Kupferdiebstahl

So will die Bahn Kupferdieben auf die Spur kommen

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In Berlin stieg die Zahl der Kupfersdiebstähle im ersten Halbjahr 2022 noch einmal deutlich an. Für betroffene Unternehmen sind die Schäden hoch, für betroffene Fahrgäste in den Bahnen häufig ärgerlich.

In Berlin stieg die Zahl der Kupfersdiebstähle im ersten Halbjahr 2022 noch einmal deutlich an. Für betroffene Unternehmen sind die Schäden hoch, für betroffene Fahrgäste in den Bahnen häufig ärgerlich.

Foto: Peter Endig / dpa

Die Zahl der Kupferdiebstähle in Berlin ist deutlich angestiegen. Die Bahn will Dieben nun mit künstlicher DNA auf die Spur kommen.

Berlin. Immer wieder schlagen in Berlin Kupferdiebe zu. Erst kürzlich überstiegen Täter in Schöneberg den Bauzaun einer Baustelle und erbeuteten Kabel und Kabeltrommeln im Gesamtwert von rund 4000 Euro. Mitte August stellte die Berliner Polizei im Abschnitt 33 fest, dass zwei Meter aus dem Boden ragende, neu verlegte Stromkabel von insgesamt 19 Parzellen einer Kleingartenanlage entwendet worden waren. Nicht nur bei diesen beiden Fällen tappen die Ermittler derzeit noch im Dunkeln.

Auf eine Morgenpost-Anfrage hin teilte die Berliner Polizei mit, dass die Zahl der Kupferdiebstähle in den ersten sechs Monaten dieses Jahres noch einmal deutlich zugenommen habe. 515 Fälle bei denen Kabel, Kabeltrommeln, Kupfer oder anderes Buntmetall entwendet wurde, zählten die Gesetzeshüter. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es lediglich 427 Delikte, die in der Polizeistatistik vermerkt wurden. 2022 konnten nur in 7,8 Prozent der Fälle mindestens eine tatverdächtige Person ermittelt werden, im ersten Halbjahr 2021 lag diese Quote noch bei 8,0 Prozent.

Rohstoffmangel und hohe Preise Gründe für steigende Zahl der Kupferdiebstähle

Im Abschnitt 35 im Berliner Ortsteil Treptow nahmen Beamte im vergangenen Jahr einen Tatverdächtigen wegen schwerem gewerbsmäßigen Kupferdiebstahls fest. Dieser hatte in einer Wohnung und einem Kellerverschlag 50 bis 80 Kilogramm Kupferkabel gelagert. Zeugen hatten den Mann dabei beobachtet, wie er nachts Kabel in die Wohnung brachte.

Experten führen den Anstieg der Kupferdiebstähle auf den generellen Rohstoffmangel in vielen Ländern zurück – und auf die Preisentwicklung in den letzten Jahren. 2021 erreichte der Kupferpreis zeitweise einen Höhepunkt: Bis zu 10.720 US-Dollar wurden für eine Tonne des Metalls gezahlt. Wer Schrotthändlern Kupfer verkaufen will, erhält erfahrungsgemäß allerdings deutlicher weniger: Zwischen vier und sechs Euro wird für ein Kilogramm reines Kupfer gezahlt.

Für Unternehmen ist der Schaden teuer, für Bahnfahrgäste ärgerlich

Die Polizei geht davon aus, dass Diebe gewöhnlicherweise versuchen, ihre Beute bei Metall- und Schrotthändler zu veräußern. Wohin das Metall gebracht wird, sei jedoch nicht genauer einzugrenzen. Wegen des globalen Rohstoffmangels gebe es aber vermutlich nicht nur ein Zielland. Nach einem Beutezug bleiben aber häufig nicht nur ratlose Ermittler, sondern auch verärgerte Unternehmen oder Bauherren zurück. „Der wirtschaftliche Schaden durch die Tathandlung zur Erlangung entsprechenden Buntmetalls ist regelmäßig deutlich höher, als die Erlöse aus dem Verkauf des Diebesgutes“, teilte die Polizei mit.

In Berlin bemerken vor allem Fahrgästen im Nahverkehr, wenn Kupferdiebe mal wieder zugeschlagen haben. Von der Deutschen Bahn und der S-Bahn in Berlin heißt es, die Metalldiebstähle hätten auch immer Zugausfälle zur Folge. „Jeder einzelne Vorfall ist ärgerlich für die Fahrgäste der Deutschen Bahn“, sagte ein Sprecher. Der materielle Schaden sei dabei nur die eine Seite: Reparaturkosten, zusätzliche Züge, Überstunden für Mitarbeitende, Ersatzverkehre mit Bussen und Forderungen verärgerter Fahrgäste würden die Bahn und ihr Image zusätzlich belasten, hieß es.

Eine auf die Teile aufgebrachte künstliche DNA soll Täter auffindbar machen

2021 zählten die Bahner in der deutschen Hauptstadt rund 60 Kupferdiebstähle an Bahnstrecken, ein Schaden von gut 740.000 Euro entstand. In diesem Jahr seien es bis August etwa 30 gewesen mit 220.000 Euro Sachschaden. Generell gehe von Buntmetalldiebstählen keine Gefahr für Fahrgäste aus. Werde etwa ein Signalkabel durchtrennt, würden alle Signale im Streckenabschnitt auf Rot schalten. Das Sicherheitssystem der Bahn sei so angelegt, dass bei einer Störung, sei es aufgrund von Bauarbeiten oder eben durch Sabotage, der Verkehr automatisch und sicher zum Stillstand komme, so der Sprecher weiter.

Die Bahn hat nun gemeinsam mit dem Verband Deutscher Metallhändler eine spezielle Zertifizierung auf den Weg gebracht. Das soll helfen, die von der Bahn gestohlenen Teile bei einem Ankauf durch Händler besser erkennen zu können. Dank einer aufgebrachten künstlichen DNA kann gestohlenes Material der Bahn zufolge eindeutig identifiziert werden. Dazu sprüht die Bahn eine für Kriminelle unsichtbare Flüssigkeit mit einem DNA-Code auf. Mit UV-Licht wird diese DNA sichtbar: Unter einem Mikroskop ist dann ein holografisches DB-Logo erkennbar. Ein zweiter Code verrät zudem, wo das Material gestohlen wurde.

„Versuchen die Metalldiebe, die Markierung zu entfernen, indem sie die Metallteile zersägen oder Kabelmäntel entfernen, landet das DNA-Material auf Werkzeugen, Kleidung und Händen. Mittels ultravioletten Lichts ist der Beweis für den Diebstahl schnell erbracht“, so der Sprecher.

Bahn-Personal legt sich auch mal auf die Lauer, um Täter zu schnappen

Darüber hinaus setzt das Staatsunternehmen auch auf mehr Sicherheitspersonal – in Uniform und Zivil. An Brennpunkten geschieht das sogar gemeinsam mit der Bundespolizei. Die speziell geschulten Einsatzkräfte legen sich dabei zum Teil stundenlang auf die Lauer, um die Diebe auf frischer Tat zu stellen und der Polizei übergeben zu können. Dabei kommen auch Wärmebildkameras, Nachtsichtgeräte und mobile Videotechnik zum Einsatz.

Die Polizei verweist auf vielfältige Sicherungsmöglichkeiten, die auch häufig von den Baufirmen genutzt würden. Dazu zähle etwa die Lagerung hochwertiger Materialien in verschließbaren Containern, Zutrittsbefugnisse nur für berechtigte Personen sowie das Aufstellen eines verschraubten und mit Sichtschutz versehenen Bauzaunes. Auch der Aufbau hochwertiger Videokameras sei grundsätzlich empfehlenswert. Ohne den Einsatz von Wachpersonal sei aber eine absolute Sicherung der Materialien kaum denkbar.

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