Berlin. Stromkunden des Energieversorgers Vattenfall in Berlin müssen ab Oktober mehr Geld als bislang für ihre Energieversorgung einplanen: Der schwedische Staatskonzern erhöht mit Verweis auf die deutlich gestiegenen Beschaffungskosten die Tarife. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Ein Berliner Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 2200 Kilowattstunden zahle dann im Grundversorgungstarif pro Monat 7,88 Euro mehr, hieß es. „Das entspricht einer Steigerung von 12,9 Prozent.“ Laut Check24 hätten deutschlandweit zuletzt zahlreiche Stromversorger die Tarife angezogen, im Schnitt um 20,1 Prozent.
Vattenfall ist im Netzgebiet Berlin der allgemeine Stromversorger und hat in der Hauptstadt eigenen Angaben zufolge rund 1,4 Millionen Kundinnen und Kunden. Konkret steigt der Verbrauchspreis in der Grundversorgung von 28,82 Cent je Kilowattstunde auf 33,12 Cent. Vattenfall zufolge zählen die eigenen Preise im deutschlandweiten Vergleich damit aber weiter zu den günstigsten. Laut dem Portal Verivox liegt der durchschnittliche Preis für eine Kilowattstunde (kWh) Strom in diesem Jahr bei rund 40 Cent/kWh. Vattenfall betont, dass es mit dem neuen Preis unter dem Niveau liege, das bis Ende Juni gegolten habe. Damals lag der Preis pro Kilowattstunde noch bei 33,25 Cent und fiel ab Juli auf das aktuelle Niveau aufgrund des Wegfalls der EEG-Umlage.
Der Grundpreis wird in Berlin ab Oktober auch von der Art des Stromzählers in den Haushalten abhängen, so Vattenfall weiter. Die Netzbetreiber haben demnach mit dem gesetzlich geregelten Einbau neuer Stromzähler begonnen. Der Grundpreis teilt sich künftig daher in einen „Grundpreis ohne Zähler“ in Höhe von 7,49 Euro sowie ein Zählerentgelt auf, das von der Art des Zählers abhängt. Bisher beträgt der Grundpreis 8,20 Euro.
Vattenfall erhöht Strompreise: Vorgeschmack auf künftige Belastungen
Der Sprecher für Energiepolitik der Linksfraktion in Berlin, Alexander King, bezeichnete die Erhöhung als „happig“. Sie sei aber nur ein Vorgeschmack auf das, was an Belastungen auf die Menschen in Berlin noch zukommen würde. „Was von der Bundesregierung bisher zur weiteren Entlastung zu vernehmen ist, kann deshalb nur ein schlechter Scherz sein“, so King. Da müsse mehr kommen.
Die FDP bezeichnete die Preiserhöhung als „in der derzeitigen Situation erwartbar“. „So bitter es auch ist: Verbraucher und Unternehmen müssen sich auf steigende Energiepreise einstellen“, erklärte der energiepolitische Sprecher Christian Wolf. Er verwies darauf, dass es die FDP gewesen sei, die im Bund das Aus der EEG-Umlage durchgesetzt habe.
Energiepreise in Berlin: "Soziale Notlage in der kalten Jahreszeit zu verhindern"
Die CDU in Berlin forderte befristet eine Kappungsgrenze für Energiepreise und einen Kündigungsstopp für Mieter. Dafür haben sich die Christdemokraten in einem Antrag für den Bundesparteitag im September ausgesprochen. „Wir müssen jetzt alles dafür tun, um eine soziale Notlage in der kalten Jahreszeit zu verhindern“, sagte CDU-Landeschef Kai Wegner.
Für den Grundbedarf an Gas, Strom und Heizöl sollten sich die Verbraucherpreise deshalb zeitlich befristet am mittleren Preisniveau des Jahres 2021 orientieren. „Die Differenz zu den tatsächlichen Marktpreisen ist den Versorgungsunternehmen für den Geltungszeitraum der Kappungsgrenze zu erstatten.“