielfältige Hilfe zur Selbsthilfe anbieten“, so Koch.

Netzwerk der Wärme: Berliner Sparkasse bietet Beratung bei finanzieller Not

Beim Punkt Selbsthilfe und Beratung will auch die Berliner Sparkasse ansetzen. „Unser Beitrag: Wir beraten Menschen in wirtschaftlicher Not“, so Vorstandsvorsitzender Johannes Evers. Auch im Haus der Kulturen Lateinamerikas will man betroffenen Berlinerinnen und Berlinern beratend unter die Arme greifen, wie Geschäftsführerin Dolly Conto Obregon betonte. „Durch soziale Beratungen unterstützen wir die Berliner bei der Bewältigung schwieriger Situationen und ermutigen sie zur gesellschaftlichen Partizipation.“

Im neuen Neuköllner Domizil will man zusätzlich einmal in der Woche eine warme Suppe ausgeben. Auch andere Einrichtungen wollen neben Beratungen zu aktuellen Themen auch heiße Getränke und Speisen anbieten.

Berliner Clubcommission: „Wollen unsere Wärme mit noch mehr Menschen teilen“

Teil des Netzwerks der Wärme wollen auch Berlins Clubs sein, die „tagsüber genauso schön wie nachts“ sind, wie Pamela Schobeß, geschäftsführende Vorständin der Berliner Clubcommission betonte. „Wenn es nötig wird und wir selbst noch heizen können, freuen wir uns, unsere Wärme mit noch mehr Menschen teilen zu können“, so Schobeß.

Im Berliner Technikmuseum in Kreuzberg möchte man nicht nur Schutz vor Kälte bieten, sondern Partizipationsmöglichkeiten für Menschen bieten, die finanziell oder sozial von der Energiekrise betroffen sind. Laut der stellvertretenden Direktorin Menekse Wenzler ist Teilhabe an den Angeboten sowie an der sozialen Gemeinschaft das Ziel des Museums.

Giffey (SPD): Solidarität ist wichtig in Zeiten der Krise

Zur Unterzeichnung der Charta war auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) gekommen. Sie betonte, wie wichtig es sei, in Zeiten der Krise Solidarität zu stärken.

In den nächsten Tagen werden die teilnehmenden Organisationen und Einrichtungen ihre Arbeit aufnehmen und über ihre Angebote informieren. Auf einer interaktiven Karte im Internet sind schon jetzt alle Orte aufgeführt: www.mokli-help.de.

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