Berlin. Was 2018 als Pilotprojekt begann, hat längst Hand und Fuß bekommen: „Housing First“, ein Projekt zur langfristigen Bekämpfung von Obdachlosigkeit, ist nun an einem zweiten Standort in Berlin vertreten und erweitert damit seine Kapazitäten.
„Mit Housing First zeigen wir, dass eine langfristige, behutsam herbeigeführte Veränderung möglich ist“, erklärte Projektleiterin Corinna Münchow am Freitag in der Samoastraße 7 in Wedding, wo sich von nun an der zweite Standort der Projektorganisation in Berlin befindet. Dadurch sollen künftig noch mehr wohnungslose Menschen als bisher unbefristet und mit einem eigenen Mietvertrag in Wohnungen untergebracht und darüber hinaus professionell betreut werden können.
Der Standort in Berlin hat Vorbildcharakter für andere Städte
Denn wie Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) am Freitag erklärte: Wohnen ist ein Menschenrecht, das in Deutschland jedoch nicht alle Menschen in Anspruch nehmen könnten. „Deswegen haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, dieses Problem mit Hilfe eines nationalen Plans zu bekämpfen“, fährt Geywitz fort. Darin seien neben dem Bau von Sozialwohnungen in Höhe von 14,5 Milliarden Euro, ein Ausbau des Wohngeldes vorgesehen. Und auch Housing First spiele in der Umsetzung eine große Rolle: „Das Projekt ist in diesem Plan ein ganz wichtiger Ansatz. In Berlin kann man sich nun angucken, wie es funktioniert“, erklärte die Bundesbauministerin.
Doch das Projekt wurde nicht nur vom Bund initiiert, sondern ist eine Kooperation aus verschiedensten Trägerschaften, sozialen Vereinen und wird zudem von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales unterstützt. „Es ist ein echter Erfolg, dass das Projekt in so einer Breite erweitert und geteilt wird“, sagte Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Die Linke) bei der Einweihung des neuen Büros am Freitag. „Housing First ist vom Pilotprojekt zum Leitmotiv geworden“, so Kipping.
Hunderte wohnungslose Menschen auf der Warteliste
Das Thema ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, sei ihrer Meinung nach dringend notwendig gewesen. Die große Nachfrage gibt ihr Recht: Obwohl Housing First inzwischen knapp 50 Wohnungen in Berlin zur Verfügung stellt, würden noch immer hunderte wohnungslose Menschen auf der Warteliste stehen, sagte Münchow. Der neue Standort helfe daher nicht nur dabei, dieser Nachfrage gerecht zu werden, sondern schaffe auch für die soziale Arbeit, die ebenfalls von hoher Bedeutung sei, mehr Möglichkeiten, so die Projektleiterin.