Berlin. Statt der ursprünglich kalkulierten 6,4 Millionen Euro werden nun Kosten von 17,6 Millionen Euro erwartet. Das hat mehrere Gründe.
Für den Radschnellweg, der künftig vom S-Bahnhof Wannsee zur Messe und nach Halensee führen soll, muss erheblich mehr investiert werden als ursprünglich angenommen. War man in der Machbarkeitsstudie im Jahr 2020 noch von Kosten in Höhe von 6,4 Millionen Euro ausgegangen, so schätzten Verantwortliche die Summe in der aktuellen Vorplanung bereits auf 17,6 Millionen Euro. Die Kosten haben sich also beinahe verdreifacht, wie aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des FDP-Abgeordneten Felix Reifschneider hervorgeht, die der Berliner Morgenpost vorab vorliegt. Die zuständige Planungsgesellschaft Infravelo verweist zur Begründung auf mehrere Punkte, darunter eine höhere Planungsgenauigkeit und eine veränderte Route.
So war zunächst geplant, den Radschnellweg nur von Wannsee zum S-Bahnhof Halensee zu führen. In der weiteren Planung wurde dann ein 1,6 Kilometer langer Trassenarm über die Eichkampstraße bis Messe Süd ergänzt, außerdem ein Brückenneubau für den Rad- und Fußverkehr am Trabener Steg vorgesehen. Daneben verweist die Infravelo darauf, dass mit der genaueren Planung insgesamt auch die Kostenschätzung genauer sei, weil nun mit konkreten Lageplänen gearbeitet werde und nötige Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für den Bau ermittelt wurden. Das sei erst möglich, wenn die Vorzugstrasse für die Verbindung feststeht, was während der Machbarkeitsstudie noch nicht der Fall gewesen war.
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Zuletzt spielt auch die allgemeine Entwicklung im Bausektor eine Rolle: „Die bereits eingetretenen Steigerungen der Baupreise wurden in der Kostenschätzung zur Vorplanung berücksichtigt und verursachen einen maßgeblichen Anteil der Kostensteigerung“, schreibt die Infravelo.
Pro Kilometer betragen die Kosten knapp 1,3 Millionen Euro
Allerdings könnte die erhebliche Kostensteigerung auch Einfluss darauf haben, wie wirtschaftlich die Verbindung noch ist. Der Radschnellweg über den Kronprinzessinnen- und den Königsweg war schon bei den ursprünglich angenommenen Kosten die Strecke mit dem schlechtesten sogenannten Nutzen-Kosten-Verhältnis. Dieses wurde in der Machbarkeitsstudie mit 1,62 angegeben. Zum Vergleich: Für die Ostroute wurde erklärt, dass der Nutzen 3,9 mal höher lag als die Investitionskosten, bei der Westroute wurde das Verhältnis mit 2,5 beziffert und für die Teltowkanal-Route sogar mit 6,6. Für den Wert werden unter anderem der reduzierte CO2-Ausstoß und die insgesamt veränderten Schadstoffemissionen oder die eingesparte Reisezeit berücksichtigt.
Mit Blick auf den Radschnellweg durch den Grunewald teilte die Infravelo nun mit, dass nicht nur die Kosten gestiegen seien, sondern sich durch die erweiterte Route auch der Nutzen erhöhe. Und: „Mit 1,27 Millionen Euro/Kilometer liegen die Kosten im durchschnittlichen Kostenrahmen einer Radschnellverbindung.“ Dazu, inwieweit der Nutzen aber tatsächlich noch gegenüber den Investitionskosten überwiegt, gibt es bislang keine neue Berechnung. Erst in der Bauplanungsunterlage soll der Nutzen-Kosten-Faktor erneut geprüft werden, heißt es.
FDP-Abgeordneter will andere Radschnellwege priorisieren
Aus Sicht des FDP-Verkehrsexperten Reifschneider ist das zu spät. „Bei einer Verdreifachung der Kosten droht das Nutzen-Kosten-Verhältnis ins Negative zu kippen“, sagt er. „Deshalb muss hier zunächst der Nutzen überprüft werden, bevor Personal und Geld durch weitere Planungen gebunden werden.“ Zudem verweist Reifschneider auf die anderen Radschnellwege, bei denen der Nutzen-Kosten-Faktor zum Teil deutlich höher liegt. Vom Senat fordert der Abgeordnete daher, „diese Radschnellverbindungen bei der Planung und Umsetzung zu priorisieren“.