Berlin. Der Ärger schien am Donnerstag verflogen. In das Sommerbad Neukölln am Columbiadamm, wo sich zwei Tagen zuvor noch eine regelrechte Gewaltorgie zutrug, ist offensichtlich wieder Ruhe eingekehrt. Trotzdem war das Bild jenseits der entspannt wirkenden Badegäste ungewohnt: Am Eingang standen ab dem Nachmittag mehrere bewaffnete Polizisten, während die Sicherheitskräfte des Bads die Taschen der Besucherinnen und Besucher kontrollierten. „Manche Leute finden das nervig und machen Ärger“, sagte Security-Mann Omar. „Ich weiß aber auch eh nicht, wie viel das bringt, denn am Körper können ja immer noch Waffen mit reingeschmuggelt werden.“
Nachdem es am Dienstagabend im Columbiabad zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen war, zeigt die Berliner Polizei ab Donnerstag Präsenz. So stand ab den Morgenstunden eine mobile Wache vor dem Eingang. Ab 14 Uhr waren uniformierte Kräfte in dem Freibad unterwegs, um Präsenz zu zeigen und sich einen Überblick zu verschaffen.
„Es war ruhig – überwiegend Familien und insgesamt wenig Gäste“, sagte eine Polizeisprecherin am Nachmittag, kurz nachdem die Regenwolken wieder abgezogen waren. Man werde der Lage angepasst agieren – also bei höheren Temperaturen gegebenenfalls mit mehr Kräften vor Ort sein, teilweise auch in Zivil. Man habe auch andere Bäder im Blick. Dort gebe es allerdings bislang keine vergleichbaren Maßnahmen.
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Massenschlägerei im Sommerbad am Insulaner
Bäderbetriebe stocken Zahl der Sicherheitskräfte auf
Auch die Berliner Bäderbetriebe (BBB) kündigten am Mittwoch an, das Sicherheitspersonal im Columbiabad aufstocken zu wollen. Am Dienstag, dem Tag des Angriffs, seien 16 Securitykräfte im Dienst gewesen, am Mittwoch und Donnerstag jeweils 18, wie eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage sagte. Auch im Sommerbad am Insulaner in Steglitz, wo es Ende Juni eine Massenschlägerei mit 100 Beteiligten gab, wurde der Wachschutz von 16 auf 20 Mitarbeiter erweitert.
Eine Obergrenze gebe es dabei nicht, so die BBB-Sprecherin weiter. „Die Anzahl der eingesetzten Sicherheitskräfte richtet sich nach dem individuellen Bedarf der einzelnen Bäder.“ Dabei spiele auch die Größe eine Rolle.
Am Dienstagabend waren etwa zwölf Personen in das Columbiabad eingedrungen, nachdem sie zuvor nach einer Schlägerei der Anlage verwiesen worden waren. Dabei sollen sie gezielt mit Reizgas und Schlagwerkzeugen auf das Sicherheitspersonal losgegangen sein, das teilweise flüchten und sich verschanzen musste. Elf Menschen wurden verletzt, drei davon mussten ins Krankenhaus gebracht werden.
Jugendliche sind häufig die Unruhestifter
„Es handelt sich fast immer um Jugendliche, die Ärger machen“, sagte Sicherheitsmann Omar zwei Tage später. Vorfälle wie diese seien definitiv die Ausnahme, sagte hingegen ein Bademeister. „Im Regelfall hat hier jeder einen entspannten Sommertag und muss keine Angst haben“.
Drei junge Männer im Alter von 19, 23 und 24 Jahren konnte die Polizei festnehmen, nach den übrigen wird noch gefahndet. Dazu wurde am Donnerstag auf der Internetseite der Behörde ein Zeugenportal für Hinweise, Fotos und Videos des Hergangs freigeschaltet. Die Meldungen seien dabei auch anonym möglich, heißt es. Dass die Berliner Polizei nun im Columbiabad Patrouille läuft, stößt nicht überall auf Begeisterung.
Es gebe zu wenig personelle Ressourcen, hieß es etwa von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Wenn die Bäderbetriebe die Lage nicht mit eigenem Personal bewältigen, müssen sie eben ihre Skandalbäder schließen“, sagte am Donnerstag der stellvertretende Berliner Landesvorsitzende Torsten Riekötter. Die CDU forderte dagegen vom Senat ein umfassendes Sicherheitskonzept für die Bäder „Es geht darum, dauerhaft besten Schutz und höchste Sicherheit in allen unseren Einrichtungen zu gewährleisten, wie dies unsere Badegäste zu Recht erwarten“, sagte der innenpolitische Sprecher der Fraktion im Abgeordnetenhaus, Frank Balzer.
Am Mittwoch auch Gewalt im Sommerbad Pankow
Nach den jüngsten Vorfällen im Columbiabad zeigte sich die Führung von Polizei und Bäderbetrieben entsetzt von einer neuen Qualität der Gewalt. Es ist allerdings nicht der erste Vorfall in diesem Sommer. Ende Juni wurden ebenfalls im Columbiabad Polizisten und Wachleute von bis zu 250 Badegästen bedrängt. Nur wenige Tage zuvor war am Insulaner die Massenschlägerei ausgebrochen.
Und auch im Sommerbad Pankow, das in diesem Jahr bislang eher für positive Schlagzeilen sorgte, gab es nun den ersten Vorfall. Drei junge Männer, die im Laufe des Mittwochs mehrfach gegen die Badeordnung verstoßen hätten, weigerten sich, nach Feierabend zu gehen. Laut Polizei soll es dann zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen dem Trio und Sicherheitsmitarbeitern gekommen sein. Die drei Badegäste, 17 bis 19 Jahre alt, und die Mitarbeiter zeigten sich am Ende gegenseitig wegen Körperverletzung an.