Berlin

Mehr Mitarbeiter und weniger Kranke im öffentlichen Dienst

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Joachim Fahrun
Nicht nur neuere Technik, auch jüngere Mitarbeiter kommen in Berlins Behörden an. Das Land konnte sein Personal zuletzt aufstocken.

Nicht nur neuere Technik, auch jüngere Mitarbeiter kommen in Berlins Behörden an. Das Land konnte sein Personal zuletzt aufstocken.

Foto: Britta Pedersen / dpa

Mit mehr jungen Leuten in den Behörden sinkt auch der Krankenstand. Wegen der Pensionierungswelle muss die Erneuerung unbedingt weitergehen.

Berlin.  Die Einstellungsoffensive des Landes Berlin zeigt Wirkung. In Senatsverwaltungen und Bezirksämtern waren im Januar 2022 insgesamt 130.418 Personen tätig, das waren 2869 mehr als im Vorjahr und 19.000 mehr als beim Tiefststand 2014. Jeder vierte Landesbeschäftigte arbeitet in Teilzeit. Weil überwiegend jüngere Menschen neu in die Dienststellen kommen, ist das Durchschnittsalter in Berlins öffentlichem Dienst weiter gesunken und liegt jetzt bei 46,8 Jahren, wie aus dem aktuellen Personalbericht der Finanzverwaltung hervorgeht. Vor acht Jahren waren Berlins Landesdiener im Durchschnitt fast 50 Jahre alt.

Immerhin 40.000 Landesbeschäftigte sind inzwischen jünger als 40 Jahre

Die Altersgruppe der unter 30-Jährigen wuchs um 15 Prozent auf nun fast 10.000. Rund 30.000 Beamte und Angestellte sind zwischen 30 und 40 Jahren alt. Die größte Gruppe bilden aber immer noch die 40.000 Beschäftigten im Alter zwischen 50 und 60. Rund 20.000 sind älter als 60 Jahre und gehen demnächst in den Ruhestand. Besonders alt sind die Beschäftigten der Generalstaatsanwaltschaft. Mehr als die Hälfte der 120.000 Mitarbeiter ist über 55 Jahre alt. An den Schulen gilt das für ein Drittel der 46.000 Beschäftigten.

Die Finanzverwaltung hat berechnet, dass in diesem Jahr 2449 Beschäftigte das 64. Lebensjahr erreichen. In diesem Alter gehen Landesbedienstete im Durchschnitt in den Ruhestand. Die große Welle der ausscheidenden Babyboomer wird aber erst in einigen Jahren erreicht. 2028 werden fast 4800 Mitarbeiter das Renten- oder Pensionsalter erreichen. Bis 2031 hören insgesamt mehr als 40.600 Berliner Beamte und Angestellte auf, also fast jeder dritte. Berlin muss also weiterhin mit Hochdruck Mitarbeiter suchen, finden und einstellen.

Den Bau- und Planungsbehörden steht der stärkste Abgang von Ruheständlern bevor

In den bauenden und planenden Behörden werden deutlich über 40 Prozent in den kommenden acht Jahren ausscheiden, in den Sektoren Gesundheit, Umwelt und Sport 40 Prozent. In den Schulen liegt der altersbedingte Abgang bei gut einem Drittel, in den Sicherheitsbehörden bei etwas mehr als einem Viertel der derzeitigen Mitarbeiter.

9993 junge Menschen befanden sich in der Ausbildung, das sind fast 700 mehr als vor einem Jahr. Zum Vergleich: 2009 bildete Berlin knapp 6800 angehende Staatsdiener aus. 3500 Beschäftigte der Haupt- und Bezirksverwaltung haben keinen deutschen Pass. Sie kommen zu rund der Hälfte aus den EU-Staaten, vor allem aus Polen, Italien und Frankreich. Aber auch 567 Türken, 195 Russen und 159 US-Amerikaner arbeiten für das Land Berlin.

Die hohen Krankenstände in Berlins Verwaltung gehen allmählich zurück

Die allmähliche Verjüngung der Behörden sorgt mit dafür, dass die immer noch sehr hohen Krankenstände in den Ämtern zuletzt gesunken sind. Laut Senatsfinanzverwaltung war jeder Beschäftigte 2021 an 34,4 Kalendertagen krank. Im Vorjahr waren es noch 36,8 Tage, 2018 gab es den Rekord mit 38,7 Tagen. Die so genannte Gesundheitsquote stieg um 0,6 Punkte auf 90,6 Prozent. Bei den Beamten, zu denen aber auch die besonders belasteten Polizisten und Feuerwehrleute zählen, lag sie etwas niedriger, bei Angestellten etwas höher. Frauen fehlten etwas öfter gesundheitsbedingt als Männer.

Auch die älteren Beschäftigten waren im Vorjahr, womöglich auch bedingt durch das verbreitete Homeoffice während der Corona-Pandemie, seltener krank als in den Vorjahren. Statistisch relevant ist aber neben den besseren Gesundheitsdaten der 40- bis 50- und der 50- bis 60-Jährigen das Wachstum der jüngeren Altersgruppen. Denn während in der Kategorie 60plus gut jeder sechste Arbeitstag (15,6 Prozent) krankheitsbedingt ausfiel und bei den 50- bis 60-Jährigen jeder neunte (11,5 Prozent), liegen die Werte bei den Jüngeren deutlich niedriger.

Jüngere Kollegen fehlen nur halb so lange wie Mitarbeiter über 60

Unter 30-Jährige fehlten nur an jedem 20. Arbeitstag, ihre Kollegen zwischen 30 und 40 jeden 17. Die Experten der Finanzverwaltung sehen einen „statistisch signifikanten Zusammenhang“ zwischen dem Alter und den krankheitsbedingten Ausfällen.

Entsprechend der niedrigeren Krankenstände kann die für das Personal zuständige Finanzverwaltung bessere „Gesundheitsquoten“ vermelden. Bei der Feuerwehr stieg dieser um einen Punkt auf 87,6 Prozent, bei der Polizei um 0,9 Punkte auf 87,8 Prozent. Die Schulen verzeichneten ein leichtes Plus von 0,2 Punkten auf 92,1 Prozent. Auch in den Bezirksämtern fielen die Menschen weniger aus als in den Vorjahren.

Corona-Schutz hat offenbar auch andere Kurzzeit-Erkrankungen verhindert

Offenbar spielt die durch die Corona-Schutzmaßnahmen seltener auftretenden Infekte und Erkältungen eine wesentliche Rolle. 2021 wurden insgesamt 493.000 Krankheitsfälle gezählt. Das sind zwar 16.000 mehr als 2020 aber immer noch fast 70.000 weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019. Weil die Menschen aber schneller wieder gesund geworden sind, lag die Zahl der Krankentage deutlich unter dem Niveau von 2020. Zwei Drittel der Ausfälle gehen auf Kurzzeiterkrankungen von weniger als drei Tagen zurück. Gerade deren Anzahl war in der Corona-Pandemie massiv gesunken und hat 2021 noch lange nicht wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht. Weiterhin ein Problem sind die Langzeiterkrankungen. Ausfälle von mehr als einem halben Jahr summierten sich auf ein Drittel aller Krankheitstage in Berlins öffentlichem Dienst, die von 1,4 Prozent der Langzeitkranken in der Belegschaft genommen wurden.