Berlin. Die Debatte um den Wiederaufbau der 1962 von der DDR-Regierung abgerissenen Bauakademie sorgt innerhalb der rot-grün-roten Koalition für Streit. Die Koalitionäre sind sich uneins, wie das 1832 bis 1836 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel errichtete Gebäude mit der prägnanten roten Ziegelfassade wieder errichtet werden soll.
Guido Spars, Gründungspräsident der Bundesstiftung Bauakademie, präsentierte am Mittwoch Ergebnisse eines von ihm einberufenen Expertengremiums, die sich gegen eine Rekonstruktion und für einen Neubau aussprechen. Der soll sowohl innen als auch außen ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit ausstrahlen.
Daraufhin erklärte die SPD-geführte Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, man wolle zwar einen Bau, der nachhaltig und klimagerecht errichtet werde, aber zugleich die baukulturellen Werte von Karl Friedrich Schinkel verkörpere und Bezug nehme zur historischen Umgebung. „Deswegen unterstützen wir die Wiederherstellung der historischen Fassade“. Auf dieser Grundlage wolle man gemeinsam mit dem Bund die Auslobung für den notwendigen Realisierungswettbewerb erarbeiten.
Grüne wünschen die Begrünung von Dach und Fassaden
„Das Land Berlin hat keine Meinungsbildung zur Rekonstruktion“, betont dagegen der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Andreas Otto. Im Gegenteil, der Koalitionsvertrag enthalte ein Bekenntnis zu Innovation und Nachhaltigkeit. Aus einem Antragsentwurf, der im Fach-Arbeitskreis der Grünen Fraktion beschlossen wurde und derzeit in der Koalition diskutiert werde, gehe das auch hervor.
„Nachhaltiges und innovatives Bauen, Kreislaufwirtschaft, die Nutzung nachwachsender Baustoffe, geringer Energieverbrauch, Begrünung von Dach und Fassaden sollen in der Akademie erforscht und vermittelt werden“, so Otto. „Und diese Nutzung muss mit dem neuen Gebäude der Bauakademie auch direkt ausgestrahlt werden“, fordert der Politiker.
Baukammer Berlin fordert „mehr Respekt – vor Schinkel“
„Mehr Respekt bitte – vor Schinkel“, fordert dagegen die Baukammer Berlin unter Verweis auf eine bundesweite Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag des Fördervereins Bauakademie, der Gesellschaft Historisches Berlin und der Stadtbild Deutschland. In dieser sprachen sich im Juli zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) für eine originalgetreu rekonstruierte Fassade aus.
„Hier geht es um die Bebauung eines historischen Ortes, eines Ortes, wo früher ein einzigartiger Bau, ein bauingenieurtechnisches Novum, ein Meisterwerk stand“, so Peter Traichel, Geschäftsführer der Baukammer Berlin. Dessen Fundamente seien vom Abriss verschont geblieben. Diese „Wurzeln“ gelte es nun wiederzubeleben, sie zum Ausschlagen zu bringen – „in Gestalt einer Bauakademie in historischem äußeren Gewand.“