Berlin . Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) dürfen das sogenannte Würmchen-Muster nicht mehr nutzen. Nun wurde ein neues Muster präsentiert.
Rund zwei Millionen Menschen sind täglich mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) unterwegs – und werden dabei in Zukunft auf Sitzen mit neuem Design Platz nehmen. Am Dienstag hat die BVG das erste Fahrzeug mit neuem Sitzmuster präsentiert, es ist einer der beiden Prototypen der aktuellen Doppeldecker-Generation, die seit Ende 2021 zum Einsatz kommt. Das auffallend bunte Design mit Gelb-, Blau- und Rottönen soll nach und nach die bisherigen Muster ablösen und zugleich eine Botschaft transportieren, sagte Christine Wolburg, Bereichsleiterin für Vertrieb und Marketing. Denn wer die Sitze genau anschaut, entdeckt verschiedene Silhouetten, insgesamt sind es rund 80. Muster der Vielfalt, nennt Wolburg das künftige Design deshalb auch. Es soll symbolisieren, wie divers die Stadt Berlin und die BVG selbst mit ihren Mitarbeitern und Fahrgästen sind.
Derzeit gibt es in den Fahrzeugen der BVG zwei Muster: Das in den 1980er-Jahren entwickelte und ursprünglich in S-Bahn-Zügen verwendete „Urban Jungle“, auch bekannt als Würmchen- oder Wimmelmuster, und das Nachtlinien-Design, das eher in Grautönen gehalten ist. Um das Würmchenmuster gibt es allerdings einen Rechtsstreit mit dem Designer ums Urheberrecht. Ende 2021 hatte das Hamburger Landgericht entschieden, dass zwar Sitze mit dem Muster nicht aus den Bussen und Bahnen herausgerissen werden müssen. Merchandising-Artikel der BVG in dem Design dürfen jedoch nicht mehr verkauft werden. Gegen das Urteil hatten beide Seiten Berufung eingelegt, eine neue Entscheidung gibt es bislang nicht. „Wir sind noch im Prozess“, sagte Wolburg, die auch erklärte, dass der Rechtsstreit ein Anstoß war, ein neues Muster zu entwickeln.

In dem Muster stecken ganz unterschiedliche Figuren
Im vergangenen Jahr habe man begonnen, sich mit dem Design zu beschäftigen. „Eine Idee für ein Muster ist schnell entwickelt, aber dann muss es noch mit allen abgestimmt und auch rechtlich geprüft werden“, sagte Wolburg. Für das Design haben die Berliner Verkehrsbetriebe mit der Agentur Jung von Matt / SAGA zusammengearbeitet. Dabei sei recht schnell klar gewesen, dass Silhouetten Teil der Gestaltung sein sollen, berichtete Grafikdesignerin Susann Oecknick von der BVG, denn: „Das, was uns ausmacht, sind unsere Fahrgäste.“
In dem Muster stecken dem Unternehmen zufolge ganz unterschiedliche Figuren: ein Vater mit seinem Kind, Rollstuhlfahrer, ein Fahrgast mit Hund, aber auch die BVG selbst in Form eines Kontrolleurs wird repräsentiert.
Ziel war es dabei auch, freundlichere und hellere Farben zu verwenden als im Nachtlinien-Design, das ebenfalls aus dem letzten Jahrtausend stammt. „Das Nachtlinien-Muster erfüllt seine Funktion als Sitzmuster, aber es steht nicht für eine Botschaft“, sagte Wolburg. Zudem passe das neue Design zum ohnehin für seine Kreativität bekannten Marketing des Berliner Verkehrsunternehmens – und zum Slogan „Weil wir dich lieben“.
Die Umrüstung aller Fahrzeuge wird allerdings einige Jahre in Anspruch nehmen. Bei Bestandsfahrzeugen sollen die alten Sitzbezüge nicht grundlos ausgetauscht werden, geplant ist – auch aus Kostengründen –, das im Zusammenhang mit ohnehin anstehenden Instandsetzungen zu tun. Zunächst sollen bei Reparaturen an Sitzen aber auch noch Restbestände an Bezügen mit altem Muster aufgebraucht werden. Kalkuliert wird, dass es etwa bis zum Jahr 2030 dauern wird, bis die gesamte Busflotte – dann nur noch bestehend aus Elektrofahrzeugen – mit dem neuen Muster ausgerüstet ist. Bei den Neubaufahrzeugen im Bereich Straßenbahn und U-Bahn soll das Muster nach Möglichkeit ab Mitte, spätestens Ende nächsten Jahres eingebaut werden, sagte Wolburg. Weil es in den U-Bahnen keinen Plüsch, sondern glattes Leder als als Material der Sitzbezüge gibt, seien die Figuren dort auch noch einmal besser erkennbar als im Bus.
Wer ab kommender Woche den ersten Bus mit dem neuen Sitzmuster im Fahrgastbetrieb sehen will, muss nach der Fahrzeugnummer 3550 Ausschau halten. Der Doppeldeckerbus ist auf dem Betriebshof Cicerostraße untergebracht und fährt daher auf Linien im Innenstadtbereich. Als nächstes Fahrzeug, berichtete Bus-Chef Torsten Mareck, folge der zweite Prototyp der neuen Doppeldecker. Er trägt die Nummer 3551. Dieser wird mit dem Sitzmuster voraussichtlich in den kommenden Wochen ausgerüstet. Und auch auf Fan-Artikeln könnte das Design künftig zu finden sein. Im „Urban Jungle“-Look gab es beispielsweise Socken, Turnbeutel oder Tassen. Die genauen Ideen für das neue Muster verriet BVG-Bereichsleiterin Christine Wolburg noch nicht. Sie versprach am Dienstag lediglich: „Irgendetwas werden wir uns einfallen lassen.“