Berlin. Es ist schwülwarm, beinahe stickig im Aquarium des Zoologischen Gartens: Es wurde 1913 an der Budapester Straße eröffnet. Nachdem es im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde, folgte der Wiederaufbau. Zwischen 1978 und 1983 fand die letzte größere Sanierung statt. Warum es jetzt diese Reise in die Geschichte des Aquariums gibt? Weil es zu jenen 50 Aquarien gehört, die im neuen „Handbuch und Planungshilfe Aquarienbauten“ vorgestellt werden. Herausgegeben wurde das Fachbuch von dem ehemaligen Leiter und Direktor des Berliner Aquariums, Jürgen Lange, und der Architektin Natascha Meuser.
Über die fast 40 Jahre hinweg, die Lange das Aquarium im Zoologischen Garten in Berlin leitete, eignete er sich ein großes Wissen an. Dieses Wissen wurde in der Publikation festgehalten und mit Erkenntnissen vieler anderer Aquarianer weltweit vervollständigt. Zudem behandelt das Buch die Historie der vorgestellten Aquarienbauten. Nun steht es vor allem Architektinnen und Architekten zur Verfügung, die sich mit der Thematik beschäftigen.
Obwohl der Gebäudetypus des Aquariums große Komplexität mit sich bringt, ist er kaum präsent in der Fachliteratur der Architektur. Das wollten die Herausgeber mit dem neuen Buch ändern. „Der Aquarienbau vereint alle Probleme des Bauens in seinen Extremen,“ sagt die Architektin Natasche Meuser. Jürgen Lange präzisiert, dass man beim Aquarienbau besonders auf die Statik, Glasstärke und Isolation achten muss. „Wasser ist schwer. 1000 Liter wiegen eine Tonne – das müssen die Scheiben halten.“ Außerdem sei es sehr wichtig, auf die Baumaterialien zu achten, damit diese keine Giftstoffe in das Wasser abgeben, die den Lebewesen in den Aquarien schaden könnten.
Multiplikatoren für Natur- und Tierschutz
Mit dem Buch will das Duo jedoch nicht nur Architekten und Architekturstudierende ansprechen, sondern auch Schulklassen und interessierte Aquarienbesucher erreichen. Aquarien seien Multiplikatoren für Natur- und Tierschutz, wenn man sie richtig gestaltet. Auch wollen Meuser und Lange Aquarienbetreiber zu einer informierenden Gestaltung ihrer Aquarien anregen und stellen Positivbeispiel in ihrem Buch vor. Den Herausgebern zufolge klären schon viele Aquarien ihre Besucher über lokale und regionale Gewässer und deren Lebewesen auf. Auch der Direktor des Zoologischen Garten, Andreas Knieriem, sieht Potenzial in der Buchneuerscheinung, vor allem auch in Hinblick auf Nachhaltigkeit. Dass Aquarien einen sehr hohen Energieverbrauch hätten, stelle keiner infrage, aber kleine Einsparungen seien möglich.