Justiz

Vietnamese wegen Entführung in Berlin vor Gericht

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Die Strafverteidiger Marvin Schroth (links) und Matthias Engel stehen vor dem Angeklagten. Hier beginnt der Prozess gegen den 32-Jährigen, der an der Entführung eines vietnamesischen Geschäftsmannes beteiligt gewesen sein soll.

Die Strafverteidiger Marvin Schroth (links) und Matthias Engel stehen vor dem Angeklagten. Hier beginnt der Prozess gegen den 32-Jährigen, der an der Entführung eines vietnamesischen Geschäftsmannes beteiligt gewesen sein soll.

Foto: Jörg Carstensen / dpa

Im Juli 2017 wurde ein vietnamesischer Geschäftsmann mitten in Berlin entführt. Nun könnte ein Prozess neue Details ans Licht bringen.

Berlin.  Es war eine Entführung wie in einem Agentenfilm. Am 23. Juli 2017 wurden Trinh Xuan Thanh, ein Geschäftsmann und ehemaliger Funktionär von Vietnams Kommunistischer Partei, und seine Freundin am Großen Tiergarten an der Hofjägerallee am frühen Vormittag von mehreren Männern überfallen und in einen Transporter gezerrt. Anschließend wurde er nach Bratislava gebracht und von dort aus mit einer Regierungsmaschine nach Vietnam geflogen. In Vietnam wurde er wegen Korruptionsvorwürfen zweimal zu lebenslanger Haft verurteilt. In Deutschland hatte er politisches Asyl gesucht. Mehr als fünf Jahre nach dieser spektakulären Entführung hat nun der Prozess gegen einen 32-Jährigen begonnen.

Dem vietnamesischen Staatsangehörigen wird vor dem Berliner Kammergericht Beihilfe zur Freiheitsberaubung und geheimdienstliche Agententätigkeit vorgeworfen. Der Angeklagte habe sich unter anderem an der Ausspähung des Opfers im Vorfeld der Entführung beteiligt, heißt es in der zu Prozessbeginn am Mittwoch verlesenen Anklage. Unter anderem warf ihm der Bundesstaatsanwalt vor, den Geschäftsmann beim Verlassen eines Hotels an der Lützowstraße am Tag der Entführung observiert zu haben.

Bundesanwaltschaft: Vietnamesischer Geheimdienst für Operation verantwortlich

Auch an Tagen und Wochen zuvor soll der 32-Jährige den Geschäftsmann immer wieder beobachtet haben, so etwa bei einem Essen in italienischen Restaurant Mitte Juni. Laut Bundesanwaltschaft war für die Operation der vietnamesische Geheimdienst verantwortlich. Zudem sei dem Angeklagten im Vorfeld bewusst gewesen, dass das Opfer in Vietnam in Haft kommen würde. Als der Bundesstaatsanwalt dies verlas, verzog der Angeklagte keine Miene, eher ruhig und gefasst saß er inmitten seiner beiden Anwälte.

Vor der Entführung soll der 32-jährige Angeklagte in Prag gelebt haben. Nach der Entführung soll er sich ebenfalls nochmals dorthin begeben und für den vietnamesischen Nachrichtendienst gearbeitet haben. Anschließend setzte er sich nach Vietnam ab. Im April diesen Jahres wurde er dann bei der Einreise nach Tschechien festgenommen. Im Juni wurde er nach Deutschland überstellt. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Prozess wird am Montag fortgesetzt

Es ist nicht der erste Prozess in dem Fall dieser Entführung. Im Jahr 2018 war ein ebenfalls aus Vietnam stammender Angeklagter wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit und Beihilfe zur Freiheitsberaubung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Dieses Urteil ist rechtskräftig. Für den aktuellen Prozess sind sechs weitere Verhandlungstage bis zum 30. November terminiert. Am Montag soll er fortgesetzt werden.