Berlin. Die Aufarbeitung der Affäre um Ex-RBB-Intendantin Schlesinger dauert an. Nun listet der RBB erstaunliche Abrechnungsposten auf.

Die Liste der Vorwürfe ist lang: Es geht unter anderem um die Anschaffung eines Massagessessels für 1200 Euro, den kostspieligen Umbau der Intendanten-Etage des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) oder die Nutzung einer Audi-Limousine mit 435 PS.

Anfang August trat die damalige RBB-Intendatin Patricia Schlesinger schließlich zurück. Vorgeworfen wird ihr auch ein all zu laxer Umgang mit Gebührengeldern. Und die Aufarbeitung der Filz-Vorwürfe bei dem öffentlich-rechtlichen Sender dauert an.

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Nun hat sich das Rechercheteam des RBB weitere Abrechnungen näher angeschaut. Die Journalisten, die im Sender nach eigenen Angaben unabhängig recherchieren können, listen dabei zum Teil erstaunliche Posten auf. Einige Beispiele:

  • Während Schlesingers Amtszeit wird Champagner im Wert von 2300 Euro auf Kosten des Gebührenzahlers abgerechnet. "Für besondere Anlässe (Geburtstage, Weihnachten) wurde an bestimmte Menschen in besonderen Fällen Champagner verschenkt", wie Schlesingers Anwalt mitteilt.
  • Am 8. September 2021 trifft sich die RBB-Geschäftsleitung im Charlottenburger Restaurant "Louis Laurent". Neun Spitzenkräfte des Senders speisen gemeinsam für insgesamt 900 Euro. Schlesinger bezahlt mit ihrer RBB-Kreditkarte. Zulässig sei das laut Bewirtungskostenregelung des Senders nicht, so das Rechercheteam.
  • Am 17. Februar 2020 trifft sich die Senderleitung mit Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und weiteren Spitzen der Staatskanzlei im Potsdamer Restaurant "Die Waage". Dabei entstehen Kosten von 1.074,10 Euro, etwa 100 Euro pro Person.
  • Neben den hohen Posten tauchen in den Abrechnungen auch Kleinigkeiten auf. Abgerechnet wurden laut Rechercheteam für Gummibärchen für 12,32 Euro sowie "Sweeties (Nüsse, Schokolade) für die Fahrt nach Hamburg". Das Rechercheteam fragt in diesem Zusammenhang: "Ist ein Jahressalär von 303.000 EUR (plus Boni) nicht ausreichend, um persönliche Bedürfnisse nach einem Snack zwischendurch aus der eigenen Geldbörse zu befriedigen?"

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Im Zentrum des RBB-Skandals rund um Vorwürfe der Vetternwirtschaft steht neben Patricia Schlesinger der zurückgetretene Senderchefkontrolleur Wolf-Dieter Wolf. Beide wiesen Vorwürfe zurück. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Schlesinger, ihren Ehemann und Wolf. Ergebnisse liegen noch nicht vor, es gilt bis dahin die Unschuldsvermutung.