Nahverkehr

9-Euro-Ticket: Nachfolger für Berlin angekündigt

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Für das 9-Euro-Ticket soll es eine Nachfolgelösung geben. Berlin ist bereits, dazu einen Länderanteil zu tragen.

Für das 9-Euro-Ticket soll es eine Nachfolgelösung geben. Berlin ist bereits, dazu einen Länderanteil zu tragen.

Foto: Christoph Soeder / dpa

Berlin will einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket auflegen. Franziska Giffey kündigt "eine gute Überbrückungslösung" an.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat ein zeitlich begrenztes regionales Nachfolgeangebot für das 9-Euro-Ticket in Aussicht gestellt. "Wir arbeiten an einer guten Überbrückungslösung in Berlin von Oktober bis Dezember 2022, bis das bundesweite Ticket kommt", twitterte die SPD-Landesvorsitzende.

Giffey sprach sich für zwei Ticketvarianten aus: „Für eine gute Anschlusslösung zum 9-Euro-Ticket sollte es ein zweistufiges Ticketsystem geben: 29 Euro für ein regionales Angebot im jeweiligen Bundesland und 49 Euro für ein bundesweites Ticket.“

Nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets soll es ein bundesweites Nachfolgeticket geben, sofern sich die Länder an den Kosten beteiligen – so hat es die Bundesregierung mit dem Entlastungspaket am Sonntag beschlossen. Während Brandenburg den Vorschlag ablehnt, steht Berlin dem Vorschlag offen gegenüber, das neue Ticket anteilig mitzufinanzieren. „Die grundsätzliche Bereitschaft besteht“, bestätigte Senatssprecherin Lisa Frerichs am Montag. Auch Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hatte auf Twitter erklärt, bereit zu sein, über einen Länderanteil zu reden, sofern der Bund alle Zusagen einhalte.

9-Euro-Ticket - Nachfolger soll 49 bis 69 Euro kosten

Die Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket ist Teil des dritten Entlastungspakets der Bundesregierung, allerdings soll dieses mit 49 bis 69 Euro deutlich teurer sein. Dafür will der Bund 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, sofern die Länder mindestens den gleichen Betrag investieren. Wie Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) ankündigte, sei es das Ziel, bis Anfang 2023 das neue Ticket umzusetzen. .

Auch Verkehrssenatorin Jarasch unterstützt mit Blick auf den Nutzen für die Berliner eine zweigleisige Lösung. „Ein 69-Euro-Ticket allein würde für Berlin wenig bringen, denn viele Abos liegen hier bereits günstiger“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Ich finde ein gestuftes System gut, wie es die Grünen im Bund bereits angeregt hatten: also ein regionales Ticket für 29 Euro im VBB-Gebiet - und zusätzlich ein bundesweites 69-Euro-Ticket.“

9-Euro-Ticket - Brandenburg sieht Finanzierungsfrage kritisch

In Brandenburg wird vor allem die Finanzierungsfrage des künftigen Tickets kritisch gesehen. „Die zugesagten 1,5 Milliarden für einen 9-Euro-Ticket-Nachfolger sind schlicht zu kurz gegriffen“, teilt eine Sprecherin des Infrastrukturministeriums auf Anfrage mit. „Es bleibt dabei: Wer bestellt, bezahlt. Zur Finanzierung ist der Bund hier weiterhin in der Verantwortung. Er kann nicht einfach eine Zahl in den Raum stellen und gleichzeitig einen großen Teil der finanziellen Last den Ländern überhelfen.“

Berechnungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmens (VDV) zufolge würde das neue Nahverkehrsticket bei einem Preis zwischen 49 und 69 Euro zu Einnahmenverlusten in Höhe von 1,8 bis 3 Milliarden Euro jährlich führen. Dazu kommen die steigenden Kosten für Strom, Diesel oder Personal.

Entscheidung über Übergangslösung in Berlin bis Mitte September

Auch Brandenburg verweist auf die gestiegenen Energiepreisen und drängt auf eine Unterstützung der Länder durch den Bund. „Wir brauchen eine schnelle Entlastung der Verkehrsunternehmen bei Energiepreisen und Regionalisierungsmittel für den Erhalt des Angebots – anderenfalls droht, dass das ÖPNV-Angebot eingeschränkt werden muss“, warnt die Ministeriumssprecherin.

Ziel von Berlin bleibt es, eine Übergangslösung für die Stadt zu arbeiten, bis das Bundesticket greift. Wie bekannt ist es geplant, ein vergünstigtes Monatsticket mindestens für das Stadtgebiet zum Oktober an den Start zu bringen. Gespräche laufen auch mit Brandenburg und dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg weiter, Details zum Preis sind bislang nicht öffentlich. „Aktuell werden verschiedene Varianten für eine Übergangslösung geprüft“, erklärt Senatssprecherin Frerichs nur. Viel Zeit bleibt dafür aber nicht mehr: „Die politische Entscheidung darüber muss bis Mitte diesen Monats getroffen werden.“