Berlin. Mehr als ein halbes Jahr nach dem rassistischen Angriff auf die damals 17-Jährige Dilan S. in Prenzlauer Berg hat die Berliner Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf die Behörde. Demnach wird drei Männern und drei Frauen im Alter zwischen 24 und 54 Jahren Beleidigung, Bedrohung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Das Amtsgericht Tiergarten überprüfe nun, ob die Anklage zugelassen wird.
Dilan wurde am Abend des 5. Februar zunächst in einer Tram rassistisch beleidigt und anschließend auf dem Bahnsteig an der Greifswalder Straße verprügelt. Sie erlitt eine Gehirnerschütterung, ein Schädelhirn- und ein Bauchtrauma sowie Prellungen und musste ins Krankenhaus. Der Angriff soll vor mehreren Zeugen geschehen sein, die laut Dilan allerdings nicht eingriffen. Vor allem aus linken Kreisen heißt es, dass in diesem Teil von Prenzlauer Berg viele Kneipen vor allem rechtes Klientel anziehen.
Für Aufsehen sorgte der Fall auch, weil die Berliner Polizei am Tag nach dem Angriff zu dem Vorfall eine offensichtlich inhaltlich falsche Pressemeldung herausgab. Darin wurde der jungen Frau implizit die Schuld an dem Übergriff gegeben. Die 17-Jährige sei attackiert worden, weil sie in der Bahn keine Maske getragen haben soll. Mehrere Medien griffen das auf und stellten Dilan als Maskenverweigerin dar.
Dilan: „Ich wurde zusammengeschlagen, weil ich Ausländerin bin“
Aus dem Krankenhaus veröffentlichte sie daher ein Video auf Instagram, auf dem sie ihre Sicht der Dinge schilderte. „Ich wurde gestern zusammengeschlagen, weil ich Ausländerin bin“, sagte Dilan. Binnen kürzester Zeit sahen drei Millionen Menschen die junge Frau, die immer wieder mit den Tränen rang. Die Anteilnahme war groß.
Erst vier Tage später korrigierte auch die Polizei den Irrtum und stellte klar, dass die 17-Jährige einen Mund-Nasen-Schutz trug, wie es auf den Überwachungsvideos der Tram zu sehen war. Der überwiegende Teil der Angreifer tat das jedoch nicht. Auch Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) entschuldigte sich bei der jungen Frau, nahm die Polizei aber in Schutz.
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