Letzte Generation

Klimaaktivisten kleben sich an Gestell von Dinosaurier

| Lesedauer: 5 Minuten
Zwei Mitglieder der „Letzten Generation klebten sich am Sonntagmittag im Berliner Naturkundemuseum an ein Dinosaurierskelett.

Zwei Mitglieder der „Letzten Generation klebten sich am Sonntagmittag im Berliner Naturkundemuseum an ein Dinosaurierskelett.

Foto: Aufstand der letzten Generation

Mitglieder der „Letzten Generation“ klebten sich im Naturkundemuseum fest. Auch Attacke auf Gemälde in der Alten Nationalgalerie.

Berlin.  Erst waren es Straßen, dann Kunstwerke und jetzt sind offensichtlich die Giganten der Urzeit an der Reihe. Am Sonntag haben sich zwei Aktivistinnen der Klimaschutzgruppe „Letzte Generation“ im Berliner Naturkundemuseum an einem Dinosaurierskelett festgeklebt. Man habe sich an den 60 Millionen Jahre alten Knochen befestigt, „weil der Klima-Kurs der Bundesregierung das Leben aller Menschen bedroht“, wie es in einer Mitteilung der Gruppe heißt. Zudem gab es am Sonntagnachmittag eine weitere Attacke auf ein Gemälde, dieses Mal in der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel, allerdings wohl nicht im Zusammenhang mit Klimaschutz.

Das Ziel sei dabei nicht willkürlich gewählt worden. „So wie den Dinosauriern damals, drohen uns Klimaveränderungen, denen wir nicht standhalten können“, heißt es weiter. Man müsse jetzt handeln, damit die Menschheit nicht auch aussterbe. Die Aktion begann gegen 13.30 Uhr, nach Angaben der "Letzten Generation" zur "besten Besuchszeit".

Letzte Generation" - Polizei löst Klimaaktivisten vom Gestell des Sauriers

Die Polizei wurde um kurz nach 14 Uhr alarmiert. Die Einsatzkräfte lösten die beiden 34 und 42 Jahre alten Frauen dann ab. Die hätten sich nicht an die Knochen, sondern nur an die Haltestangen des Skeletts angeklebt, sagte eine Polizeisprecherin. Um 14.45 Uhr seien beide in Gewahrsam gebracht worden. Gegen die Aktivistinnen sei Strafanzeige und seitens des Museums Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs gestellt worden.

Erklärung des Naturkundemuseums

Johannes Vogel, Generaldirektor des Naturkundemuseums, und Geschäftsführer Stephan Junger erklärten dazu, das Museum für Naturkunde stehe seit mehr als zehn JAhren dafür, dem Klimawandel und dem menschengemachten Artensterben Einhalt zu gebieten. Auch die Dinosaurier-Ausstellung solle zum Nachdenken anregen.

Weiter heißt es in der Erklärung: "Unsere wissenschaftlich fundierten Aktivitäten zielen darauf ab, gemeinsam mit der Zivilgesellschaft wissensbasierte Lösungen für ein gutes Leben in den planetaren Grenzen zu erarbeiten und – wo wir als wissenschaftliches Institut gefordert sind – umzusetzen. Wir begrüßen alle gewaltfreien Aktionen, die auf eine von der Zivilgesellschaft getragene Transformation zielen und Menschen aller Herkünfte ermutigen, gemeinsam zu handeln."

Die „Letzte Generation“ fordert von der Bundesregierung, entschlossener gegen den Klimawandel vorzugehen. Dazu blockierten die Aktivisten seit Anfang des Jahres rund 240 Mal Straßen und Autobahnauffahrten und sorgen so zumeist im morgendlichen Berufsverkehr für lange Staus.

Zuletzt hatten es die Aktivisten allerdings auch auf Kunstwerke abgesehen. Für wenig Verständnis sorgte eine Aktion am vergangenen Wochenende im Museum Barberini in Potsdam, wo ein Gemälde von Claude Monet mit Kartoffelbrei beschmiert wurde. Der Schaden liegt nach Schätzungen im fünfstelligen Bereich. Das Museum musste schließen, um über die Sicherung der Kunstwerke zu beraten, ist aber ab Montag wieder geöffnet.

Gemälde von Toulouse-Lautrec mit Kunstblut beworfen

Zudem gab es am Sonntag einen weiteren Angriff auf ein Gemälde, allerdings wohl nicht durch Klimaschützer. Am Sonntagnachmittag habe eine Person das verglaste Gemälde „Clown“ von Henri de Toulouse-Lautrec und die Wandbespannung mit einer Flüssigkeit beworfen und sich daneben an der Wand festgeklebt, sagte eine Sprecherin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz am Sonntagabend. Zuvor habe sie Flugblätter im Saal verteilt. „Die Sicherheitskräfte sind sehr rasch eingeschritten.“ Zuvor hatte die „B.Z.“ berichtet. Laut der Abendschau und der "B.Z." habe es sich bei der Flüssigkeit um künstliches Blut gehandelt.

„Ich bin erschüttert über diesen weiteren sinnlosen Angriff auf die Kunst, der in diesem Fall offenbar keiner klimapolitisch aktiven Gruppe zuzuordnen ist“, teilte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, am Sonntagabend mit.

Erheblicher Schaden im Ausstellungsraum entstanden

„Nach jetzigem Kenntnisstand ist das Werk in der Alten Nationalgalerie, das heute attackiert wurde, glücklicherweise nicht schwer beschädigt, allerdings ist erheblicher Schaden im Ausstellungsraum entstanden: Farbe und Klebstoff müssen von der stoffbespannten Wand entfernt werden“, sagte Parzinger.

„Den Aufsichten vor Ort möchte ich meinen Dank aussprechen dafür, dass sie so professionell reagiert haben und die Situation rasch im Griff hatten. Wir werden weiterhin alles dafür tun, die Kunst in unseren Sammlungen zu schützen und gleichzeitig mit möglichst wenig Barrieren zugänglich zu halten. Das ist unsere Aufgabe.“

Das Gemälde hing bisher im Impressionistensaal. Es soll nun in der hauseigenen Restaurierungswerkstatt untersucht werden, wie eine Sprecherin der Stiftung sagte. Die Polizei machte zum möglichen Hintergrund der Aktion am Sonntagabend zunächst keine Angaben. Die Alte Nationalgalerie, die montags ohnehin geschlossen hat, soll nach jetzigem Stand wie üblich am Dienstag wieder öffnen.

Lesen Sie auch:

( mit dpa )