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Flughafen BER: Passagiere warten mehr als 50 Tage auf Koffer

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Flughafen-Chaos: Diese Ansprüche haben Reisende

Flughafen-Chaos: Diese Ansprüche haben Reisende

An den deutschen Flughäfen herrscht derzeit ein erhebliches Chaos. Sämtliche Flüge haben Verspätung oder fallen sogar aus. Was Reisende nun wissen sollten!

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Die Bearbeitung vermisster Koffer dauert am Flughafen BER teilweise mehrere Wochen. Für Passagiere kann das richtig ärgerlich werden.

Schönefeld.  Inzwischen ist es mehr als 50 Tage her, dass der Koffer von Dirk Wachholz verloren gegangen ist. Der Berliner ist am 22. Juni vom Flughafen BER zum London City Airport geflogen, um Elton John beim British Summer Time Festival zu sehen. Doch sein Koffer kam nicht mit ihm in der britischen Hauptstadt an. „Unsere Freunde haben ihr Gepäck genau vor uns eingecheckt und auch in London abholen können“, schildert er. Wo sich sein Koffer seither befindet, ist unklar. Die Airline, British Airways, bittet um Geduld. Die Suche nach dem Gepäck laufe weiter, heißt es in einem aktuellen Schreiben, und: „Erfahrungsgemäß dauert es zur Zeit zwischen vier bis zwölf Wochen, bis die Gepäckstücke ausgeliefert werden.“

Wachholz mit seinem vermissten Koffer ist kein Einzelfall – immer wieder kommt es vor, dass Koffer nicht rechtzeitig verladen werden können oder im falschen Flugzeug landen, sodass sie ihrem Besitzer nachgeschickt werden müssen. Offiziell ist dabei von sogenanntem Rush-Gepäck die Rede. Probleme gibt es – so schilderte es der BER schon zum Start der Sommerferien – in den Regel bei Umsteigeflügen über große Hubs wie Frankfurt (Main) oder London Gatwick, wo es gerade bei Flugverspätungen knapp wird, das Gepäck rechtzeitig von einem Flugzeug in den nächsten zu verladen.

„Insgesamt ist das Aufkommen an Rush-Gepäck sehr volatil und lässt sich schwer mit einem Durchschnittswert beschreiben“, sagt BER-Sprecher Jan-Peter Haack. „An manchen Tagen sind es nur einzelne Koffer, in der Vergangenheit gab es Tage mit den Höchstwerten von bis zu 300.“ Eine Gesamtzahl an Koffern, die aktuell am BER lagern und nach deren Besitzern gesucht wird, nennt der Sprecher mit Verweis auf die fortlaufende Bearbeitung nicht – betont aber, dass bei im Schnitt 66.000 Passagieren am Tag natürlich nur ein Bruchteil der Reisenden betroffen ist.

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Nachgesendete Koffer am Flughafen BER: Anzahl liegt weit über den Werten der Vorjahre

Zuständig für das Gepäck sind am BER die drei Bodenverkehrsdienstleister Aeroground, Wisag und Swissport. Laut Aeroground gibt es bereits seit Mai deutlich mehr nachgesendete Koffer als üblich. Die Zahlen lägen „fünf- bis zehnmal über den Durchschnittswerten der Vorjahre“, berichtet ein Unternehmenssprecher. „Diese enormen Mengen an nachgesendeten Gepäckstücken führen zu deutlichen Verzögerungen bei der Bearbeitung.“ Wie lange es dauert, bis ein verloren gegangener Koffer beim Eigentümer ankommt, ist dem Unternehmen zufolge unterschiedlich und beispielsweise abhängig von der Zollrelevanz. „Der Zeitraum kann von wenigen Tagen bis zu zwei Wochen reichen, in Ausnahmefällen sind auch längere Bearbeitungszeiten möglich“, so der Sprecher.

Von durchschnittlich vier bis sechs Tagen, die die Nachlieferung von Gepäck dauere, spricht das Unternehmen Swissport. „Wir verzeichnen pro Tag circa 50 bis 100 Koffer, welche entweder den Flughafen Berlin nicht verlassen oder nicht ankommen.“ Dadurch sei das Team von Swissport stark gefordert – noch mehr als während der Hauptreisezeit in einem normalen Jahr – „aber ein Großteil der Probleme entsteht in Bereichen außerhalb der Kontrolle von Swissport“, sagt der Sprecher, der als Beispiele Verspätungen nennt oder dass Gepäck schon am Ursprungsort gar nicht erst ins Flugzeug geladen werde. Auch die Wisag spricht von rund 50 Koffern, die pro Tag bearbeitet werden. Die Prozesse im Bereich „Lost and Found“ nennt eine Sprecherin „stabil“.

Nachtschichten bei Dienstleistern sollen Besserung bringen

Dass die Bearbeitungszeiten aber durchaus länger dauern können, bestätigt auch Margrit G. Seit mittlerweile fast drei Wochen ist ihr Koffer verschwunden, nachdem sie mit Austrian Airlines von Venedig über Wien nach Berlin geflogen ist. Regelmäßig fahre sie seither zum BER und schaue, ob ihr Koffer inzwischen aufgetaucht ist, erzählt G. – noch wisse sie nicht, ob sich ihr Gepäck mit großen Teilen der Sommergarderobe überhaupt in Berlin befindet oder möglicherweise noch in Wien oder Venedig steht. „Am Wochenende werde ich wieder zum Flughafen fahren, um zu schauen. Es ist wirklich ärgerlich.“

Swissport wie Aeroground erklären, mit mehreren Ansätzen die Situation verbessern zu wollen. „Durch den Einsatz von zusätzlichen Nachtschichten und die gute Kooperation mit dem Flughafenbetreiber war es möglich, die Kapazität in der Bearbeitung zu erhöhen, wodurch wir eine Verbesserung der Lage in den kommenden Wochen erwarten“, schildert Aeorground. Zudem sei das Personal aus anderen Bereichen sowie der Verwaltung verstärkt worden, Neueinstellungen seien geplant. Auch Swissport hat eigenen Angaben zufolge eine Nachtschicht eingebaut und setzt weitere Mitarbeiter in der Abteilung „Lost and Found“ ein. Eine Normalisierung wird nach den Ferien erwartet.