Digitalisierung in Berlin

Sechs Beschwerden: Berliner Internetseiten zu kompliziert

| Lesedauer: 2 Minuten
Berlins Internetseiten sollen mit verständlichen Inhalten und leichter Menüführung aufwarten - die Realität sieht anders aus.

Berlins Internetseiten sollen mit verständlichen Inhalten und leichter Menüführung aufwarten - die Realität sieht anders aus.

Foto: Rolf Vennenbernd / dpa

Internetseiten verfehlen die Ziele bei der Verständlichkeit – zu Lasten von Menschen mit Handicaps. So reagiert das Land Berlin.

Berlin.  Unverständliche Sprache, Amtsdeutsch, verwirrender Aufbau: Berlins Internetseite lassen in Sachen Nutzerfreundlichkeit zu wünschen übrig. Allein in diesem Jahr gingen deshalb schon sechs formelle Beschwerden beim Senat ein – weil Nutzer erhebliche Mängel bei der barrierefreien Zugänglichkeit von Informationen auf Seiten des Landes beklagten. So geht es aus einer noch unveröffentlichten Anfrage des FDP-Abgeordneten Roman-Francesco Rogat hervor. Neben den sechs Einwenden sind den Auskünften von Staatssekretärin Ana-Maria Trăsnea (SPD) zufolge auch vier Fälle aus dem Vorjahr immer noch nicht geklärt. Es handele sich um „kommunikationstechnische Verstöße“, die es zu prüfen und abzustellen gelte.

„Die Qualität der umgesetzten Barrierefreiheit ist stark von den redaktionellen Kenntnissen der Redakteur*innen abhängig. Durch falsche Nutzung oder Umwidmung der vorhandenen Module können diverse Barrieren entstehen“, schreibt Trăsnea zu den Ursachen von schwer zugänglichen Inhalten. Sowohl in den Schulungen als auch in den regelmäßigen Anwendertreffen werde auf diese Problematik hingewiesen. Außerdem prüft das Land Berlin nun sogar die Einführung einer zusätzlichen Redaktionssoftware für die Überwachung der Barrierefreiheit.

Mangelnde Barrierefreiheit im Internet: Berlin lässt Experten Seiten begutachten

Um die Nutzerfreundlichkeit zu erhöhen, warten die IT-Experten nicht auf Beschwerden, sondern werden auch selbst tätig. „Die Webseiten werden regelmäßig Barrierefreiheitsgutachten unterzogen. Die darin aufgezeigten Probleme werden zeitnah umgesetzt, sofern die Probleme in der Zuständigkeit des technischen Dienstleisters BerlinOnline liegen“, heißt es. Bei anderen Anbietern gestaltet sich der Einfluss auf Barrierefreiheit schwieriger.

• Lesen Sie auch:Berlin hat 946 Internetseiten

Aus Sicht von Rogat sind die aktuellen Beschwerden Hinweise auf ein grundlegendes Problem. Er geht davon aus, dass über 90 Prozent der Internetseiten in Verantwortung des Senats Mängel bei der Barrierefreiheit aufweisen. „Somit bleiben Menschen, die ein Handicap oder noch Sprachdefizite haben, hier außen vor und können die Angebote der Berliner Verwaltung nicht nutzen. Das kann für eine Stadt mit fast 4 Millionen Einwohnern nicht der politische Anspruch sein“, erklärt der Abgeordnete. Um bei der Digitalisierung nicht abgehängt zu werden, sei im Land Berlin eine schnelle Besserung geboten.

( tsc )